Zwei Jahre war sie nicht an ihrem angestammten Platz, jetzt ist die feine Alabasterfigur zurückgekehrt in die Klosterkirche. Sie war nicht freiwillig verschwunden. Im Jahr 2018 war der Heilige Johannes aus der Kirche in Schöntal im Jagsttal gestohlen worden: Im Sommer konnte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg das kostbare Stück zurückgeben – und inzwischen steht die barocke Skulptur wieder an ihrem Platz, wie seit mehreren Jahrhunderten.
Die Johannesfigur ist Teil einer Kreuzigungsdarstellung auf einem der Altäre der barocken Klosterkirche in Schöntal – an einem der Pfeiler im nördlichen Kirchenschiff. In den vergangenen Wochen wurde die barocke Alabasterfigur von einem spezialisierten Restaurator untersucht – und der Fachmann hat sie inzwischen in aller Stille wieder an ihrem angestammten Ort montiert, berichtet Frank Thomas Lang (Staatliche Schlösser und Gärten Baden Württemberg) in einem Presseschreiben.
Rückkehr ohne öffentliche Aufmerksamkeit
„Aus Sicherheitsgründen ist das ganz ohne öffentliche Aufmerksamkeit passiert: Es ist es gut, wenn niemand beobachtet und dokumentiert, wie die wunderbare Figur am Altar montiert ist“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.
Die Wiederauffindung der barocken Steinskulptur war spektakulär und ein Erfolg für die deutsch-französische Polizeiarbeit. Und die Rückgabe, die im August 2020 in Kloster Schöntal stattfand, war ein Medienereignis, das bundesweit Aufmerksamkeit erregte. Für Kloster Schöntal und die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg war es ein Glück, dass das Landeskriminalamt im Rahmen einer grenzüberschreitenden Polizeiaktion den gestohlenen Johannes im östlichen Frankreich sicherstellen konnte, heißt es in der Pressemitteilung.
Das barocke Monument ist frei zugänglich
„Kloster Schöntal und seine Klosterkirche sind als Ensemble mit der reichen Ausstattung aus mehreren Jahrhunderten ein besonderer Schatz“, erklärt Michael Hörrmann. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind für die konservatorische Betreuung des ehemaligen Klosters zuständig. Die Klosterkirche ist nicht nur ein bedeutendes barockes Monument, sie ist auch als katholische Gemeindekirche frei zugänglich. „Ein Diebstahl in einem solchen Monument ist immer besonders tragisch, weil die Situation das Konzept der freien Zugänglichkeit in Frage stellt. Die Kirche ist für viele Menschen aus der Umgebung ein wichtiger Ort, sei es aus religiösen oder aus emotionalen Gründen“, so Hörrmann. „Wir sind daher außerordentlich froh, dass es gelungen ist, die Figur wiederzufinden.“
Alabasterfigur stammt aus dem 17. Jahrhundert
Der Passionsaltar, aus dem der heilige Johannes entwendet wurde, steht an einem der Pfeiler im nördlichen Kirchenschiff. Michael Kern schuf die Figur im 17. Jahrhundert. Der Bildhauer aus Forchtenberg war ein gefragter Künstler des Frühbarock. Die große Hauptszene in der Mitte des Altars ist eine Darstellung der Kreuzigung Christi. Die nun wieder montierte Figur gehört zu dieser Szene: Johannes, der Lieblingsjünger, und Maria trauern gemeinsam am Fuß des Kreuzes.
Der Altar verbindet feine Reliefs und vollplastische Figuren. Der kostbare Alabasteraltar aus dem 17. Jahrhundert wurde, zusammen mit mehreren anderen Arbeiten von Kern, in die barocke Ausstattung übernommen, als die Klosterkirche im 18. Jahrhundert neu errichtet wurde, geht weiter aus dem Presseschreiben hervor.
Landeskriminalamt stellte 20 Kunstwerke sicher
Die Rückkehr der Johannesfigur ist einer grenzüberschreitenden Teamleistung zu verdanken: Die französische Gendarmerie, das Bundeskriminalamt und das LKA Baden-Württemberg wurden bei einem Mann im östlichen Frankreich fündig, der wohl über Jahre hinweg Kunst aus Museen, Kirchen, Galerien und Auktionshäusern gestohlen hatte. Insgesamt stellte die Polizei allein 20 Kunstwerke aus Baden-Württemberg bei ihm sicher – darunter die im Mai 2018 aus der Klosterkirche Schöntal gestohlene Skulptur des heiligen Johannes.
Das einstige Kloster ist heute ein Tagungshaus
Das ehemalige Zisterzienserkloster, dessen Wurzeln im 12. Jahrhundert liegen, erhielt ab dem 16. Jahrhundert seine heutige Form. Vor allem unter dem bekannten Abt Benedikt Knittel wurden im 18. Jahrhundert die barocken Neubauten errichtet, darunter auch die Klosterkirche. Das Kloster ist außerordentlich gut erhalten; zudem wurden in den vergangenen Jahren die barocken Gartenanlagen des Konvents zum Teil rekonstruiert. Schöntal, idyllisch im Jagsttal gelegen, ist außerdem als Begräbnisort des legendären Ritters Götz von Berlichingen berühmt. Heute nutzt die katholische Kirche das einstige Kloster als Tagungshaus.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.schloesser-und-gaerten.de
Der Diskussionszeitraum für diesen Artikel ist leider schon abgelaufen. Sie können daher keine neuen Beiträge zu diesem Artikel verfassen!