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WEIKERSHEIM: Die Gitarre zum Leben erweckt

WEIKERSHEIM

Die Gitarre zum Leben erweckt

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    1. Preisträger von „Leben eben“: Solo-Gitarrist Joel Martinsson überzeugte mit verblüffender Fingerstyle-Percussion.
    1. Preisträger von „Leben eben“: Solo-Gitarrist Joel Martinsson überzeugte mit verblüffender Fingerstyle-Percussion. Foto: Foto: Felix Röttger

    „Leben eben“ ist das Motto des Kleinkunstwettbewerbs der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) und in diesem Jahr waren mit dabei: eine Poetry-Slammerin, musikalische Solokünstler, Bands und eine Stangenakrobatin. Zu einem erfolgreichen „Start-up“ für jugendliche Talente zwischen 16 und 21 Jahren hat sich dieser Kleinkunst-Szene in der Region gemausert.

    Dieser mittlerweile zum achten Mal stattfindende Wettstreit hat seinen Charme nicht zuletzt deshalb bewahrt, weil er auf die Initiative einer Freiwilligen im Sozialen Jahr Kultur zurückgeht, sondern nach wie vor von FSJ‘lern bei der JMD realisiert wird. In diesem Jahr war Alisia Maier Projektleiterin, die den Abend vor rund 200 Besuchern in der Weikersheimer Stadthalle moderierte. Diese hatten später als Jury über die drei Preisträger zu entscheiden, die neben der Urkunde noch einen kleineren, von der Sparkassenstiftung finanzierten Geldpreis zwischen 100 und 300 Euro in Empfang nehmen durften.

    Schauspielerische Elemente der Kleinkunst wie Kabarett, Pantomime oder Zauberei fehlten diesmal, doch mangelte es den qualitativ unterschiedlichen Darbietungen der acht Teilnehmer des Abends keineswegs an überraschenden, berührenden oder sogar magischen Momenten.

    Mit Gesang und Gitarre beschwor das Akustiktrio „LAcoustic“ mit Verve „Elektrisches Gefühl“ der Pop-Rock-Band Juli; wer die Augen schloss, glaubte fast, die Stimme von Sängerin Eva Briegel zu hören. Tatsächlich traten Larissa Kastner (Gitarre und Ukelele) aus Oberbalbach und Laura Bieber (Gesang; beide 19 Jahre alt) aus Königshofen auf, die erst seit kurzem gemeinsam musizieren.

    „Heimat ohne Plural“

    Bot sie als zweite Preisträgerin im letzten Jahr an selber Stelle einen Rückblick auf ihre Kindheit, erzählte die 19-jährige Studentin Chanti Seta als Poetry Slammerin diesmal mit „Heimat ohne Plural“, was ihr in der noch recht kahlen Studentenbude, zwei Zugstunden von ihrer Heimat entfernt, so alles in den Sinn kam. Sie hatte ihr zweites Zuhause gefunden und fühlte sich deshalb umso stärker mit den vielen Flüchtlingen verbunden, die ihre Heimat verloren haben.

    Doch für Chanti Seta war „Heimat kein Ort, sondern was man draus macht; sie steht in keinem Pass. Heimat ist ein Gefühl – und dass du lachst.“

    War Joel Martinsson in den letzten drei Jahren mit einer Band und als Duo auf der Bühne, galt diesmal die volle Aufmerksamkeit ihm allein. Ohne jeden Anflug von Nervosität bot der 19-jährige Bad Mergentheimer als Solo-Gitarrist einen variantenreichen Sound mit einer Spieltechnik auf, die sich nicht auf das Zupfen der Saiten beschränkte.

    Fingerstyle-Percussion

    Da wurde gestreichelt, gekratzt und der Resonanzboden der Gitarre durch Klopfen zum Leben erweckt. Höhepunkt der Fingerstyle-Percussion war ein Medley, mit dem der angehende Student (Jazz-Gitarre) verdientermaßen den ersten Preis einheimste. Über den freute er sich fast so wie im Vorjahr, als er mit dem Trio „Two and a Half Asians“ gewann. Als Martinsson noch einmal auftrat, holte er seinen Bandkollegen, Schlagzeuger Alexander Wakan, auf die Bühne. Dass sich beide jungen Musiker in nichts nachstanden, stellten sie während der Auszählung der Stimmen unter Beweis, als sich das Duo mit Sänger Manuel Huth zum Trio erweiterte.

    Mit viel Fingerfertigkeit und kernigem Gesang boten die Drei ein Konzerterlebnis für sich.

    Madleen Walter aus Schäftersheim zeigte Akrobatik an der Stange; unglaublich, welche Übungen sie nach zweieinhalb Jahren Training bereits mit „Pole Fitness“ und „Pole Dance“ an einer vertikalen Stange beherrschte. Eine Trendsportart, die Fitness, Gymnastik, Artistik, Tanz und Yoga verbindet. Am Ende durfte sich Madleen Walter über Platz zwei im Wettbewerb freuen.

    Extra für „Leben eben“ hatten sich „The Hairdryers“ zusammengeschlossen. Das Duo besteht aus Duc-Anh Pham (20 Jahre, Gitarre und Gesang) und Raphael Stauch (17, E-Piano und Gesang). Duc-Anh Pham gehörte im letzten Jahr mit dem Trio „Two and a half Asians“ noch zu den Gewinnern, doch diesmal reichte es auch mit den ansprechenden Songs „Follow me“ von Uncle Kracker und „Valery“ von Amy Winehouse nicht zum Siegerpodest. Kraftvoll bis knapp an die akustische Schmerzgrenze lieferte „Shape of Rock“ als „Alternative Rock Band“ mit selbst komponierten und gecoverten Liedern etwas für Freunde lauter Rockmusik.

    Als siebter Teilnehmer des Wettbewerbs überzeugte Sänger und Songwriter Manuel Huth mit selbst geschriebenen und selbst komponierten Songs, obwohl er zunächst vergaß, seine Gitarre elektrisch zu verstärken. Erst entführte er seine Zuhörer in die Dünen am Meer, dann fuhr er mit dem Nachtzug um die Welt und machte sich über das Küssen seine Gedanken. Der 3. Platz war der verdiente Lohn für das „Urgestein“ von „Leben eben“, wie Moderatorin Alisia Maier noch anmerkte.

    Fazit: ein Kleinkunstwettbewerb, der sich abseits jeder Routine und Perfektion jedes Jahr aufs Neue erfindet.

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