Sehr beeindruckend ist zurzeit das eingerüstete Bettendorffsche Schloss in Gissigheim, das in den Jahren 1727 bis 1736 im Barockstil erbaut wurde. Nach langen Überlegungen wegen der anstehenden hohen Kosten der Dach- und Fassadensanierung ist jetzt an der Großbaustelle viel Betrieb. Das Ziegeldach war über die Jahre hinweg so marode geworden, dass das Regenwasser vielfach freien Lauf auf das Dachstuhlgebälk hatte. Kurzfristige Maßnahmen hatten das Holz somit nicht vor weiteren Schäden bewahren können.
Seit einigen Wochen ist nun der gesamte Längs- und Querbau bis in Höhe des Dachfirstes eingerüstet und zum Teil mit einem Netzgewebe eingehüllt, das an Christos Verhüllungskunst am Berliner Reichstag erinnert. Das gesamte Fassadengerüst umfasst rund 1500 Quadratmeter. Dazu kommt das weithin sichtbare 300 Quadratmeter große, über den Bau hinaus ragende Planen-Dach, das die anstehenden Arbeiten von Wettereinflüssen unabhängig machen soll.
Arbeiten am Dachstuhl beendet
Inzwischen hat die Firma Schäfer aus Neubrunn die Holzarbeiten am Dachstuhl des Bettendorffschen Schlosses erfolgreich beendet. Viele tragende Elemente, Verstrebungshölzer und Dachsparren wurden ausgewechselt. Da man möglichst viel Originalholz, das aus massiven Eichenbalken besteht, erhalten wollte, wurden an manchen Hölzern nur die schadhaften Stellen herausgeschnitten und durch neue ersetzt.
Handwerkliche Großleistung
Der gesamte Mansardendachstuhl mit seinen Holzverzapfungen und Verstrebungen ist eine handwerkliche Großleistung, die heute noch jeden Fachmann beeindruckt. Das schwere Eichenholz musste damals noch zeitaufwendig mit Muskelkraft abgebunden und in die große Höhe gebracht werden. Mit heutigen Baumaschinen hingegen ist dies kaum noch ein Problem.
Die Stabilität des Dachstuhls war damals sehr wichtig, weil der Speicher als doppelter Fruchtspeicher über Jahrhunderte von dem Dorfadel von Bettendorff genutzt wurde. Zurzeit arbeitet die Dachdeckerfirma Hammer aus Arnstein an der Lattung und Eindeckung des gesamten Daches mit rund 1000 Quadratmetern neuer Biberdeckung, das im Traufbereich zusätzlich eine Bretterverschalung erhält. Wie Bauleiter Uwe Walzenbach versicherte, liegen die bisher verrichteten Arbeiten gut in der vorgesehenen Zeit und weisen eine fachgerechte Ausführung auf. Bis spätestens 31. Juli sollen die Dacharbeiten abgeschlossen und auch die Malerarbeiten zum 28. August fertig sein.
Finanzieller Kraftakt
Da die hochverschuldete Gemeinde Königheim (bis Ende dieses Jahres bei 2253 Euro pro Kopf) zurzeit noch viele andere große Investitionen tätigen muss, wird die Finanzierung der Sanierungsarbeiten am Schloss in Gissigheim ein Kraftakt werden. Zusammen mit Zuschüssen und dem Einsatz des Schlossvereins und vor allem mit Spenden aus der Bevölkerung hofft man, dass das Projekt "Bettendorffsches Schloss" die Gesamtverschuldung der Gemeinde nicht noch weiter steigen lässt. Für die Gissigheimer, die sich mit ihrem Schloss identifizieren, ist der Erhalt dieses Kulturerbes jede Anstrengung wert.