So etwas gibt es nur in der Heimat! Der Windpark bei Wülfershausen wird jetzt doch gebaut. Kein Aprilscherz! Die Energiewende schreitet voran. Allerdings sind die Umstände dieses plötzlichen Umschwungs einigermaßen skurril. Genau wie die Geschichte des ganzen Projekts. Denken Sie nur an die Einführung der glorreichen 10 H-Regelung. Sowohl unser ehemaliger Landesvater Horst "Drehhofer" (CSU) als auch unser Landrat (CSU) mussten aus wahltaktischen Erwägungen ihre politische Wendigkeit unter Beweis stellen.
"Prozesshansel" aller Couleur zogen juristisch gegen den Fortschritt zu Felde, was für die Steuerzahler nicht unerhebliche Kosten verursachte. Am Ende stimmte im Landtag die Mehrheit der Abgeordneten, darunter vermutlich auch Steffen Vogel (CSU) und Sandro Kirchner (CSU), dafür, dass sich nur bereits fertige Anlagen nicht an die 10 H-Regelung halten müssen. Und in Wülfershausen war man eben noch nicht fertig. Blöd!
Natürlich rechnete nach diesem Schildbürgerstreich niemand mehr ernsthaft damit, dass sich ein "Dummer" finden würde, der die bereits gegossenen Fundamente wieder wegbaggert, um neue zu betonieren, die zum veralteten, aber genehmigten Anlagentyp passen. Und doch ist es genauso gekommen.
Mal ehrlich: Blicken Sie bei dieser vertrackten Vorgeschichte noch durch? Nein? Kein Problem. Es gilt, nach vorne zu blicken! Mal Klartext: Die alten Fundamente haben ein Vermögen gekostet. Ihr Rückbau noch einmal sechs Millionen. Trotzdem rechnet sich das Ganze irgendwie. Das zeigt, wie viel Geld sich mit regenerativen Energien sogar in einem vermeintlichen "Schwachwindgebiet" verdienen lässt. Und dass angestaubte Technik zum Einsatz kommt, stört auch keinen. Im Gegenteil!
Das passt irgendwie zu Rhön-Grabfeld, finden Sie nicht? Solange die Dinger nicht quietschen! Man könnte das Ganze doch zum "historischen Windpark" erklären, zu einer Außenstelle des Fladunger Freilandmuseums. Warum nicht? Sollen uns die Nachbarlandkreise ruhig belächeln. Auch ein Schildbürgerstreich muss nicht sinnlos sein. "Sinn" ist relativ! Wurde der Beton für die Fundamente nicht von heimischen Firmen geliefert? Und sichert nicht auch der Rückbau Arbeitsplätze? Na also.
Kapitalismus stellt einen blinden Prozess dar. Kapital konzentriert sich – basta! Und wer weiß, vielleicht betreibt irgendwann ja eine "Bürgergesellschaft" die eleganten Riesenrotoren, an denen dann diejenigen verdienen, die auch ihren Anblick "ertragen". Der ganze Vorgang beleuchtet nicht nur, wozu die bayerische Landesregierung fähig ist, er führt auch die Überlegenheit eines Rechtsstaates vor Augen. Sämtliche Instanzen wurden durchlaufen; sämtliche Einwände berücksichtigt. Auch die absonderlichsten. All die Vogelfreunde, Heimatschützer und Hypochonder, all die Bedenkenträger, die sich bei der Entscheidungsfindung engagiert haben, müssen jetzt zufrieden sein. Es herrscht Rechtssicherheit. Win-Win!
Windkraftgegner, aber auch Impfgegner, sind prinzipiell ja "dafür". Für Klimaschutz, für Herdenimmunität – immer "dafür". Von wegen Verweigerungshaltung! Bloß von persönlichen Nachteilen wollen sie nichts wissen. Der künftige Windpark bei Wülfershausen wird sich zu einem weithin sichtbaren Symbol der Hoffnung entwickeln. Eine unerwartete Wende zum Guten ist möglich. Sogar bei uns. Warum nicht auch bei Pandemien oder beim Verkehr? Natürlich! Schon kursieren Gerüchte über ein menschenfreundliches Verkehrskonzept für unser schönes Industriestädtchen. Die Anzahl der Pkw solle um 50 Prozent gesenkt werden. Mindestens. Und der Landrat wird plötzlich zum Seilbahn-Fan. Ende gut, alles gut! Man muss sich das vorstellen.