Seit den Olympischen Spielen 1972 ist die Stadt Tauberbischofsheim mit ihren Fechtern bei allen Sommerspielen vertreten gewesen. Zuletzt in der britischen Hauptstadt London. Für Bürgermeister Wolfgang Vockel Grund genug, die erfolgreichen Olympioniken am Montagabend bei einem Empfang im Rathaussaal gebührend zu ehren.
„Ein Ort – ein Sport“ mit diesen Worten eröffnete er seine Lobrede auf die erfolgreichen Fechter der Stadt. Tauberbischofsheim sei ein Paradebeispiel dafür, wenn Städte und Clubs miteinander verschmelzen, erklärte er. Und das sei auch gut so. „Verstehen wir das Fechtzentrum doch als so etwas wie das Auswärtige Amt der Stadt Tauberbischofsheim.“
Die erfolgreichen Fechter auszuzeichnen ist deshalb Tradition in der Kreisstadt, die nicht ohne Grund den inoffiziellen Beinamen Fechterstadt führt. „Wer mit Anerkennung knausert, spart am falschen Ort“, sagte Bürgermeister Vockel, der den erfolgreichen Degen-, Florett- und Säbelfechtern seinen Respekt und seine Anerkennung aussprach. Gleichzeitig dankte er auch den Sponsoren und Förderern des Fechtclubs. „Der Sport braucht Sie.“
Zunächst zeichnete das Stadtoberhaupt die erfolgreichen Teilnehmer der Olympischen und der Paralympischen Spiele von London aus. In diesem Zusammenhang erinnerte er nochmals an die gigantische Eröffnungsfeier, die in Tauberbischofsheim dank der Tour de Ländle auf Großbildleinwand auf dem Wörtplatz übertragen wurde.
Ein Geschenk mit Hintergedanke
Der erfolgreichste Tauberbischofsheimer bei den Olympischen Spielen war Benjamin Kleibrink. Er stammt zwar nicht aus der Fechterstadt, startet aber für den FC Tauberbischofsheim. Er holte bei den Olympischen Spielen in London mit der Mannschaft im Herrenflorett die Bronzemedaille. In der Einzelwertung reichte es allerdings nur für Platz 18. Vom Gemeindeoberhaupt gab es neben einem Weinpräsent auch einen Stift. Nicht ohne Hintergedanke: Denn Vockel möchte den erfolgreichen Florettfechter gerne auch in Zukunft beim FC Tauberbischofsheim kämpfen sehen. „Wer schreibt, der bleibt“, scherzte Vockel.
Bei den Paralympics erkämpfte sich Simone Briese-Baethke mit verschiedenen Waffenarten gleich zwei beachtliche Erfolge: die Silbermedaille im Damendegen und den sechsten Platz im Damenflorett. Vockel erinnerte in seiner Ansprache an den dramatischen Defekt ihres Sportrollstuhls kurz vor Beginn der Spiele. Doch die Spezialanfertigung wurde noch rechtzeitig geliefert und leistete ihren Beitrag zum Erfolg.
Nicht weniger dramatisch erging es Björn Hübner. Der Säbelfechter, erzählte Vockel der illustren Gästeschar, hatte sich beim Training eine Verletzung zugezogen und konnte erst verspätet ins Training einsteigen. Umso beachtlicher sei sein Erfolg. „Er kann eine Mannschaft motivieren und mitreißen“, so Vockel, „und das tat er dann auch.“ Mit der Mannschaft erkämpfte sich Hübner den fünften Platz beim Herrensäbel. Für Carolin Golubytskyi (geborene Wutz) nahm ihr Vater Harald Wutz die Ehrung von Bürgermeister Wolfgang Vockel in Empfang. „Sie hätte die Ehrung gern selbst in Empfang genommen, kommt aber erst in ein paar Tagen zurück nach Tauberbischofsheim“, sagte ihr Vater. Golubytskyi errang bei den Olympischen Spielen im Damenflorett den zwölften Platz.
Sahnerhäubchen
Das Sahnehäubchen des Abends hob sich Wolfgang Vockel fast bis zum Schluss auf. Mit Volker Fischer präsentierte er endlich wieder einen Weltmeister aus den Reihen des FC Tauberbischofsheim. Bei den Meisterschaften in Österreich sicherte sich der Degenfechter den WM-Titel in der Altersklasse 60 bis 69. Abschließend bedankte sich Vockel bei allen Trainern, Betreuern und Unterstützern für ihre Leistung – allen voran bei Bundestrainer Vilmos Szabo und den beiden Heimtrainern des FC Tauberbischofsheim Efim Chivdko und Ruth Osyczka. Für den Vorstand des FC Tauberbischofsheim dankte Thomas Menke den Fechtern und bat sie, auf dem Weg nach Rio genauso weiterzumachen.