Stephan Burger übernimmt eine der größten katholischen Diözesen Deutschlands. Zum Start als Freiburger Erzbischof gibt sich der 52-Jährige bescheiden. Ein „Herr der Kirche“ mag er nicht sein.
Stephan Burger muss sich an seine neue Position noch gewöhnen. „So plötzlich ins öffentliche Licht zu geraten, ist eine Herausforderung“, sagt er. Der 52 Jahre alte Geistliche aus dem Schwarzwald ist künftiger Erzbischof von Freiburg. Er übernimmt damit die Leitung einer der größten katholischen Diözesen Deutschlands. Und ist deutschlandweit einer der jüngsten Bischöfe. An diesem Sonntag, 29. Juni, wird er zum Bischof geweiht. Ob bei den Gläubigen vor Ort oder im Kreis seiner Kollegen in der Deutschen Bischofskonferenz: Als Oberhirte muss sich Burger erst noch einen Namen machen. „Mir ist bewusst, dass die Fußstapfen, in die ich trete, groß sind“, sagt Burger. Sein Vorgänger im Amt des Freiburger Erzbischofs, Robert Zollitsch (75), hat der katholischen Kirche in Deutschland in den vergangenen sechs Jahren Gesicht und Stimme gegeben. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz kümmerte sich Zollitsch neben seiner Diözese mit ihren knapp zwei Millionen Katholiken um die großen Themen von Kirche und Gesellschaft – und war überregional präsent in Medien und Öffentlichkeit. Burger ist das Gegenmodell. Er will sich auf die Kirche vor Ort konzentrieren. „Meine Aufgabe als Erzbischof sehe ich nicht darin, kirchenpolitische Grabenkämpfe zu führen“, sagt er. Zu Konfliktthemen in der Kirche – beispielsweise der umstrittene Umgang mit Katholiken, die geschieden sind und wieder geheiratet haben – mag er sich öffentlich nicht eindeutig positionieren. „Es gilt, genauer hinzuhören und hinzusehen. Pauschale Forderungen werden den einzelnen Lebenssituationen und Umständen kaum gerecht.“
Eine gehobene Position in der Bischofskonferenz beansprucht Burger für sich vorerst nicht. Mit dem Mann aus dem Schwarzwald hat Papst Franziskus einen weithin Unbekannten zum neuen Erzbischof ernannt. Burger ist in Freiburg geboren und in Löffingen im Schwarzwald aufgewachsen, er studierte Philosophie und Theologie in Freiburg und München. Am 20. Mai 1990 wurde er im Freiburger Münster zum Priester geweiht. An dem Ort, an dem er nun die Bischofsweihe erhält. Als Vikar arbeitete er im badischen Tauberbischofsheim und in Pforzheim. 1995 wurde er Pfarrer in St. Leon-Rot bei Heidelberg, wo er mehr als zehn Jahre lang blieb. Im September 2007 übernahm er die Leitung des Kirchengerichts der Erzdiözese. Und ist seither auch als Pfarrer in Vogtsburg am Kaiserstuhl aktiv. Dort lebt er im Pfarrhaus. Burger ist geprägt von seinem katholischen Elternhaus im Schwarzwald. Der Besuch der Kirche war für ihn ebenso selbstverständlich wie das Singen im Kirchenchor. „Der Glaube wurde mir durch die Familie in die Hand und ins Herz gegeben.“ Burgers drei Jahre jüngerer Bruder Tutilo hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Er ist Benediktiner und seit 2011 Erzabt der Abtei Beuron bei Sigmaringen. Zu seiner Ernennung hat der neue Erzbischof einen Leitspruch gewählt: „Christus in cordibus“, übersetzt „Christus in den Herzen“.