Am 14. Juni 1924 wurde der Gesangverein "Eintracht" Heidenfeld von einer Truppe sangesfreudiger Herren gegründet. Nun, fast genau 100 Jahre später, steht das Jubiläum an.
Ein Blick in die Aufzeichnungen und Festschriften zeigt: Gerne gesungen wurde wohl in Heidenfeld schon immer, nicht aber im Verein. Der spätere Patenverein aus Grafenrheinfeld war da weiter und seit seiner Gründung 1904 "dem Gesange treu ergeben". Die Grafenrheinfelder Sänger haben es sich Anfang der 1920er Jahre wohl zur Aufgabe gemacht, den Heidenfeldern "ein Licht aufzustecken" und so gab es einige "Besuchssingen", die anscheinend dann, initiiert vom Lehrer Rauch, zur Gründung des Gesangvereins "Eintracht Heidenfeld" mit 52 aktiven und 20 passiven Mitgliedern führten.
Kein Dorffest ohne die Eintracht
Unter Chorleiter Rauch und seinen Nachfolgern, den Lehrern Lieb und Werner, etablierte sich der Männergesangverein bald als feste Stimme im Heidenfelder Dorfgeschehen. Kein Dorffest – so steht in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen – ging ohne den Gesangverein Eintracht über die Bühne.
Im zweiten Weltkrieg ruhte der Gesang. 1947 erfolgte die Wiedergründung des Vereins. 1955 wurde die Vereinsfahne geweiht, die mit dem Spruch "In Freud und Leid zum Lied vereint" den Sinn und die Wertevorstellungen des Gesangvereins umschreibt. 1976 übernahm Werner Hetterich – in Heidenfeld seit Jugendtagen als Stachus bekannt – die Leitung des Vereins, die er bis zum Jahre 2000 innehatte, wie er sich nun im Gespräch gemeinsam mit seinem bis heute tätigen Nachfolger Wolfgang Sittler erinnert.
Einladung an die Frauen
Mit einem Schmunzeln erzählt Hetterich, dass sich unter seiner Ägide einiges veränderte. Trotz heftiger "Gegenwehr" einiger Sangesbrüder wurde nämlich 1979 laut Festschrift-O-Ton die "Weiblichkeit", genauer – so der Text weiter – "sangesfreudige jüngere und reifere Frauen" eingeladen, um gemeinsam einen gemischten Chor zu gründen.
Mit dem neuen Chorleiter Helmut Klug wurde dann nicht nur dem bestehenden Kinderchor neues Leben eingehaucht, es änderte sich auch der "Gesangverein Eintracht" vom typisch fränkischen Chor hin zu einem Gesangsensemble, das mitunter laut Festschrift "fremdartig" klang. "Moderner" halt, grinsen Hetterich und Sittler, mit zeitgenössischen Liedern oft auch in anderer Sprache. Das gehört bis heute zum umfangreichen Chor-Repertoire, das gerne, wie sich die zweite Vorsitzende Gisela Schneider erinnert, bei Ausflügen zu Sängereinsätzen geschmettert wurde, darunter das legendäre "Mah na, Mah na", das auf keiner Busfahrt fehlen durfte.
Mit den Chorleiterinnen Maria Röhner und Maria Hetterich feierte auch der Kinderchor Erfolge. 1987 wurde sogar das erste Kreiskinderchorfest in Heidenfeld ausgerichtet. Später gab es dann für die jüngsten Sangesfreudigen die "Pfiffikusse".
"Sängerelf" sollte Einnahmen bringen
Anfang der 1980er-Jahre stiegen die finanziellen Belastungen erzählen Hetterich und Sittler. Statt der bis dahin üblichen zehn Mark wollte der neue Chorleiter nämlich 100 für seinen künstlerischen Einsatz und so entstand bei Hetterich die Idee, mit der Gründung einer Faschingsabteilung namens "Sängerelf" neues Geld in die Vereinskasse zu spülen.
Bereits 1983 wurde die ersten Elferratssitzungen aus dem Boden gestampft, wie Hetterich formuliert. Der große Erfolg animierte die Vereinsmitglieder, sich in Tanzformationen, in der Bütt und als Sängerbuam und -mädels zu engagieren. Der jährliche Faschingszug durchs Dorf lockte viele Zuschauer an und beim Schweinfurter Umzug sackte die Sängerelf 13 Jahre lang den Wanderpokal für die originellste Truppe ein.

Die beiden jährlichen Elferratssitzungen und der Umzug durch Heidenfeld haben bis heute Tradition. Mittlerweile organisieren die beiden Hetterich-Töchter Gisela und Christine als Sitzungspräsidentinnen das närrische Faschingstreiben.
Singfreundschaften ersetzen eigene Chöre
Aktuell besteht der Gesangverein aus 157 Mitgliedern, dazu gehören auch die vielen Sängerelf-Aktiven. Die Reaktivierung des Kinderchors ist an Corona gescheitert, sagt Vorstand Sittler. Danach sei einfach nichts mehr zusammengekommen. Doch auch den eigenen Chor hat der Gesangverein nicht mehr. Ein Teil der Sängerinnen und Sänger singt jetzt in Schwebheim, die Heidenfelder "Main Voices" sind Teil einer Singfreundschaft mit dem Chor Belcanto aus Unterspiesheim.
Zu hören sind die "Main Voices" mit Belcanto und anderen Chören beim Ehrenabend am Freitag, 21. Juni, ab 18.30 Uhr in der Heidenfelder Mehrzweckhalle. Wie die Vorstandschaft betont, ist der Eintritt frei. Eingeladen sind alle, die Lust auf einen schönen Abend mit Ehrungen, Gesangs- und Tanzdarbietungen haben, der vom fränkischen Kabarett-Duo "Inge und Rita" moderiert wird.