Seit mehr als 20 Jahren zeigen Bauernhöfe in Baden-Württemberg den Menschen, woher ihr Fleisch, ihre Milch und die Eier kommen. Das gefällt, wie die Verantwortlichen feststellen. Ein Beispiel.
„Mama, was ist das für ein Huhn?“, fragt ein Mädchen und deutet auf eine Gruppe kleiner, weiß gefiederter Tiere, die sich geduldig in ihrem Gehege bestaunen lassen. „Das ist ein Suppenhuhn“, scherzt ein junger Mann.
Dann klärt Ewald Glaser, Geschäftsführer des Aspichhofs in Ottersweier (Kreis Rastatt), auf: „Es handelt sich um Sundheimer Hühner. Das ist eine sogenannte Zweinutzungsrasse, da sie sowohl Fleisch als auch Eier liefert.“
Der Hof nimmt teil am Projekt „Gläserne Produktion“, das seit mehr als 20 Jahren Menschen in Baden-Württemberg Einblicke hinter die landwirtschaftlichen Kulissen ermöglicht. „Ständig wiederkehrende Lebensmittelskandale belasten nicht nur das Ansehen der Land- und Ernährungswirtschaft. Sie verunsichern auch viele Verbraucher“, sagt der für Verbraucherschutz und Ländlichen Raum zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne).
„In dieser Situation bleibt nur eine Möglichkeit: Landwirte, Gärtner, Winzer und ihre Partner in der Ernährungswirtschaft müssen in die Offensive gehen und aktiv an die Verbraucherinnen und Verbraucher herantreten.“
Mit mehr als 300 beteiligten Betrieben und rund 400 000 Besuchern sei die Landesaktion „Gläserne Produktion“ ein großer Erfolg. Allein zu einem Aktionstag auf dem Aspichhof kamen in diesem Sommer nach Glasers Schätzung rund 2500 Besucher. Unter anderem boten die Veranstalter eine Führung durch die Molkerei. „Wir produzieren Milch für das Klinikum Mittelbaden und beliefern einige Großbäckereien und Kantinen in der Region“, erzählt Betriebsleiter Klaus Frei und macht die Unterschiede zwischen konventionell hergestellter Milch und den hauseigenen Produkten deutlich.
Bei der Produktion der handelsüblichen H- und Frischmilch ändere sich das Fett- und Eiweißgefüge, Nährstoffe würden abgetötet. Dafür verlängere sich die Haltbarkeit auf bis zu sechs Monate. „Wir pasteurisieren auf die althergebrachte Weise“, erklärt Frei. „Dafür ist die Milch nur eine Woche haltbar.“
Auf knapp 100 Hektar Fläche erstreckt sich das Gelände des Hofs, das sich aus Acker- und Grünflächen sowie Wald zusammensetzt. Neben Gemüse und Obst wird auch Wein angebaut. Die ZG Raiffeisen nutzt das für einen groß angelegten Pflanzenschutzversuch im Weinbau. „Wir wollen feststellen, welche Mittel in die Region passen“, sagt Hansjörg Knoll, Geschäftsbereichsleiter in der pflanzlichen Produktion.
„Ich beobachte zwei Trends: Der eine geht zu Bio, der andere zur Regionalität der Produkte“, sagt Glaser. Die Statistiken geben ihm recht: Immerhin zwei Drittel der Bevölkerung im Südwesten kaufen laut Ministerium regelmäßig Produkte aus ökologischem Anbau.
Außer den Sundheimer Hühnern sind Pferde, Kühe, Schweine und Kleintiere auf dem Aspichhof im Schwarzwald zuhause. Dieser gilt zudem als Vorzeigeprojekt, da an der regionalen Erzeugung und Verarbeitung der Lebensmittel auch zwölf Menschen mit Behinderungen mitwirken, die auf dem Hof untergebracht sind.