Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Baden-Württemberg
Icon Pfeil nach unten

CALW: Die Sprengstoffhunde fanden nichts

CALW

Die Sprengstoffhunde fanden nichts

    • |
    • |
    Polizeibeamte stehen vor dem geräumten Schulzentrum in Althengstett im Kreis Calw. Wie die Polizei mitteilte, rief um kurz vor 09.00 Uhr eine Frau im Sekretariat der Realschule an und forderte, die Schule sofort zu räumen.
    Polizeibeamte stehen vor dem geräumten Schulzentrum in Althengstett im Kreis Calw. Wie die Polizei mitteilte, rief um kurz vor 09.00 Uhr eine Frau im Sekretariat der Realschule an und forderte, die Schule sofort zu räumen. Foto: FOTO Ronald Wittek

    Die Schulleitung ließ das Gebäude sofort evakuieren. Rund 1000 Schüler des Grund-, Haupt- und Realschule umfassenden Zentrums wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Die Polizei durchsuchte am Vormittag rund zwei Stunden die Schule mit Sprengstoffhunden, konnte aber nichts Verdächtiges finden.

    Beamte aus neun Streifenwagen waren im Einsatz. Vorsichtshalber wurde die Notfallseelsorge hinzugezogen. Die Kriminalpolizei ermittelt. Ob die Drohung ernst gemeint war oder ob es sich um einen sogenannten Trittbrettfahrer handelte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

    „Alle Möglichkeiten sind offen“, sagte ein Sprecher. Wird die Anruferin ausfindig gemacht, muss sie mit einer hohen Geldstrafe wegen des Einsatzes rechnen, so die Polizei. Nach dem Strafgesetzbuch kann sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren drohen. Die Kosten für den Einsatz in Althengstett liegen nach Schätzungen der Polizei im fünfstelligen Euro-Bereich.

    Nach der Androhung eines Amoklaufs war bereits am Mittwoch eine Berufsschule in Pforzheim evakuiert worden. Betroffen waren dort rund 400 Schüler und Lehrer. Auch in Pforzheim wurde nichts Auffallendes gefunden. Die Suche nach dem Täter verlief bislang erfolglos. Laut Pforzheimer Polizei laufen noch Befragungen in der Schule; zudem werden Anrufe zurückverfolgt.

    Auch in Erfurt war am Mittwoch eine Schule nach einer Drohung durchsucht worden; gefunden wurde nichts. In der thüringischen Stadt waren bei einem Schulmassaker im April vor sechs Jahren 16 Menschen, vor allem Lehrer und Schüler, von einem ehemaligen Schüler getötet worden.

    Nach Anschlägen oder Erpressungen bekennen sich häufig Einzelne oder Gruppen fälschlicherweise zu diesen Straftaten oder täuschen ähnliche Taten vor. Diesen so genannten Trittbrettfahrern drohen Gefängnisstrafen sowie oftmals hohe Schadenersatzforderungen. Ihr Ziel ist es, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Unter anderem riefen auch die misslungenen Kofferbomben- Anschläge auf zwei Regionalzüge im Sommer 2006 Nachahmungstäter mit Attrappen auf den Plan.

    Der Begriff Trittbrettfahrer bezeichnet im ursprünglichen Sinn Nutznießer öffentlicher Güter, in einigen Regionen wird dies auch als „nassauern“ bezeichnet. In öffentlichen Verkehrsmitteln hatten sich in früheren Zeiten Schwarzfahrer oft auf das Trittbrett – einer Stufe vor der Tür des Fahrzeugs – gestellt, um dem Schaffner zu entgehen.

    Das Strafgesetzbuch sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor, wenn jemand eine Straftat vortäuscht (Paragraf 145 d) oder Straftaten androht und so den öffentlichen Frieden stört (Paragraf 126).

    Aus dem Amoklauf an einer Schule in Erfurt vor sechs Jahren haben die baden-württembergischen Lehrer nach Ansicht des Kriminalpsychologen Adolf Gallwitz nur wenig gelernt. „Würde heute etwas Ähnliches noch einmal passieren, wären viele Schulen viel zu schlecht vorbereitet“, kritisierte Gallwitz am Donnerstag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

    „Es gibt genug Notfallpläne, aber sie werden nicht oft genug aus den Aktenordnern geholt und in den Schulen mit Leben gefüllt.“ Er forderte zu Diskussionen und regelmäßigen Übungen auf, damit Dinge wie die Aufgabenverteilung und die Rettungswege bekannt seien.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden