Rund 90 Prozent der Verbraucher lehnt Gentechnik auf dem Teller ab. Baden-Württemberg trat deshalb dem Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen bei. Verbraucherminister Alexander Bonde unterzeichnete die Beitrittsurkunde im Haus der Geschichte in Stuttgart. Mit dabei: eine Delegation des Aktionsbündnisses Gentechnikfreie Region Main-Tauber. „Mit dem Beitritt setzen wir ein politisches Signal gegen Agro-Gentechnik und für sichere Lebens- und Futtermittel“, erklärte Minister Bonde bei der Unterzeichnung. Paolo Petrini, Präsident des Europäischen Netzwerkes gentechnikfreier Regionen und Agrarminister der italienischen Provinz Marche, nahm die Beitrittserklärung persönlich entgegen.
Schutz für die Landwirtschaft
Die Risiken gentechnisch veränderter Organismen sind bisher nicht ausreichend erforscht“, betonte Bonde. Zu diesen Risiken gehörten Kreuzungen mit Wildpflanzen und die mögliche Konkurrenz zu einheimischen Arten. Beim Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen würden zudem mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt. „Die einzigen Gewinner der Agro-Gentechnik sind Großkonzerne. Dabei können Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt durch den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen derzeit nicht ausgeschlossen werden“, sagte Bonde. Als Mitglied des Europäischen Netzwerks gentechnikfreier Regionen verpflichtet sich das Land, die gentechnikfreie Landwirtschaft zu schützen. „In Baden-Württemberg gibt es derzeit keinen kommerziellen und keinen Versuchsanbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Das soll auch so bleiben“, sagte Verbraucherminister Bonde. Baden-Württemberg führe deswegen jedes Jahr vor der Aussaat Saatgut-Untersuchungen bei Mais, Raps und Soja durch. Auch die amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung untersuche regelmäßig auf unzulässige gentechnisch veränderte Organismen. In den landwirtschaftlichen Anstalten in Baden-Württemberg werden nur noch gentechnikfreie Futtermittel zugekauft. „Damit gehen wir bereits jetzt weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus“, so Bonde. Außerdem erhöhe die Landesregierung die Anforderungen für die Verwendung des Qualitätszeichens Baden-Württemberg (QZ BW). Spätestens ab 1. Januar 2015 müssten Lebensmittel die Anforderung „ohne Gentechnik“ erfüllen, um das renommierte Herkunftssiegel zu erhalten.
57 Regionen
Dem Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen gehören nach dem Beitritt Baden-Württembergs 57 Regionen mit mehr als 150 Millionen Einwohnern an. Aus Deutschland sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen beteiligt. Das Aktionsbündnis Gentechnikfreie Region Main-Tauber begrüßt den Beitritt. Eine Delegation war auf Einladung des Ministeriums nach Stuttgart gereist. Als wichtigen und notwendigen Schritt bezeichnete Christine Gerstner die Vertragsunterzeichnung. Jüngste Studien haben nach Auffassung der Vorsitzenden die kritische Haltung des Aktionsbündnisses bestätigt. Für Gerstner gibt es keinen Zweifel: „Aus dem Engagement kleiner Organisationen ist mittlerweile eine Bewegung geworden.“