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HEIDELBERG: Musik, Yoga und koscheres Catering

HEIDELBERG

Musik, Yoga und koscheres Catering

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    Judentum neu definieren: Manja Altenburg (rechts) und Esther Graf stehen in Mannheim in der Synagoge. Die beiden Wissenschaftlerinnen betreiben eine Agentur für jüdische Kulturvermittlung. Die beiden Wissenschaftlerinnen bieten neben Geschichtsvorträgen, Recherchen und Dokumentationen auch Koch- oder Tanzkurse an.
    Judentum neu definieren: Manja Altenburg (rechts) und Esther Graf stehen in Mannheim in der Synagoge. Die beiden Wissenschaftlerinnen betreiben eine Agentur für jüdische Kulturvermittlung. Die beiden Wissenschaftlerinnen bieten neben Geschichtsvorträgen, Recherchen und Dokumentationen auch Koch- oder Tanzkurse an. Foto: Foto: Uwe Anspach

    Fröhlich nippen Manja Altenburg (37) und Esther Graf (42) an Kaffee und Tee. Die beiden treffen sich oft in einem Heidelberger Café, um die Projekte ihrer gemeinsamen Agentur für jüdische Kulturvermittlung in Ruhe zu besprechen. „Als wir uns vor vier Jahren selbstständig gemacht haben, merkten wir schnell, dass es viel Unwissen, aber auch große Neugier auf das Judentum in Deutschland gibt. Das war und ist eine Marktlücke“, sagt Esther Graf. Die beiden Frauen haben mit ihrer Arbeit bislang „echt nur gute Erfahrungen“ gemacht, Anfeindungen gab es nicht.

    „Die einzige Angst war lediglich, ob wir das mit der Selbstständigkeit auch schaffen“, sagt Graf. Die promovierte Judaistin und ihre Geschäftspartnerin, eine Kunsthistorikerin, sind beide aktiv in der jüdischen Gemeinde in Mannheim. Früher arbeiteten sie in jüdischen Museen. Beide wollen das Judentum der Gegenwart in Deutschland nicht auf die Schoa, die Vernichtung von Millionen Menschen jüdischer Abstammung durch die Nationalsozialisten, reduziert wissen. „Wir definieren uns und unsere Arbeit über das aktive Leben“, sagt Altenburg.

    Die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg ist angetan von den beiden Kulturvermittlerinnen, die einmalig im deutschen Sprachraum seien. „Sie leisten aus unserer Sicht einen beachtlichen Beitrag, interessierten Bürgern die jüdische Kultur in ihrer Bandbreite erlebbar zu machen“, sagt Hochschulsprecherin Désirée Martin. Bei den Angeboten sei besonders wichtig, dass die Traditionslinien jüdischer Kultur nicht aus dem Blick geraten.

    Die beiden Wissenschaftlerinnen bieten neben Geschichtsvorträgen, Recherchen und Dokumentationen auch Koch- oder Tanzkurse an. Auf Wunsch wird für Veranstaltungen auch ein koscheres Catering organisiert. In interreligiösen Veranstaltungen werden darüber hinaus die unterschiedlichen Speisevorschriften der Weltreligionen erklärt. Altenburg und Graf informieren zudem Schüler- oder Seniorengruppen über alle Facetten des Judentums oder organisieren auch Abende mit Musik aus den 1920er Jahren.

    Die beiden haben auch ungewöhnliche Kurse wie das „Thora-Yoga“ im Programm. Dabei handelt es sich um klassische Dehnübungen, die mit der Interpretation und Diskussion der Heiligen Schrift verbunden werden. „Geist und Körper werden dadurch eine Einheit. Das Thora-Yoga stammt aus den USA und ist zurzeit richtig hip“, sagt Altenburg.

    Graf beschäftigt sich zudem gerade mit einer „etwas anderen jüdischen Sozialgeschichte“. Sie ist historisch verbürgten jüdischen Piraten, Räuberbanden und Mafiabossen auf der Spur. „Die Themen gehen uns also nicht aus, da das Judentum so unglaublich vielschichtig ist“, sagt die 42-Jährige. Denn jüdischer Alltag in Deutschland bedeute mehr als der Besuch der Synagoge an Feiertagen.

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