Die Spargelsaison beginnt in diesem Jahr gut zwei Wochen früher als sonst. Im sonnigen Baden wurden am Montag die ersten Stangen gestochen. „Wir sind wahrscheinlich die ersten in Deutschland, die auf unbeheiztem Feld mit der Ernte anfangen“, sagt Spargelbäuerin Franziska Gehrer aus Durmersheim (Landkreis Rastatt). Bereits am Freitag wurde erster Spargel in der niedersächsischen Gemeinde Steimbke (Kreis Nienburg) gestochen – allerdings mit Bodenheizung.
„Wir gehen davon aus, dass wir einen sehr guten Start in die Saison haben, auch mit guten Qualitäten von Anfang an“, sagt der Vorstandssprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), Simon Schumacher.
Der frühe Spargel ist teuer. Im Großhandel wird das Kilo für 17 bis 19 Euro abgegeben. Für den Einzelhändler bleibt da kaum Spielraum für die eigene Handelsspanne – eher geht es darum, das Geschäft anzuschieben, dem Verbraucher Lust zu machen auf das Gemüse. Bis zum Ende der Saison, traditionell festgemacht am Johannis-Tag (24. Juni), erwartet ein Branchenexperte „stabile Preise auf hohem Niveau“. Die Nachfrage sei groß genug, um auch die preissenkende Wirkung von Importen aus Spanien, Tschechien oder Ungarn abfedern zu können.
In Durmersheim waren der 33-jährige Florentin Robu und der 24-jährige Cosmin Malaiu die ersten, die am frühen Morgen die jungen Triebe aus dem Damm holten. Die rumänischen Erntehelfer arbeiten für einen Stundenlohn von 6,80 Euro. Einige kommen wie Robu schon seit mehr als zehn Jahren zur Spargelernte nach Durmersheim, andere werden von Familie Gehrer im Herbst in Rumänien engagiert. Auf dem Höhepunkt der Ernte sind bis zu 100 Erntehelfer auf dem Hof im Einsatz.
„Wir sind sehr begeistert“, sagt Franziska Gehrer über das erste Stechen. Mit 60 bis 100 Kilogramm habe der Ertrag die Erwartungen übertroffen. Auch die Qualität sei sehr ansprechend gewesen. So früh wie in diesem Jahr sei der Erntebeginn auf ihrem Hof seit 2007 nicht gewesen.
In Durmersheim wird der frühe Spargel im Folientunnel geerntet. In den zweieinhalb Meter hohen und 250 Meter langen Röhren wird es unter Sonneneinstrahlung mehr als 40 Grad warm. Entscheidend ist aber die Temperatur an der Wurzel der Spargelpflanze. „Es tut sich was ab elf oder zwölf Grad“, erklärt Gehrer. „Bei 14 bis 16 Grad geht das Wachstum dann richtig los.“ Am sonnigen Wochenende wurden 17 Grad erreicht.
Die badische Spargelbäuerin hofft, dass die Ernte in diesem Jahr besser wird als 2013. Damals litt der Ertrag unter einem anhaltend nassen und kühlen Frühjahr. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr gut 103 000 Tonnen Spargel geerntet, mit 8935 Tonnen steht Baden-Württemberg unter den Bundesländern an sechster Stelle; in Niedersachsen und Brandenburg gibt es mit einem großen Anteil an lockeren Böden die größten Spargelanbauregionen Deutschlands.
Der Einzelhandel spielt beim Spargel eine weit geringere Rolle als bei anderen Produkten der Landwirtschaft. „50 Prozent des Spargels werden direkt vermarktet“, sagt VSSE-Vorstandssprecher Schumacher. Der Kunde sei es gewohnt, Spargel direkt im Hof oder an Verkaufsständen der Bauern zu kaufen.