Viele junge Mädchen trauen sich Technik trotz Interesse und Talent nicht zu, weil sie diesen Bereich zu wenig ausprobieren können. Die Möglichkeit zum Ausprobieren nutzten zwei Werkrealschülerinnen, sieben Realschülerinnen und zwei Gymnasiastinnen aus dem Main-Tauber-Kreis. Sie hatten sich für die Projektwoche MuT (Mädchen und Technik) zur Berufsorientierung von Mädchen in Naturwissenschaften und Technik angemeldet, die von der Arbeitsagentur Tauberbischofsheim und der Lernenden Region Heilbronn-Franken finanziert und von Judith Raith, Kolping Bildungswerk, organisiert wurde.
„Unser Ziel ist es, bei den Mädchen Neugierde und Interesse für Technik und Naturwissenschaften zu wecken und ihnen das Selbstvertrauen zu geben, technische Berufe als Alternative für ihre Berufswahl zu erleben“, erläuterte Tanja Zeiner, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Arbeitsagentur Tauberbischofsheim in einer Pressemitteilung.
Susanne Hachenberger von der Lernenden Region Heilbronn-Franken ergänzte, wie wichtig es vor der Berufswahl sei, erst einmal auszuloten, welche interessante Ausbildungs- und Studienwege es gäbe. Gerade in technischen und techniknahen Berufen werde zunehmend qualifizierter Nachwuchs fehlen. Mädchen beschränkten sich aber immer noch auf zu wenige „typisch weibliche“ Ausbildungsberufe im sozialen- und Dienstleistungsbereich. Damit schöpften die jungen Frauen ihre Berufsmöglichkeiten nicht aus und verzichten auf zukunftsträchtige Berufe, gute Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen.
Am ersten Tag erkundeten die Mädchen ihre Stärken und Interessen und formulierten mit Hilfe des Spiels „Stärken-Bingo“ ihre Personal-, Sozial-, Methoden- und Fachkompetenzen. Anschließend wurde überlegt, in welchen Berufen die eigenen Kompetenzen „eine Rolle spielen.“
Am folgenden Tag stand ein Betriebsbesuch bei der Firma Brand GmbH & Co. KG in Wertheim, Hersteller für Laborgeräte und -bedarf, auf dem Programm. Kathrin Grimm und Sylvia Wagner aus der Personalabteilung begrüßten die Mädchen. Nachdem Auszubildende der Firma Brand die Berufe Mechatronikerin, Werkzeugmechanikerin, Technische Produktdesignerin, Verfahrensmechanikerin für Kunststoff und Kautschuk und Industriemechanikerin vorgestellt hatten, konnten die Mädchen selbst aktiv werden und einen Stiftehalter aus Metall anfertigen.
Praktische Übungen
Praktischen Übungen standen am nächsten Tag im Beruflichen Schulzentrum Wertheim auf dem Proramm. In zwei Workshops stellten die Schülerinnen unter Anleitung der Fachlehrer Reiner Kahl (Glas) und Alexander Herbert (Metall) eine Duftlampe aus Metall sowie Glaskugeln und Schmuckanhänger aus Glas her.
Tags darauf besuchten die Schülerinnen die Duale Hochschule Mosbach Baden Württemberg (DHBW). Der Workshop „Das Bauen eines Nachtlichtes“, das sich selbst bei Dämmerung einschaltet und das Löten im Labor der DHBW mit Referenten Alexander Wilke machte den Mädchen viel Spaß, so dass sie gerne noch einen Abstecher in die Labore wagten und die neusten Entwicklungen bei Elektromotoren anschauten.
Aktuelle Forschungsprojekte
Den Abschluss der Woche bildete der Besuch in der Agentur für Arbeit in Tauberbischofsheim. Biologin Cathrin Brinkmann und Geowissenschaftlerin Tatiana Kalytta vom Projekt Coaching4future stellten unter den Aspekten „arbeiten“ und „die Welt retten“ und „Lifestyle“ aktuelle Forschungsprojekte und spannende Berufe im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) vor.
Judith Raith zieht ein positives Resümee, denn die Mädchen seien sehr interessiert gewesen und hätten gezeigt, wie wichtig ihnen die Auseinandersetzung mit dem Thema Beruf ist. Jede Teilnehmerin nehme etwas für die Planung ihrer beruflichen und privaten Zukunft aus dieser Woche mit, egal für welchen Beruf sie sich entscheiden wird. Zum Abschluss der Projektwoche MuT bekamen die Mädchen Teilnehmerzertifikate, die sie in ihre Bewerbungsmappe legen können.