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LAUDA-KÖNIGSHOFEN: Macht Südfleisch in Lauda dicht?

LAUDA-KÖNIGSHOFEN

Macht Südfleisch in Lauda dicht?

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    Das Banner kündigt das Unheil an: Sollte der Zerlegebetrieb in Lauda geschlossen werden, stehen 100 Beschäftigte auf der Straße.
    Das Banner kündigt das Unheil an: Sollte der Zerlegebetrieb in Lauda geschlossen werden, stehen 100 Beschäftigte auf der Straße. Foto: Foto: J. Umminger

    Die Nachricht kam für alle Beteiligten wie aus heiterem Himmel: Spätestens zum 31. August will Südfleisch den Zerlegebetrieb in Lauda und die drei angeschlossenen Metzgerei-Filialen schließen. Knapp 100 Arbeitsplätze sind von den Plänen bedroht. Als Grund führt das Unternehmen in einer Pressemitteilung die „deutlich rückläufigen Zerlegemengen des Standortes“ an. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisiert den „kurzfristigen Überfall“ scharf – und will nun erst einmal Zahlen sehen.

    „Bisher sind wir davon ausgegangen, dass es sich hier um einen gesunden Betrieb handelt, der gute Zahlen erwirtschaftet“, erklärt NGG-Geschäftsführer Burkhard Siebert auf Anfrage der Main-Post. Auch der Bürgermeister der Stadt Lauda-Königshofen sei davon ausgegangen, bestätigt er weiter. Für die Begründung, es seien nicht mehr genug Rinder am Markt erhältlich, hat Siebert „überhaupt kein Verständnis“.

    Aus einer Anfrage der Grünen im Bundestag weiß er es besser. „Ja, die Rinderbestände sind zurückgegangen. Aber nur um etwa zwei Prozent. Das sind ganz normale Schwankungen am Markt“, zürnt er. Nachfragen bei Südfleisch sind nur schriftlich über eine Agentur möglich, die wiegelt ab: „Die Kritik ist nicht sachgerecht. Tatsächlich seien die Zerlegemengen im Laudaer Betrieb in den vergangenen Jahren stetig zurückgegegangen und waren zuletzt deutlich von der Kapazitätsgrenze des Betriebes entfernt.“

    Zerlegemengen und Rinderbestände hin oder her. Für Siebert stinkt das ganze Prozedere zum Himmel. Die Folgebegründung, Kunden würden zunehmend nach integrierten Schlacht- und Zerlegebetrieben fordern, weist Siebert entschieden zurück: „Unfug! Kunden achten auf die Hygiene und den Preis. Wenn das beides stimmt, ist denen völlig egal, aus was für einem Betrieb das Fleisch kommt. Uns als NGG ist diese Tendenz nicht bekannt.“

    Laut der PR-Agentur von Südfleisch wurde den 63 festangestellten Mitarbeitern und weiteren 35 Beschäftigten von „werkvertraglichen Sub-Unternehmern“ bereits gekündigt. Burkhard Siebert geht das allerdings etwas zu schnell. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob der von Südfleisch genannte Termin haltbar ist“, pocht er auf die Zustimmung des Betriebsrates und kritisiert die „viel zu dünne“ Faktenlage. „Wir haben noch nicht einmal eine Gewinn- und Verlustrechnung gesehen“ sieht er jetzt erst einmal Südfleisch in der Pflicht.

    Die von der Gewerkschaft NGG als unerwartete Hiobsbotschaft bezeichnete Nachricht lässt Südfleisch über seine Agentur zurückweisen: „Die Schließung des Betriebes erfolgte keineswegs plötzlich, sondern ist die Folge einer mehrjährigen Entwicklung. Die Information an die Mitarbeiter erfolgte allerdings selbstverständlich unmittelbar nach dem Schließungsbeschluss.“

    Siebert widerspricht: „Natürlich war das ein Überall für die Menschen“ und kritisiert gleichzeitig die Art und Weise, wie die Mitarbeiter informiert wurden. Laut NGG-Pressemitteilung wurde die Belegschaft zur Mitarbeiterversammlung regelrecht zusammengetrommelt. Gerade mal eine Stunde vorher sei sie angekündigt worden.

    Doch das ist noch nicht alles, was Siebert empört: „Wenn die Schließung die Folge einer jahrelangen Entwicklung ist, dann ist das Verhalten von Südfleisch doppelt unanständig. Dann hätte der Betriebsrat viel früher informiert und eingebunden werden müssen.“ Doch er hat eine viel schlimmere Befürchtung: „Wir haben den Eindruck, es wurde bewusst auf dieses Ergebnis hingesteuert.“

    Bei einer Betriebsversammlung vergangene Woche Donnerstag informierte NGG-Geschäftsführer Burkhard Siebert die Südfleisch-Mitarbeiter über das weitere Vorgehen. Denn nun stehen erst einmal Verhandlungen zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmervertretern an. Die haben sich sicherheitshalber schon mal juristischen Beistand ins Boot geholt. Kampflos wollen sie nämlich nicht aufgeben.

    „Wir wollen um die Arbeitsplätze kämpfen und das Bestmögliche herausholen“, sagt Siebert. Sollte sich der Erhalt der Arbeitsplätze allerdings nicht abwenden lassen, will er zumindest „anständige Abfindungen“ herausholen. „Da sind Menschen dabei, die dort ihr ganzes Arbeitsleben verbracht haben“, verweist er auf die vielen Einzelschicksale.

    Ihren Unmut über die geplante Schließung teilten Unbekannte der Geschäftsleitung sogar in Schriftform mit. Während der Betriebsversammlung hissten sie vor der Südfleisch-Zentrale in Lauda ein großes Banner mit der Aufschrift: „Managerfehler und die Gier, die Rechnung zahlen wir.“

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