Nach mehr als einem halben Jahrhundert: Mit dem Marbacher Neupriester Philipp Ostertag gab es an Pfingsten wieder einmal eine Primiz in der Messestadt Königshofen.
Nach der Aufnahme in den geistlichen Stand im Münster Unserer Lieben Frau in Freiburg folgte genau eine Woche später die Primiz in der St.-Mauritius-Kirche in Königshofen: Zuvor mit sieben weiteren jungen Männern geweiht vom Bischof der Erzdiözese Stephan Burger, feierte der aus Marbach stammende Neupriester Philipp Ostertag an Pfingsten seine erste heilige Messe im voll besetzten Gotteshaus der Pfarrei St. Mauritius innerhalb der katholischen Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen. Der Tag schloss mit einer Dankandacht in St. Josef in Marbach und dem Empfang des Einzel-Primizsegens.
Beeindruckender Einzug
Beeindruckend bereits der Einzug in die unter anderem von Mesner Jürgen Langer mit seinen zahlreichen Helferinnen geschmückte Kirche, voran mehr als 30 Ministranten plus die Abordnungen der jeweiligen Vereine und Organisationen mit ihren Fahnen sowie Standarten. Im Mittelpunkt allerdings der Neupriester Philipp Ostertag im Kreise der neun Konzelebranten – die Pfarrer Stefan Märkl, Ralph Walterspacher und Bruno Hennegriff sowie Diakon Willi Schnurr von der Seelsorgeeinheit, der langjährige Königshöfer Geistliche Bernhard Schretzmann, dazu der Prediger, Rektor des Priesterseminars in Freiburg, Harald Bethäuser, darüber hinaus die Pfarrer Stephan Bäumle und Robert Borawski (Veitshöchheim) sowie der byzantinische Diakon Norbert Kandler (Würzburg).
Bei Umrahmung durch die beiden katholischen Kirchenchöre St. Mauritius Königshofen und St. Jakobus Lauda unter der Leitung von Brigitta Meuser beziehungsweise Christian Abelein, die sich auch an der Orgel abwechselten, sowie begleitet von den Lektoren Christiane Schäffner und Hartmut Schäffner oblag die Begrüßung Stefan Märkl, der sich über die rege Teilnahme und den guten Besuch freute. Wie der Seelsorger festhielt, könnten sich wohl nur noch ältere Mitbürger an eine Primiz in der Messestadt erinnern, liege dieser Anlass doch schon mehr als ein halbes Jahrhundert zurück.
Doch jetzt dürfe man in St. Mauritius erneut einen solchen festlichen Gottesdienst feiern – gründend auf die vor einer Woche erfolgte Priesterweihe von Philipp Ostertag, einem gebürtigen Marbacher, der nach der Mittleren Reife zwar zuerst eine Kochlehre begann, dann jedoch überwechselte in eine Ausbildung zum Orthopädie-Schuhtechniker, einen Beruf, den er nach erfolgreichem Abschluss mehrere Jahre ausübte. Die entscheidende Wende vollzog sich mit dem Besuch des Spätberufenen-Seminars St. Pirmin in Sasbach von 2003 bis 2007, dem nachgeholten Abitur und dem anschließenden Studium der Theologie in Würzburg.
2014 trat Philipp Ostertag in das Priesterseminar Collegium Borromaeum in Freiburg ein, gefolgt von einem Praxissemester und seinem Jahr als Diakon in der Seelsorgeeinheit Pforzheim-West – bis jetzt zum vorerst „krönenden Abschluss“ im Münster der Erzdiözese, wozu der Hobby-Koch und -Imker seinen Lebenslauf mit diesem Primizspruch ausdrückte: „Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat? Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn“ (Ps 116, 12-13).
Herz für fränkische Heimat
Um den Werdegang und die Person des 36-Jährigen drehte sich natürlich alles in der direkt und unmittelbar vor den Gläubigen vorgetragenen und mit viel Emotionen verbundenen Predigt des Rektors des Priesterseminars in Freiburg, Harald Bethäuser, der Philipp Ostertag bestätigte, „einer aus dem Volk zu sein“. Auch bei ihm schlage das Herz für die „fränkische Heimat“, so der gebürtige Großrinderfelder, der den Bogen spannte vom lange ersehnten Aufstieg des 1. FC Nürnberg in die Fußball-Bundesliga bis zum erhofften Klassenverbleib des SC Freiburg, wobei er dazwischen auf die unterschiedlichen Neigungen des Neupriesters einging.
So habe der Marbacher nicht nur im örtlichen Schützenverein den einen oder anderen Treffer gelandet, sondern sei hinsichtlich seiner endgültigen Berufswahl von Gott quasi „ins Schwarze getroffen worden“, ganz zu schweigen davon, dass der nunmehrige Kaplan aufgrund seiner früheren Tätigkeit „auch weiß, wo die Menschen der Schuh drückt“. Der Leiter der pastoralen Ausbildung in Freiburg erwähnte außerdem noch über die Jahre hinweg wichtige Begleitpersonen des Primizianten aus dem Bereich der Seelsorge wie Bernhard Schretzmann als Vorbild oder Stefan Märkl und Ralph Walterspacher als kompetente Ansprechpartner, ehe er Philipp Ostertag eine „große Motivation“ bescheinigte.
Der Neupriester sei angekommen in der Gemeinschaft Gottes, schöpfe viel Kraft aus seinem festen Glauben und mache sich nun auf, anderen zur Seite zu stehen – ohne ihnen dabei als begeisterter Imker etwa gar „Honig um den Mund zu schmieren“, so Harald Bethäuser, der zum Abschluss seiner mitreißenden Predigt noch den Primizspruch des 36-Jährigen zitierte. Dieser nahm dann danach freudestrahlend beim ungezwungenen Empfang auf dem Gelände hinter dem ehemaligen Pfarrhaus in Königshofen zahlreiche Glückwünsche der Gläubigen aus der Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen entgegen.