Mit der Änderung des Naturschutzgesetzes im letzten Jahr durch den baden-württembergischen Landtag wurde der Begriff des "Biotopverbunds" noch weiter in den Focus der Öffentlichkeit gerückt. Darunter versteht man den möglichst großflächigen Zusammenschluss von einzelnen Biotopflächen.
Aktuell ist es vielfach so, dass kartierte Biotope in isolierte Einzelteile aufgeteilt sind, die aufgrund ihrer geringen Größe insbesondere den störenden Einflüssen aus der direkten Umgebung ausgesetzt sind. Oft sind sie für das Überleben vieler Arten zu klein und ihre Isolation erschwert den Austausch von Individuen zwischen den Gebieten. Die daraus resultierende genetische Verarmung der heimischen Fauna und Flora gefährdet das dauerhafte Überleben von Lebensgemeinschaften und führt zum Verlust an biologischer Vielfalt.
Wenig Biotope anerkannt
Viele wertvolle Biotope – Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten – gingen und gehen durch Nutzungsänderungen, Bebauung sowie Zerschneidung der Landschaft durch Straßen, Schienenwege oder Leitungstrassen bereits verloren. In der Gesamtgemeinde Großrinderfeld sind es nur einzelne Flächen, die als Biotop anerkannt sind, so Bürgermeister Johannes Leibold bei einem Ortstermin mit Johanna Klebe vom Kommunalen Landschaftspflegeverband, welcher der unteren Naturschutzbehörde angegliedert ist.

Durch den Biotopverbund sollen größere Flächen ökologisch wertvoller gemacht werden und dem Überleben vieler Arten helfen, so die Fachfrau. Als Musterbeispiel könnte der Grundgraben, der sich von der bayerischen Landesgrenze bis auf Grünsfelder Gemarkung hinzieht, dienen. Er ist der einzige dauerhaft wasserführende Graben im ganzen Gemeindegebiet und würde sich "vorzüglich eignen", so der Bürgermeister. So könnte man ein zusammenhängendes Gebiet schaffen, in dem sich Populationen wieder ausbreiten können oder sich wieder neu ansiedeln. Das sei vor allem im Hinblick auf die durch den Klimawandel hervorgerufenen "Arealverschiebungen" bei einer Reihe von Arten von besonderer Bedeutung.
Biber baut fleißig
Im Grundgraben gibt es aktuell schon wieder vier bis fünf Staudämme, die der Biber gebaut hat. Sein Umbau der Landschaft ist in vielen Gegenden unerwünscht, im Bereich des Grundgrabens aber beherrschbar. Aktuell ist man, so Bürgermeister Leibold, mit den Grundstückseigentümern, deren Flächen an den Graben angrenzen, im Gespräch den Gewässerrandstreifen für die Gemeinde anzukaufen.
Ein persönliches Anschreiben an alle Grundstücksbesitzer und ein Aufruf im gemeindlichen Mitteilungsblatt wurde in den letzten Wochen veranlasst und soll zu einem Umdenken beigetragen. "Mir geht es in erster Linie um die Natur", nennt Leibold seine Beweggründe für den ökologischen Ausbau des Grundgrabens. Er hofft, dass sich möglichst viele Eigentümer zu einem Verkauf entschließen können, um den Grundgraben und die anliegenden Flächen für den Artenschutz zu gewinnen. Johanna Klebe gab bei dem Termin zu bedenken, dass nach dem geänderten Naturschutzgesetz 15 Prozent des offenen Landes in einen Biotopverbund eingebracht werden müssen bis zum Jahr 2030. Die Gemeinde Großrinderfeld werde alles unternehmen, damit in seiner Kommune dieses Ziel erreicht wird, versprach ihr Bürgermeister Johannes Leibold.
So sollen beispielsweise die im Frühjahr gefällten 18 Pappeln entlang des Grundgrabens im Herbst durch Neupflanzungen ersetzt werden. Die Pappeln waren bei der Flurbereinigung vor ungefähr 40 Jahren gepflanzt worden und sind mittlerweile von innen morsch geworden. Da die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war, mussten sie leider gefällt werden, erläuterte der Bürgermeister. Johanna Klebe wird den Prozess des Biotopverbundes im Grundgraben begleiten und steht mit Rat und Tat, sowie der Unterstützung durch den Landschaftspflegeverband zur Seite. "Ich freue mich darauf", gab sie sich zielstrebig.