Christian Ritter hat schon viele gute Texte gehört. Und wahrscheinlich auch schon einige Schlechte. Über die Uni hat es den gebürtigen Königshöfer nach Bamberg verschlagen. Als Student besuchte er dort 2004 zum ersten Mal einen Poetry Slam. Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft, mit der er heute sogar sein Geld verdient.
Nach dem Besuch seines ersten Slams wollte der heutige Diplom-Germanist die außergewöhnliche Art des Textvortrags unbedingt einmal selbst auszuprobieren. Die Regeln sind schließlich denkbar einfach: Einen selbst geschriebenen Text, innerhalb eines Zeitlimits vortragen. Nur Verkleidungen und Requisiten sind verboten. Den Themen sind keine Grenzen gesetzt. Bewertet werden die Texte von einer Jury, die vor Beginn aus dem Publikum rekrutiert wird. „Es ist deshalb immer auch ein bisschen Zufall“, sagt Christian Ritter über den Ausgang eines Slams.
Dichten, Reimen, Erheitern: Unter den Vortragenden gibt es verschiedene Typen, erklärt Christian Ritter. Es gibt die Reimemädchen, wie sie Ritter nennt, die ein Gedicht mit ernsterem Inhalt vortragen oder auch die Storyteller, die fiktive oder eigene Geschichten zum Besten geben. Er selbst zählt sich eher zu den humorvollen Textern, die ihr Publikum zum Lachen bringen. „Sonst würde es mir keinen Spaß machen.“
Dieses Konzept scheint anzukommen. Denn trotz des Zufallsprinzips der wechselnden Laien-Jury ist Christian Ritter 2009 zum deutschsprachigen Vize-Meister und direkt danach zum bayrischen Meister gewählt worden.
Den Titel gab er erst vor wenigen Wochen kampflos an seinen Slam-Kollegen Max Kennel ab. Der holte sich die Krone beim Bayernslam 2012 auf der Landesgartenschau in Bamberg. Der Wahlheimat von Christian Ritter. Dort war Ritter diesmal auf der anderen Seite tätig: als Hauptorganisator und Moderator.
Auch in diesem Metier hat er Erfahrung. Seit 2005 organisiert er bereits den Poetry Slam in der Posthalle in Würzburg. 2010 hat er zudem den Poetry Slam in seiner neuen Heimatstadt Bamberg übernommen. Bei beiden Slams ist er für die komplette Organisation mit Booking und Moderation verantwortlich. Einmal im Monat geben sich dort die Hobby-Poeten die Klinke in die Hand. Außer während der Sommerpause.
Dann hat Ritter auch mal Zeit für Specials, wie den ersten Poetry Slam auf dem Weinfest in Lauda oder den Poetry Slam auf dem Umsonst und Draußen in Würzburg. Das zeigt: Poetry Slams sind längst keine urbanen Phänomene mehr. „Poetry Slams funktionieren überall“, sagt Slam-Experte Christian Ritter.