Die Stuttgarter Agentur Simpleshow erklärt in Kurzvideos minutenschnell komplexe Zusammenhänge. Immer mehr Unternehmen setzen darauf, um ihre Kunden schnell und wirksam über ihre Produkte aufzuklären.
„Das ist unsere Erde...“, sagt eine freundliche Stimme in einem Simpleshow-Video, das den von den Mayas prophezeiten Weltuntergang erklären will. Im Film schiebt eine Hand einen auf einem Papier gemalten Globus ins Bild, der Sprecher fährt fort: „...Sie hat quasi schon mit sich abgeschlossen, denn ständig sagt ihr irgendwer den Untergang voraus.“ Stück für Stück erklärt der Sprecher anhand verschiedener gezeichneter Bilder, wie die Mayas auf ihre Weltuntergangsvorhersage 2012 kamen. Nach nur drei Minuten ist das Video zu Ende.
Das Konzept der Simpleshow ist immer gleich: Zwei Hände schieben flink Papierfiguren, -symbole und -schilder durchs Bild, während im Hintergrund eine Stimme zu hören ist. So erklären die knapp 100 Mitarbeiter der Stuttgarter Agentur die Wirtschaftskrise, den Chemie-Nobelpreis, Sicherheitsvorkehrungen oder den Internet-Explorer.
Und was ist das Ziel? Kurz, knapp und unterhaltsam, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. „Lernen, das Spaß macht“, sagt der 30-jährige Agenturgründer Jens Schmelzle. Über 2000 Erklärvideos hat er mit seinen Kollegen für Firmen wie Microsoft, ebay und Mercedes-Benz gedreht. Die Unternehmen nutzen die Simpleshow, um ihre Produkte dem Kunden zu erklären, aber auch für interne Weiterbildungen als e-Learning-Format.
„Unser erster Kunde im Jahr 2008 brauchte ein Konzept, um seine neue Software in drei Minuten zu erklären. Das Ganze musste schnell und preiswert sein“, erklärt Schmelzle. Die Studienfreunde grübelten und kamen schließlich auf das Format der Simpleshow: Kurz, unterhaltsam und pauschal für 8000 Euro.
Die Freundin zeichnete, der Freund aus München lieferte die Kamera und fertig war der erste Film. Der Erfolg diese Formats sprach sich herum. Dass die jungen Leute mit nichts anderem als ein bisschen Papier und schwarzem Stift irgendwann ihr Geld verdienen würden, hätten sie nie gedacht. „Ein Erklärimperium war nie der Plan“, meint Schmelzle.
„Informationen wegzulassen, ist für manchen Kunden eine schmerzhafte Erfahrung – zahlt sich aber fast immer aus“, meint der zweite Agenturgründer, Kai Blisch. Diese Infos können beispielsweise in einem Workshop folgen. Einen 30-prozentigen Lerneffekt hat eine Studie der Universität Freiburg bei Schülern durch die Simpleshow nachgewiesen. Betrachtet man den kurzen Lernaufwand der Schüler ist der Effekt enorm.
„Die Simpleshow ist trotzdem nur ein Anreißer“, sagt Cornelius Filipski, Didaktik-Berater an der Stuttgarter Universität Hohenheim. „Es gibt durch die Simpleshow keine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema.“ Trotzdem rage die Simpleshow als „Blüte aus der Informationsflut“ heraus.
„Durch die Verknüpfung von Film und Ton nehmen wir mehr in kürzerer Zeit auf“, meint Jan-Philipp Jacobsen von der Digitalagentur SinnerSchrader, die Kunden bei Onlineauftritten berät: „Allerdings ist auch bei diesem Format die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen nur begrenzt, man muss viel schneller auf den Punkt kommen.“ Deswegen findet auch er, dass die Erklärvideos nur an der Oberfläche kratzen.