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STUTTGART: Der Herr der toten Tiere

STUTTGART

Der Herr der toten Tiere

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    Streicheleinheiten: Der Präparator Jan Panninger legt Stuttgart im Naturkunde Museum Schloss Rosenstein letzte Hand an eine präparierte Amazone.
    Streicheleinheiten: Der Präparator Jan Panninger legt Stuttgart im Naturkunde Museum Schloss Rosenstein letzte Hand an eine präparierte Amazone. Foto: Foto: Franziska Kaufmann

    Er mag „Freaktiere“ und will mit seinen Werken Zeitzeugnisse schaffen: Jan Panniger ist einer der besten Tierpräparatoren der Welt. Bis zu 40 Tiere schafft er im Jahr - so mancher Kadaver wird aber erstmal in der Tiefkühltruhe geparkt.

    Flink sammelt das Gürteltier seine Mahlzeit auf. Seine Zunge lässt es in Richtung einer Blattschneiderameise schnellen. Es ist ein Tier in natürlicher Umgebung, allerdings ein totes. In Szene gesetzt hat es Jan Panniger. Der 31-Jährige ist einer der besten seines Fachs. Im vergangenen letzten Jahr gewann er bei der Weltmeisterschaft der Präparatoren in Salzburg gleich zwei Preise.

    Beide Werke sind ab Freitag (25. Oktober) im Stuttgarter Naturkundemuseum Schloss Rosenstein ausgestellt. Lieber als das putzige Nasenbärbaby, mit dem er in der Kategorie „Kleine Säugetiere“ gewann, ist Panniger jedoch sein Gürteltier. Ein „Freaktier“, wie er es nennt. „Da bin ich sogar extra in den Heidelberger Zoo gefahren und habe mir ein lebendes umdrehen lassen, um mir anzuschauen, wie es genau geformt ist.“

    Im mittleren Fach des Kühlschranks in Pannigers Werkstatt klammert sich ein Plumplori an eine kleine Astgabel. Mit wachen Augen schaut er jeden an, der neugierig die Kühlschranktür öffnet. Für einen, der schon 1995 das Zeitliche gesegnet hat, sieht der Plumplori eigentlich recht lebendig aus. Für Panniger ist das inzwischen Routine. Er hat den kleinen Halbaffen neulich „gemacht“, wie er sagt.

    Machen, das bedeutet in Pannigers Branche, das tote Tier erstmal genau zu vermessen. Wie ist der Abstand zwischen Nase und Augen? Wie das Verhältnis zwischen Körper und Schwanz? „Wenn man da nicht genau arbeitet, sieht das Tier hinterher irgendwie seltsam aus - auch, wenn man nicht mal genau sagen kann, warum“, sagt der 31-Jährige. Anschließend wird die Haut abgezogen und gesäubert, bei großen Säugetieren bearbeitet sie anschließend ein Gerber. Bei Vögeln wird außerdem das Gefieder aufgetrennt, um es besser modellieren zu können.

    Nur circa 450 Menschen in Deutschland arbeiten als Tierpräparator. Sie sind eine Art Mischung aus Künstlern und Wissenschaftlern. „Es ist toll, dass andere sich anschauen, was ich mit meinen Händen gemacht haben“, sagt Jan Panniger. Und irgendwie sei er auch Historiker, findet er. „In 200 Jahren ist eine Art, die ich heute präpariere, vielleicht schon ausgestorben. Ich schaffe letztlich Zeitzeugnisse.“ Bis zu 40 Tiere präpariert Panniger im Jahr - viele Kadaver werden aus Zeitgründen aber erstmal in die Tiefkühltruhe seiner Werkstatt gesteckt. Eine saubere Etikettierung mit Informationen zu Art und Fundort ist dabei wichtig.

    Die Haut wird für das Präparat auf einen künstlichen Körper gespannt, oft werden auch Schädel- oder Klauenknochen mitverwendet. Dann geht es an die Detailarbeit: Mit Airbrush erhält das präparierte Tier seine Farbe zurück. Anschließend werden die Haare in die richtige Wuchsrichtung gekämmt und das Tier drapiert. Damit könne er Stunden und Nächte verbringen.

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