Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Tauber
Icon Pfeil nach unten

Bad Mergentheim: Festliche Klänge im Residenzschloss: Barockorchester und Kammerchor stimmen auf die Weihnachtszeit ein

Bad Mergentheim

Festliche Klänge im Residenzschloss: Barockorchester und Kammerchor stimmen auf die Weihnachtszeit ein

    • |
    • |
    Der Bad Mergentheimer Kammerchor, das Orchester "La Strada Armónica" und ein Solistenquintett spielten Stücke von Bach und Händel.
    Der Bad Mergentheimer Kammerchor, das Orchester "La Strada Armónica" und ein Solistenquintett spielten Stücke von Bach und Händel. Foto: Felix Röttger

    Der Schlosshof des Residenzschlosses Bad Mergentheim bot am Sonntag mit der Eröffnung einer Eisbahn und eines stimmungsvoll beleuchteten Hüttendorfs eine zünftige Einstimmung auf die Vorweihnachtszeit. Abends bahnten sich viele Musikliebhaber den Weg in die Schlosskirche, wo sie mit dem einmaligen Auftritt des örtlichen Kammerchors, des Orchesters "La Strada Armónica" und eines Solistenquintetts eine Einstimmung auf das kommende Weihnachtsfest erlebten.

    Dirigent Felix Krüger konnte mit den Gesangssolisten, dem Chor und dem Orchester, trotz weniger Proben und des kurzfristigen Ausfalls der vorgesehenen Sopranistin Katharina Schneider, zwei Meisterwerke der Barockmusik in ihrer vollen Pracht und unterschiedlichen Emotionalität ausloten. Zur Aufführung kamen Johann Sebastian Bachs "Magnificat" und Georg Friedrich Händels "Dettinger Te Deum". Beide Werke boten sowohl in ihrer musikalischen Struktur als auch in ihrem historischen Kontext interessante Vergleiche.

    Bachs "Magnificat" wurde 1723 in Es-Dur komponiert und ist eine Vertonung des biblischen Textes aus dem Lukasevangelium. Zu hören war der Lobgesang  der schwangeren Jungfrau Maria, die mit ihrer Cousine Elisabeth zusammentraf, die ebenfalls in anderen Umständen war. Er wirkte wie ein sehr persönliches und intimes Bekenntnis, das schon oft mit der Advents- und Weihnachtszeit assoziiert wurde.

    "Magnificat" beleuchtet eine andere Seite von Maria

    Zur Aufführung kam die zweite Version, die Bach in den Jahren 1732 bis 35 nach D-Dur transponierte, die eingefügten Weihnachtslieder strich und die instrumentale Besetzung änderte. So konnte er in Leipzig die in D-Dur gestimmten Trompeten einsetzen. Es wurde die heute bei Aufführungen favorisierte Fassung.

    Eine stimmungsvolle Bereicherung in der Schlosskirche waren die vier weihnachtlichen Interludien aus der ersten Fassung, die von den Solisten vorgetragen wurden. Vom "Magnificat" ging eine geradezu revolutionäre Kraft aus, die Dietrich Bonhoeffer treffend erfasste: "Dieses Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde. Es ist nicht die sanfte, zärtliche, verträumte Maria, wie wir sie auf Bildern sehen, sondern es ist die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht."

    Gottes zu Herzen gehende Lobpreisung interpretierten die Gesangssolisten Julia Küßwetter (Sopran), die kurzfristig eingesprungene Sopranistin Maria Bernius, Barbara Buffy (Alt), Stefan Schneider (Tenor) und Sven Fürst (Bass) in ihren Stimmlagen erfrischend, klar, brillant, profund und raumfüllend.

    Freudiges Aufbegehren der Arien wechselte sich ab mit festlicher Stimmung des Chors

    Die Atmosphäre eines freudig-erregten Aufbegehrens, das besonders die achte und neunte Arie ("Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles" und "Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes") vermittelten, wechselte mit dem geistlichen Chorwerk "Dettinger Te Deum" in eine deutlich erhabenere, überragend-festliche Stimmung. Es ist eines der bekannteren von insgesamt fünf "Te-Deum"-Kompositionen Händels und bereicherte 1743 einen Dankgottesdienst nach einer gegen die Franzosen gewonnen Schlacht von Österreichern, Hannoveranern und Briten mit deren König an der Spitze im unterfränkischen Dettingen.

    Es war nichts anderes als die damals übliche Vereinnahmung der Lobpreisung Gottes zum Ruhm eines weltlichen Herrschers. Immerhin endete das bis auf den verhalten-langsamen dritten Satz durchgängig majestätisch bis triumphal ausgebreitete Werk ohne den Einsatz von Pauken oder Trompeten. So lässt sich Händels Musik heute als festliche Lobpreisung eines erhofften dauerhaften Friedens verstehen.

    Publikum war von der Darbietung begeistert

    Wohlklang und Harmonie verbreitete das in Würzburg gegründete, auf historischen Instrumenten spielende Barockorchester "La Strada Armónica". Es konnte mit einem fein austarierten, sinnlich-weichen Klangbild überzeugen, das nur ganz selten von der Akustik des Kirchenraums beeinträchtigt wurde. Viel Können und Erfahrung brachte der in den 1960er Jahren gegründete, bis 2018 von Wolfgang Kurz geleitete Bad Mergentheimer Kammerchor ein, der fünfstimmig mit dramatisch-fesselnden Einsätzen präzise den Vorgaben des Dirigenten Felix  Krüger zu folgen wusste. Den überzeugenden Gesamteindruck belohnte das Publikum mit einem langanhaltenden, hochverdienten Applaus.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden