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VS bleibt in Tauberbischofsheim

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    VS bleibt in Tauberbischofsheim
    VS bleibt in Tauberbischofsheim Foto: FOTO NORBERT SCHWARZOTT

    Die Stimmung war denkbar schlecht. Schon vor der Betriebsversammlung war die Hoffnung der 1200 Beschäftigten nicht gerade groß, dass sich das Unheil noch abwenden lässt. 310 Kündigungen - da war klar, jeden Dritten, der da gestern am späten Nachmittag niedergeschlagen aus der Betriebsversammlung kam, würde es treffen.

    Doch während sonst das gläserne Kunstwerk des Star-Architekten Gunter Behnisch auf Beschäftigte und Gäste stets einladend wirkt, hatte man sich gestern abgeschottet. Fremde nicht erwünscht. Auch die Presse nicht. So luden denn Gewerkschaft und Geschäftsleitung anschließend zu Pressekonferenzen ein. Getrennt natürlich.

    Birgit Schwickerath-Adam ist seit 13 Jahren im Betriebsrat der VS. Von der neuen Entwicklung ist sie entsetzt. Einst als "Rote Zora" verschrien, berichtet sie von einer sachlichen und respektvollen Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung in den letzten Monaten. Trotz unangenehmer Entscheidungen. Darunter finanzielle Einbußen und Kurzarbeit. Beide Seiten wollten nichts unversucht lassen, um Entlassungen zu vermeiden. Das war das gemeinsame Ziel.

    Umso überraschter war die Betriebsratsvorsitzende, als nur eine Woche nach Beginn der Kurzarbeit Anfang Oktober alles anders war: 140 Leute sollten entlassen werden, verlangte die Geschäftsführung. Das war gegen die Betriebsvereinbarung. Trotzdem wollte man sich angesichts der dramatischen Umsatzeinbrüche nicht grundsätzlich quer stellen, berichtet Schwickerath-Adam. Doch als "Gegenleistung" wollten die Arbeitnehmervertreter wenigstens die Zusicherung: Keine weiteren Kündigungen bis Ende März. Doch darauf wollte sich die Geschäftsleitung rund um Prof. Thomas Müller nicht einlassen. Der Betriebsrat beriet sich mit der Belegschaft. Die signalisierte Ablehnung. Die Verhandlungen waren gescheitert.

    Der nächste Schritt der Geschäftsleitung traf Schwickerath-Adam und die Belegschaft allerdings hart: Müller & Co kündigten die Betriebsvereinbarung. Ein unerwarteter Zug, der Müller nach eigenen Aussagen selbst schmerzte. Doch er ist überzeugt, nicht anders handeln zu können, um die Firma nicht in rote Zahlen zu bringen, die das ganze Unternehmen in Gefahr bringen könnten.

    Doch auch für die Gewerkschaft steht viel auf dem Spiel: Für 1. Bevollmächtigten Wolfgang Breuer und seine Mitstreiter wäre es der Einstieg in den allgemeinen Ausstieg aus den Betriebsvereinbarungen. Deswegen will man die Kündigung der Vereinbarung durch die VS-Geschäftsleitung auch arbeitsrechtlich prüfen lassen. Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in schriftliche Vereinbarungen sei grundlegend zerstört, sagt auch Birgit Schwickerath-Adam, die Betriebsratsvorsitzende bei VS. Ihr Urteil: Die Irritation ist gewaltig.

    Doch bei allen Irritationen ist auch klar: Es gibt Gesprächsbereitschaft von beiden Seiten. Beide haben nach eigenen Aussagen das Wohl der Mitarbeiter im Blick. Nur über einen Weg aus der schwierigen Situation müssen sie sich noch einigen.

    Auf alle Fälle will die VS am Standort Tauberbischofsheim festhalten. "Es gibt keine Pläne etwas zu verlagern", sagte Professor Müller.

    In der Geschäftsleitung will man jetzt eine Nacht über die Ergebnisse der Betriebsversammlung schlafen und dann überlegen, mit welchem Angebot und welchen Forderungen man in die kommenden Verhandlungen gehen will. Müller brachte es gestern auf den Punkt: "Wir haben zwei Positionen aufgebaut. Jetzt kommt es darauf an, inwieweit man sich annähern kann." Fazit: Man wird wohl weder um Kurzarbeit, noch um Entlassungen herumkommen.

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