Still ist es in der Gerolzhöfer Kegelbahn in diesen Zeiten. Die Corona-Pandemie macht den Gemeinschaftssport unmöglich. Mit einem Blick zurück auf die lange Geschichte des Klubs, sein es es so, als höre man noch immer die Kugeln laut über die Bahn rollen, die Kegel fallen und die Anfeuerungsrufe "Sechsi, siemsa, hossa … Holz!" im Hintergrund, schreibt Sandra Feil für den Sportkegelklub (SKK) in einer Pressemitteilung zu dessen 100-jährigen Bestehen.

So gründeten 14 Männer am 1. Mai 1921 in der Gastwirtschaft Förster (heute "Tor zum Steigerwald") den Sportkegelklub Steigerwald Gerolzhofen. Das Motto lautete: "Das alte deutsche Kegelspiel als Leibesübung in sportlicher Form zu pflegen und die Mitglieder hierin auszubilden sowie die Geselligkeit zu fördern." Die Geselligkeit ließ den Verein fortbestehen bis heute, schwierige Zeiten wie jetzt hat der Klub zur Genüge durchgestanden. Mehr als sieben Mal musste der Verein seine Bahnen wechseln, bauen und renovieren.
Zu Beginn wurde noch auf der damals üblichen Zementbahn im Garten der Gastwirtschaft Förster gekegelt. Zwei Jahre später hat man eine neue Bahn im Garten der Gastwirtschaft "Schwane" errichtet. Wieder drei Jahre später wurde die Bundeskegelbahn erneut beim "Förster" gebaut. Doch während des Zweiten Weltkriegs wurden die Kegelbahnen als Kriegsgefangenenlager missbraucht. Nach Kriegsende durften Idealisten des Kegelsports mit Genehmigung der Militärregierung im Mai 1946 ihren Vereinssport weiter ausüben, heißt es in der Pressemitteilung.
Zwei Kegelbahnen entstehen in Rekordzeit
Unter großer Beteiligung der Keglergemeinschaft entstanden 1961 in Rekordzeit zwei neue Kegelbahnen in der Gaststätte "Zur Eisenbahn" (heute "Scharfes Eck"). Diese hatten ein elektronisches Zählwerk und eine Aufstellautomatik. Für ein paar Pfennig hatten bis dahin "Kegelbuben" die Kegel aufgestellt. Zur feierlichen Eröffnung meldete der Klub erstmals eine Damenmannschaft zur Verbandsrunde, die von 1963 bis 1971 an unterfränkischen und bayerischen Meisterschaften teilnahmen. In dieser Zeit stellte der Klub mit Michael Full und Ludwig Bötsch gleich zwei bayerische Meister, so der SKK.

In den 70er Jahren gewann der Kegelsport enorm an Beliebtheit. Nahezu 150 Mannschaften aus ganz Nordbayern nahmen 1972 zum 50-jährigen Jubiläum der Gerolzhöfer am Pokalkegeln teil. Doch im darauffolgenden Herbst wurde die Eisenbahnwirtschaft verkauft und die Kegelbahnen mussten einer Diskothek weichen. Man ist unter anderem auf die Kegelbahnen in Herlheim und wieder in die "Försterswirtschaft" ausgewichen, bis diese nicht mehr für Verbandsspiele zugelassen war. Im Anschluss wurden Verhandlungen mit dem Gasthof Fischer in Sulzheim aufgenommen und die Sportler kegelten drei Jahre dort.
Mit viel Verhandlungsgeschick und Teamarbeit gelang 1976/77 der Bau einer Vier-Bahn-Anlage in der Stadthalle, die bei ihrer Fertigstellung 1977 als eine der schönsten Bahnanlagen in ganz Nordbayern, schreibt der SKK. Seitdem ging es bergauf. Zahlreiche Jugendliche kamen zum Kegelsport, worauf der SKK den bisher größten sportlichen Aufschwung erlebte. Besonders die jugendlichen Keglerinnen und Kegler waren in den 80er Jahren bei unterfränkischen, bayerischen und deutschen Meisterschaften siegreich.
Teilnahme an deutscher Meisterschaft
Den größten sportlichen Erfolg der Vereinsgeschichte errang der Ersten Damenmannschaft, die zuerst Meister der Unterfrankenliga und im Folgejahr Meister der Landesliga wurde und den Aufstieg in die Bayernliga, Bayerns höchster Klasse, schaffte. Bei unterfränkischen und bayerischen Meisterschaften gelang Manuela Pfaff (heute Sperling) mehrfach der Sprung aufs Treppchen und sie nahm auch einmal an der Deutschen Meisterschaft teil. Erste und Zweite Damen- und Herrenmannschaften verbuchten zahlreiche Siege in jenen Jahren, berichtet der SKK.
1995 waren die Ehrenamtlichen erneut aufgerufen, die Kegelanlage zu erneuern. Über 18 000 Stunden arbeiteten die Sportler, um die heutige Euro-Bahn zu errichten.

Auch in jüngster Zeit mangelt es nicht an Höchstleistungen, so der SKK. 2018 siegte Lea Niedermeier bei den Unterfränkischen Meisterschaften. Levin Termkolli kam 2017 bei den Unterfränkischen Meisterschaften auf den zweiten Platz und wurde im gleichen Jahr Bayerischer Meister.
Besonders in Erinnerung bleiben auch die rauschenden Faschingsbälle, die bis in die frühen Morgenstunden bei Livemusik in der Stadthalle abgehalten wurden, heißt es in der Mitteilung des SKK. An allen Festumzügen in den vergangenen Jahren nahmen die Kegler mit einer stattlichen Abordnung teil. Gefallen in der Stadt findet auch das Sommerfest im Spitalgarten, das wegen Corona dieses Jahr ausfallen wird.
Der SKK zählt heute 90 Mitglieder
Ausgerichtet wurden laut SKK über die Jahre hinweg das Vergleichskegeln zwischen Privatrunde und Sportkeglern, das Neujahrskegeln während der Faschingszeit, die Fahnenweihe, die Weihnachtsfeier und die Klubmeisterschaft. Heute stellt der Verein eine Damenmannschaft, drei Herrenmannschaften und eine Jugendmannschaft mit insgesamt 90 Mitgliedern.
"In einer Lage wie jetzt, ohne Möglichkeit zum gemeinsamen Sporttreiben oder Feiern war der Verein selten", heißt es in der Pressemitteilung. Doch eben dies solle Anlass zum Zusammenhalt sein, damit man weiter die Kugeln rollen und die Kegel fallen hören kann.