Egal wo man derzeit in der Landwirtschaft hinhört, ein Thema beherrscht alle Ausführungen, die Trockenheit der Böden. Kein Wunder also, dass es das Thema schlechthin war für Steffen Bilger beim Besuch im Taubertal. Der Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Ludwigsburg folgte einer Einladung des JU-Stadtverbands Lauda-Königshofen und des CDU-Ortsverbands Gerlachsheim. Bilger ist stellvertretender Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion und zuständig für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit und Verbraucherschutz sowie Ernährung und Landwirtschaft.
Egal, ob Feldfrüchte oder Sonderkulturen wie der Weinbau, alle leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Der JU-Stadtverbandsvorsitzende Marco Hess betonte, dass es wichtig sei, sich vor Ort ein Bild zu machen. "Denn einmal sehen ist besser als tausendmal hören." Der CDU-Ortsvorsitzende Dominik Martin ergänzte, dass man seitens der Kommunalpolitik für die Landwirtschaft stets ansprechbar sei.
Ungleichmäßiger Wuchs der Zuckerrüben stellt Problem für Erntemaschinen dar
Beim Besuch eines Zuckerrübenfeldes bei Hof Sailtheim wurde schnell deutlich: Die Früchte im Boden sind heuer nicht so, wie sie eigentlich sein sollten. Runzelig und ungleichmäßig ist der Wuchs. "Nicht einmal den Reihenschluss haben sie in diesem Jahr hinbekommen", erläuterte Matthias Klingert, stellvertretender Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Main-Tauber. Man rechne mit einer weit unterdurchschnittlichen Ernte in diesem Jahr. Der ungleichmäßige Wuchs stelle auch ein Problem für die Erntemaschinen dar, weil überall nachjustiert werden müsse, ergänzte Hartmut Lindner vom Landwirtschaftsamt.
Während die frühreifen Sorten wie Winterweizen oder Raps noch einigermaßen gediehen sind, sieht es bei den Rüben und vor allem beim Mais teilweise dramatisch aus. Hier sind Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent zu erwarten. Matthias Klingert und Hartmut Lindner machten allerdings deutlich, dass die Situation nicht in allen Teilen des Main-Tauber-Kreises gleichmäßig schlecht sei. Auf besseren Böden sehe die Situation etwas besser aus, es habe auch unterschiedlich verteilt Niederschläge gegeben.
Nur wenige Weinstöcke kommen heuer ohne künstliche Bewässerung aus
Im Weinbau werden heuer nur wenige Stöcke ohne künstliche Bewässerung auskommen, erfuhr Bilger von Roland Zipf, Weinbauberater beim Landwirtschaftsamt des Kreises. Dabei habe die Tröpfchenbewässerung große Vorteile, da man nur etwa ein Drittel der Wassermenge benötigt, die eine "Überkopfbewässerung" fordern würde, erläuterte Karl-Heinz Sack, Bereichsleiter des Weinbauverbandes Baden. Das Wasser muss jedoch meist mühsam mit großen Gebinden in die Weinberge gefahren werden, um dort über Schlauchleitungen an die Rebstöcke abgegeben zu werden.
"Wir leben in absolut unruhigen Zeiten", meinte dazu Michael Spieß, Marketingleiter der Becksteiner Winzer. Der Besuch der drittältesten Winzergenossenschaft in Baden stand ebenfalls auf Bilgers Programm. Nach einem Rundgang am Turmberg in Königshofen fuhr man nach Gerlachsheim in die Dorfmühle, wo Hermann Moll, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, die Funktionsweise der wiederhergestellten Mühle erläuterte und zeigte, wie derzeit Energie aus dem Mühlbach gezogen wird.
Bilger dankte für die vielfältigen Einblicke. "Ich konnte mir ein Bild davon machen, wie sich die Trockenheit in der Region auswirkt. Die schwierige Situation zeigt, dass wir politische Rahmenbedingungen frei von Ideologie benötigen, um die Landwirtschaft dabei zu unterstützen, sich an die klimatischen Veränderungen anzupassen. Die Erfahrungen aus der Energiekrise haben deutlich gemacht, dass wir uns nicht auch noch in Sachen Lebensmittel nicht von anderen Staaten abhängig machen sollten", so Bilger abschließend.

