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FELDBERG: Der Doktor renkt es wieder ein

FELDBERG

Der Doktor renkt es wieder ein

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    Typischer Skiunfall: Arzt Roland Just und seine Arzthelferin Lisa Joos gipsen in seiner Praxis auf dem Feldberg im Schwarzwald das Bein einer jungen Skifahrerin ein.  Der Facharzt für Chirurgie hat seine Arztpraxis in 1300 Metern Höhe auf dem Feldberg im Südschwarzwald.
    Typischer Skiunfall: Arzt Roland Just und seine Arzthelferin Lisa Joos gipsen in seiner Praxis auf dem Feldberg im Schwarzwald das Bein einer jungen Skifahrerin ein. Der Facharzt für Chirurgie hat seine Arztpraxis in 1300 Metern Höhe auf dem Feldberg im Südschwarzwald. Foto: Foto: Patrick Seeger

    Der Doktor auf dem Feldberg renkt es wieder ein. In Deutschlands höchstgelegener Chirurgie – mitten im Skigebiet – kümmert sich der Mediziner Roland Just um verunglückte Wintersportler.

    Roland Just praktiziert mitten im Skigebiet. Der Facharzt für Chirurgie hat seine Arztpraxis in 1300 Metern Höhe auf dem Feldberg im Südschwarzwald. Höher gelegen ist keine chirurgische Praxis in Deutschland. Die kleine Arztstation ist erste Anlaufstelle für Wintersportler, die sich beim Freizeitspaß verletzt haben. Just renkt ausgekugelte Gelenke wieder ein, schient verdrehte Beine und beruhigt traumatisierte Patienten.

    „Angst vor dem Winter darf man hier oben keine haben“, sagt der 49-Jährige. Vor seinem Zimmer in der Praxis Feldberg türmen sich die Schneemassen, der Blick nach draußen durch das Fenster ist durch Schneeberge verdeckt. Direkt neben der Praxis ist der Skilift. Der Feldberg ist nicht nur der höchste Berg Baden-Württembergs, er ist auch das größte und bedeutendste Wintersportgebiet im Land.

    Keine Zeit für Kaffeepausen

    Der aus Saarbrücken stammende Mediziner hat die kleine Praxis vor eineinhalb Jahren übernommen, es ist sein zweiter Winter hier. Vor ihm hatte ein Allgemeinmediziner die Praxis. Bevor er auf den Feldberg kam, hat Just in einem südbadischen Krankenhaus gearbeitet.

    Zeit für eine Kaffeepause hat der Chirurg nicht. Ein Krankenwagen fährt vor, direkt dahinter ein Motorschlitten der Bergwacht. Auf der Trage liegt eine sechs Jahre altes Mädchen aus der Schweiz. Sie hat sich beim Skifahren das Schienbein gebrochen. Just gipst es ein. Danach geht es im Eiltempo ins Zimmer nebenan zum nächsten Patienten. Es ist ein Medizinstudent, der auf der Piste gestürzt und nun mit einer Risswunde ärztliche Hilfe benötigt. Im Wartezimmer sitzt ein junger Niederländer, der auf einer Rampe für Snowboarder verunglückt ist. Die Röntgenbilder sehen nicht gut aus.

    „Viele Wintersportler überschätzen sich“, sagt Just. Häufig fehle die Sicherheitsausrüstung, vor allem Protektoren. „Weil das Skifahren immer schneller und riskanter wird, ist das Verletzungsrisiko hoch.“ Die Verletzungen werden immer schwerer. Am meisten hat es der Mediziner mit typischen Wintersportverletzungen zu tun: gebrochene Handgelenke, verdrehte Kniegelenke, verletzte Schlüsselbeine. In Ärztekreisen werden Chirurgen auch gerne „Einrenker“ genannt.

    Bis zu 30 Opfer am Tag

    Die Bergwacht ist froh, einen Spezialisten direkt an der Piste zu haben. „Der Arzt vor Ort garantiert schnelle Hilfe“, sagt einer der Bergretter. Den Patienten erspart er Wartezeiten und die lange Fahrt ins Krankenhaus. „Bei einer ausgekugelten Schulter ist die erste Stunde nach dem Unfall entscheidend“, sagt Just. „Kommt es in dieser Zeit nicht zu einer ärztlichen Behandlung, drohen Folgeschäden.“ Wird das Gelenk rasch wieder eingerenkt, ist der Patient geheilt.

    Die Station auf dem Feldberg ist deutschlandweit einmalig. Mit einer gewöhnlichen Arztpraxis ist sie nicht vergleichbar. An Spitzentagen versorgt Just bis zu 30 Unfallopfer. Manchmal fährt die Bergwacht gleich mit mehreren Verletzten vor. Nachmittags, wenn Skifahrer und Snowboarder müde und nicht mehr konzentriert sind, gibt es die meisten Unfälle. Besonders viel los ist an Wochenenden und in Ferienzeiten. Neben Weihnachten und Silvester hat Just in den Fastnachtsferien alle Hände voll zu tun. Im Skigebiet drängen sich die Menschen, die Zahl der Unfälle ist besonders hoch.

    In den vergangenen zwei Monaten hat Just knapp 450 verunglückte Wintersportler versorgt. Jeden Tag, auch jedes Wochenende, ist er im Winter in der Praxis. Manchmal fährt er morgens eine Stunde Ski, bevor die Arbeit beginnt. Um nah dran zu sein, wohnt er im Winter nahe des Gipfels. Seiner automobilen Leidenschaft bleibt er auch auf dem hohen Berg und im tiefen Schnee treu. Der Feldberg-Doktor fährt nicht einen schweren Geländewagen, sondern ein kompaktes Cabrio.

    Seine Praxis hält Just das ganze Jahr offen. Derzeit dominieren die Wintersportler. Unabhängig von der Jahreszeit gehören die Einwohner des Ortes Feldberg und umliegender Gemeinden zu den Patienten. Auch sie haben mit Just einen Arzt vor Ort. Zudem ist Just medizinischer Betreuer der Eishockeymannschaft Wölfe Freiburg.

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