Digitalisierung, Gentechnik, Robotik: Die Technik der Zukunft bestimmt unseren Alltag – Ausgang ungewiss. Kabarettist Philipp Weber ist dafür ein Propheten der besonderen Art. Im Engelsaal warf er einen humorvollen Blick in die Glaskugel. Mit seinem sechsten Soloprogramm "KI – Künstliche Idioten" gastierte er beim Tauberbischofsheimer Kunstverein.
Wenn Maschinen künftig denken, helfe die künstliche Intelligenz dem Menschen, seine Tätigkeiten einfacher, schneller und spielerisch zu bewältigen. Zumindest versprechen dies Wirtschaft und Industrie. Philipp Weber ist jedoch skeptisch: Dieser Fortschritt sei ambivalent, lautet die Botschaft seines neuen Programms.
Warum der Mensch den aufrechten Gang verlernt
Der Homo digitalis stolpere gebückt ins nächste Millennium, so dass er den aufrechten Gang bald verlerne. "Der Mensch rast in die Zukunft. Aber statt nach vorne zu blicken, starren alle nur auf ihr Smartphone." Wie in seinen früheren Programmen über Essgewohnheiten, Massenkonsum, Alkoholmissbrauch setzt sich Weber mit einem ernsten Thema auseinander.
Das macht er aber auf seine eigene Art. Manchmal nutzt er den erhobenen Zeigefinger, um auf Missstände aufmerksam zu machen. So wird seine Bühne zur Volkshochschule. Oft durchkreuzt er die Wucht des Gesagten aber mit originellen Sprüchen, Kalauern und satirischen Spitzen. Er errichtet damit einen Schutzwall gegen jegliche Versuche der Manipulation. Webers Kabarett wird so zur Gebrauchsanweisung für den freien Willen.
Es sind die großen Fragen des menschlichen Lebens, die Weber auf der Bühne verhandelt. Wo steht der Mensch? Wo will er hin? Und wie kommt er dahin? Als studierter Biologe und Chemiker argumentiert er auf der Höhe der Zeit. Er hat sich mit Gendiagnostik und Genscheren beschäftigt. Wenn er die neuen Möglichkeiten dieser so genannten Zukunftstechnologien hinterfragt, versteht er sich als Dienstleister für sein Publikum, als ein Verbraucherschützer, der seine Kenntnisse mit Humor anspruchsvoll und unterhaltsam zugleich vermittelt.
Jede Lösung ist Ursache für ein neues Problem
Weber hat Adorno gelesen. Der "Dialektik der Aufklärung" ist er sich bewusst und betont: "Der Erfindergeist macht den Menschen zum Menschen." Er weiß aber auch, dass jede Lösung die Ursache für das nächste Problem ist, und veranschaulicht augenzwinkernd das philosophische Dilemma am Laubbläser, Geisel der Menschheit und Hölle für Nachbarn.
Wenn Weber philosophiert, reflektiert oder sich ereifert, wandern seine Gedanken immer wieder in den Odenwald. In Amorbach aufgewachsen, dient ihm die Heimat – nicht ohne Ironie – als Gegenentwurf zur Großstadt, in der er heute lebt.
Weber ist Humanist. Er vertraut auf den menschlichen Geist und sein Erkenntnisvermögen. In Zeiten eines ungezügelten Fortschrittsoptimismus erscheint eine solche Haltung geradezu reaktionär, aber durchaus sympathisch. Für sich und seine Kollegen hat Weber eine Nische entdeckt. "Humor ist die höchste geistige Leistung", versicherte er mit Vehemenz. Künstliche Intelligenz sei dazu nicht in der Lage. Kabarettisten würden also weiterhin gebraucht.
Neues Programm kommt beim Publikum gut an
Nicht immer zünden Webers Pointen sofort, denn sein Programm ist noch zu frisch. Erst vor kurzem fand die Premiere statt. Das Publikum im ausverkauften Engelsaal diente als Versuchsobjekt, nahm diese Rolle aber gerne an. Den Reaktionen war schließlich zu entnehmen, dass Weber mit seinem neuen Programm wieder einen Treffer gelandet hat.
Am Dienstag, 15. Dezember, gastiert Weber noch einmal mit seinem Programm "KI – Künstliche Idioten. Der Homo digitalis und seine Affen" im Engelsaal. Karten für diesen Termin können bereits bestellt werden. Weitere Informationen im Internet unter www.kv-tbb.de

