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GRÜNSFELD: Hans-Jürgen Esser: Der „Till von Franken“ dankt ab

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Hans-Jürgen Esser: Der „Till von Franken“ dankt ab

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    Hans-Jürgen Esser hängt die Narrenkappe an den Nagel: 50 Jahre war er als Fasenachter aktiv, 30 Jahre hielt er als „Till von Franken“ dem Publikum seinen Spiegel vor. Jetzt ist für den Karnevalist der Grünsfelder „Hasekühle“ Schluss.
    Hans-Jürgen Esser hängt die Narrenkappe an den Nagel: 50 Jahre war er als Fasenachter aktiv, 30 Jahre hielt er als „Till von Franken“ dem Publikum seinen Spiegel vor. Jetzt ist für den Karnevalist der Grünsfelder „Hasekühle“ Schluss. Foto: Foto: Ulrich Feuerstein

    Eine Ära geht zu Ende. 50 Jahre war Hans-Jürgen Esser ein Aushängeschild der fränkischen Fastnacht. 30 Jahre hielt er als „Till von Franken“ dem Publikum seinen Spiegel vor. Jetzt ist Schluss. Am Ende der Kampagne hängt das Mitglied der Grünsfelder „Hasekühle“ die Narrenkappe an den Nagel.

    Hans-Jürgen Esser ist ein Fastnachter mit Leib und Seele. Mehr als 900 Auftritte hat er im Laufe seiner närrischen Karriere absolviert. In den letzten Jahren legte er dabei pro Saison rund 3000 Kilometer zurück. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Der „Till von Franken“ ist gefragt. Seine rhetorisch fein ziselierten Vorträge kommen beim Publikum sehr gut an. Sogar ins Fernsehen hat es Esser mit seiner Kunstfigur geschafft. Den Auftritt beim Bayerischen Rundfunk bezeichnet Esser als Höhepunkt.

    Warum also aufhören? Esser ist schon immer Perfektionist. Akribisch bereitet er sich auf seine Auftritte vor. Von August bis Anfang November schreibt er eine Rohfassung seines Vortrags – etwa 80 Vierzeiler. Dann geht es ans Auswendiglernen und an die Feinabstimmung. Etwa sechs Wochen braucht er, bis die Rede sitzt, zweimal am Tag sagt er sie laut auf. Diesen Aufwand will Esser nicht mehr betreiben. Heuer wird er 75 und will es etwas ruhiger angehen lassen. Sein Qualitätsanspruch lässt es aber nicht zu, schlampig vorbereitet auf der Bühne zu stehen. „In all den Jahren habe ich Wert auf ein hohes Niveau gelegt“, betont Esser. Nachlässigkeiten könnte er sich nicht verzeihen. Seine Devise ist klar: „Die Leute sollen mich in guter Erinnerung haben, wenn ich abtrete.“

    Mit dem „Till von Franken“ hat Esser sich vor 30 Jahren einen Traum erfüllt. Die Figur knüpft an die Tradition der Hofnarren des Mittelalters an. Sie durften Wahrheiten aussprechen, die andere den Kopf gekostet hätten. Der Spiegel dient dabei als Instrument der Erkenntnis – der Erkenntnis eigener und anderer Torheit.

    „Der ,Till? prangert Missstände an und schwimmt gegen den Strom“, erklärt Esser. Weil er die oft unbequeme Wahrheit ans Licht befördert, ist er ein Aufklärer im besten Sinne des Wortes. Der „Till von Franken“ ist ein Meister des geschliffenen Wortes. Mit spitzer Zunge glossiert er das bunte Possenspiel in Politik und Gesellschaft. Seine Liebe zur Sprache hat Hans-Jürgen Esser in frühester Kindheit entdeckt. „In der Schule haben wir noch Gedichte gelernt“, erinnert er sich. Was anderen schlaflose Nächte bereitete, betrachtete er als Herausforderung. An klassischen Vorbildern wie Goethe oder Schiller konnte er zudem studieren, was es heißt, eine Situation mit einem treffenden Ausdruck zu beschreiben. „Schon damals habe ich auf einen guten Vortrag geachtet“, erzählt Esser.

    Seinen reichen Erfahrungsschatz gibt Esser bereits seit einigen Jahren weiter an die Jugend. Als Rhetoriklehrer kümmert er sich um die Aus- und Weiterbildung des närrischen Nachwuchses. Markus Kiefel gehört dazu. Dank Essers Unterstützung macht das Talent auf den Bühnen der Region Furore. Für die Jugend will Esser sich auch nach seinem Abschied aus dem Rampenlicht engagieren.

    Gleiches gilt für Senioren oder Kranke. Regelmäßig besucht der soziale Einrichtungen. Mit seinen Auftritten will er Menschen eine Freude bereiten, denen es nicht so gut geht. „Ich fühle mich verpflichtet, hier zu helfen“, sagt Esser. Schließlich könne man nie wissen, wie es einem später einmal selber geht.

    Seit 1995 ist Hans-Jürgen Esser ein „Hasekühle“. Damals steckte er in einer tiefen Krise. „Ich hatte keine Kreativität mehr in mir gespürt“, gesteht Esser. Vom ersten Tag an habe er sich in Grünsfeld gut aufgenommen gefühlt. Nirgendwo sonst habe er solch eine familiäre Atmosphäre erfahren. Die „Hasekühle“ brachten die Wende. Aus Dankbarkeit besteht er heute noch darauf, als Akteur der „Hasekühle“ bei seinen Auftritten angekündigt zu werden. Noch einmal ist das am Samstag, 11. Februar, der Fall. Bei der Prunksitzung der Grünsfelder „Hasekühle“ hat der „Till“ einen letzten großen Auftritt.

    Karten gibt es im Vorverkauf am Samstag, 4. Februar, ab 14 Uhr im Vereinsheim der „Hasekühle“ am Schloss.

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