In Veringenstadt im Kreis Sigmarinen gab es im Mittelalter sieben Hexenprozesse. Eines der Schandkleider, welche die Gefangenen bei der Befragung und Hinrichtung tragen mussten, ist erhalten. Nun interessiert sich eine japanische Ausstellung dafür. Veringenstadt.
Darf man ein 300 Jahre altes Leinenhemd 15 Monate lang ins Ausland verleihen? Darüber wir momentan diskutiert. Japanische Unternehmen wollten das sogenannte „Hexenhemd“, in dem im 17. Jahrhundert eine Frau hingerichtet wurde, für eine Ausstellung über Hexen ausleihen, sagte Bürgermeister Armin Christ.
Der Gemeinderat hatte zunächst zugestimmt – doch in der Stadt regte sich Unmut über die Entscheidung. Unter anderem stehe die Frage nach der Sicherheit des Exponates im Raum. Das Thema soll nun noch einmal in dem Gremium beraten werden.
Die Hexenhemden seien von den Gefangenen als Schandkleider während der Befragung und Hinrichtung getragen worden, sagt der Stadtführer von Veringenstadt, Manfred Saible. Der erste bekannte Hexenprozess wurde dort im Jahr 1491 abgehalten, der letzte 1680.
Das im Heimatmuseum gezeigte Hexenhemd, das laut Bürgermeister Christ bundesweit einzigartig ist, wird mit dem Prozess gegen die „Bader-Ann“ in Verbindung gebracht. Der Frau sei unter Folter ein Geständnis abgerungen worden, woraufhin sie begnadigt wurde, sagt Saible. „Das hieß damals, dass die Verurteilten erst hingerichtet und später ohne Hemd verbrannt wurden.“
Mehrere Unternehmen aus Japan wollten das Exponat nun für eine Wanderausstellung ausleihen. „Sie tragen aus der ganzen Welt Themen über Hexen zusammen“, sagt Christ. Die Stadt solle rund 1000 Euro Leihgebühr erhalten. Zudem wird Veringenstadt - auch ohne Leihgabe - in eine Reiseroute zum Thema Hexen aufgenommen.
Endgültig entschieden sei die Ausleihe noch nicht, sagt Christ. Der Gemeinderat werde noch einmal darüber beratschlagen. „Ich würde dafür plädieren, dass es da bleibt.“ 15 Monate seien schlicht zu lang. „Drei, vier Monate das würde gehen, das wäre ein überschaubarer Zeitraum“, sagt Christ, der anfangs für die Verleihung war. „Das sehe ich mittlerweile auch so.“
Zwar gebe ein Replikat des Hemdes aus Speyer. Das sei aber so hergestellt worden, wie es 1680 ausgesehen hätte - und nicht wie in der heutigen Zeit. „Wir können den Besuchern ja nicht sagen, das ist das echte, wenn es ein Replikat ist“, sagt Christ. „So möchten wir mit unseren Gästen nicht umgehen.“
Bei solchen Leihgaben gebe es immer wieder Bedenken, was die Sicherheit bei Transport und Ausstellung angehe, sagt die Vizepräsidentin des Museumsverbands Baden-Württemberg, Martina Meyr. Wenn Exponate zudem - wie beim Veringstädter Hexenhemd - zentrale Ausstellungsstücke bilden, leihe man sie ungern über einen längeren Zeitraum aus.