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Igersheim: Ein Buch über den Großvater in Kriegsgefangenschaft

Igersheim

Ein Buch über den Großvater in Kriegsgefangenschaft

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    Christian Lang sichtet altes Bildmaterial über seinen Großvater Valentin Lang und dessen Familie. Sie sind ihm eine große Hilfe bei der Erstellung des neuesten Buches über die Zeit der Kriegsgefangenenschaft von Valentin Lang.
    Christian Lang sichtet altes Bildmaterial über seinen Großvater Valentin Lang und dessen Familie. Sie sind ihm eine große Hilfe bei der Erstellung des neuesten Buches über die Zeit der Kriegsgefangenenschaft von Valentin Lang. Foto: Matthias Ernst

    Neun Jahre nach dem Erscheinen des ersten Buches über seinen Großvater und dessen Erlebnisse als Soldat im Zweiten Weltkrieg hat Christian Lang ein weiteres Kapitel des Lebens seines Großvaters Valentin Lang in einem neuen Buch beleuchtet. "Kriegsgefangenschaft – Auf den Spuren meines Großvaters" hat er es betitelt und wieder ist Lang ein Werk mit herausragender Bedeutung gelungen. Nicht weil es historisch so interessant geschrieben ist, sondern weil es das Leben eines "einfachen Menschen mit all seinen Emotionen" beschreibt.

    Aus Erzählungen des Großvaters, aber vor allem über dessen Briefe hat Christian Lang das Bild eines Menschen nachgezeichnet, wie es so nur ganz selten beschrieben werden kann. Gut eineinhalb Jahre hat der Hobbyautor, der im normalen Leben als Schreiner im Igersheimer Bauhof arbeitet, wieder alte Dokumente aus Familienbesitz gesichtet, eingeordnet und beschrieben. Aufzeichnungen aus der Zeit von Mai 1945 bis April 1948 werfen dabei ein Licht auf eine Zeit, die auch von Historikern nur wenig beschrieben und beleuchtet wird, die Nachkriegszeit, die für viele deutsche Soldaten eine Zeit der Gefangenschaft bedeutete. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war Valentin Lang in Norwegen und wurde dort von den Engländern in Gefangenschaft genommen.

    Briefe nach Hause geschrieben und Tagebuch geführt

    Als ältestes von 13 Kindern wuchs der Großvater auf dem heimischen Hof in Markelsheim auf. Geboren im Jahr 1920 musste er schon in früher Jugend Verantwortung übernehmen und sehr früh als Knecht bei mehreren Großbauern arbeiten. Zur Wehrmacht einberufen wurde er 1940. Nach der Grundausbildung mit Spezialtätigkeit als Tragtierführer und Krankenträger kam er zu den Gebirgsjägern. Ein entsprechendes Abzeichen hat der Großvater zeitlebens an seinem Revers gehabt, erinnert sich Christian Lang. Mit Stationen im Rußlandfeldzug ab 1941 ging es für Lang 1942 nach Finnland. Von Beginn des Kriegseinsatzes an schrieb Valentin Lang regelmäßig Briefe nach Hause und führte Tagebuch. So sind über 260 Feldpostbriefe und Postkarten erhalten, dazu noch viele weitere Urkunden und Unterlagen, die das Leben als einfacher Soldat beschreiben.

    Groß ist der Familienschatz der Familie Lang aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Viele Bilder erzählen von dem echten Soldatenleben, jenseits aller Propaganda.
    Groß ist der Familienschatz der Familie Lang aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Viele Bilder erzählen von dem echten Soldatenleben, jenseits aller Propaganda. Foto: Matthias Ernst

    Das Besondere an der Sammlung ist, dass Valentin Lang auch in der Kriegsgefangenschaft nicht aufgehört hat, Briefe an die "Lieben daheim" und besonders an seine Mutter zu schreiben. Der erste Brief vom 20. November 1945 umfasst nur 25 Worte. Mehr scheinen damals nicht erlaubt gewesen zu sein, hat Christian Lang recherchiert. Insgesamt 82 Briefe aus der französischen Kriegsgefangenschaft sind erhalten, dazu noch persönliche Aufzeichnungen und weitere Dokumente und Gefangenenarbeiten, wie die Personalkarte oder Zeichnungen. Trotzdem sind noch viele Fragen offen, "die ich ihn gerne gefragt hätte", bedauert Christian Lang.

    Viel Kraft aus dem Glauben gewonnen

    Der Rosenkranz eines Soldaten. Valentin Lang war ein gläubiger Christ und hat sicher aus seinem Glauben die Kraft zu Überleben gefunden, denkt Enkel Christian Lang.
    Der Rosenkranz eines Soldaten. Valentin Lang war ein gläubiger Christ und hat sicher aus seinem Glauben die Kraft zu Überleben gefunden, denkt Enkel Christian Lang. Foto: Matthias Ernst

    Er verbrachte viel Zeit bei seinen Großeltern und hatte eine besonders enge Beziehung zu seinem Großvater, den er trotz all dessen schrecklicher Erlebnisse immer als freundlichen und fröhlichen Menschen erlebte. "Wie es aber hinter der Fassade in seinem Inneren aussah, kann wohl keiner erahnen". Valentin Lang war ein tiefgläubiger Mensch, weiß sein Enkel. Aus dem Glauben hat er wahrscheinlich viel Kraft gewonnen, um die ganzen Erlebnisse in seinem Leben zu verarbeiten. "Überwunden hat er sie sicherlich aber nie".

    In vielen Briefen spürt man das enorme Heimweh, das Valentin Lang täglich begleitete, aber auch die Hoffnung für die Familie daheim, dass er bald wiederkommt. Nur einmal schreibt er von Verzweiflung und Selbstmordgedanken. "Ich bin des Lebens müde", steht da geschrieben und diese Aussage muss für seine Mutter, die er über alle Maße verehrte, ein Schock gewesen sein. Die Beschreibungen, wie er bei den Bauern in Frankreich behandelt wurde, geben einen Einblick in die Seele von Valentin Lang sowie aus einer Zeit, die für Viele noch im Dunkeln liegt.

    Christian Lang hat viel positive Resonanz auf die Veröffentlichung erhalten. Er weiß, dass einige Bekannte dadurch motiviert wurden, selbst in der Geschichte ihrer Vorfahren zu forschen.

    Das Buch mit mehreren Bildern und Kopien von Originalbriefen umfasst 120 Seiten und ist im Eppe Verlag erschienen. Im Buchhandel ist es unter der ISBN-Nummer 978-89089-387-7,sowie beim Autor direkt erhältlich.

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