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SCHWEINFURT/NIEDERTHAI: 100 Jahre Ötztal-Hütte: Zünftige Feier in 2034 Metern Höhe

SCHWEINFURT/NIEDERTHAI

100 Jahre Ötztal-Hütte: Zünftige Feier in 2034 Metern Höhe

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    1932: Damaliger Name der Hütte im Ötztal war noch Gubener Hütte.
    1932: Damaliger Name der Hütte im Ötztal war noch Gubener Hütte. Foto: Foto: Archiv DAV Sektion Schweinfurt

    Schon der Weg zur 2034 Meter hochalpin gelegenen Schweinfurter Hütte ist Freude pur. Das Auto steht am Parkplatz im Ötztaler Niederthai 1550 Meter über dem Meer. Über den Almweg geht es im Horlachbachtal hinauf. Hochachtung hat der Wanderer vor den Bauern, die an den Steilhängen großteils per Hand das Heu ins Trockene bringen. Endspurt über einen Wiesenweg und der ganze Stolz der Schweinfurter Sektion des Alpenvereins ist nach zwei Stunden erreicht. Heuer gibt es die Schweinfurter Hütte 100 Jahre.

    Natürlich wird das gefeiert: vom 6. bis 8. Juli mit einer Bergmesse am Sonntagmorgen (8. Juli) als Höhepunkt. Leiten wird sie der frühere Christuskirchenpfarrer Martin Steinbach, der heute als Dekan in Bad Tölz tätig ist. Um 11.15 Uhr folgt unter freiem Himmel die eigentliche Jubiläumsfeier. Redner sind neben dem Vorsitzenden der DAV-Sektion Schweinfurt, Heinz Fischer, noch der Bürgermeister des österreichischen Umhausen Magister Jakob Wolf, DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig und Sebastian Remelé. Schweinfurts Oberbürgermeister lässt es sich nicht nehmen, zum Jubiläum erstmals Schweinfurter Hüttenluft zu schnuppern. Auch die Musik ist lokal: Wanderblech, hervorgegangen aus dem Jugendblasorchester Werneck.

    1912 erbaut Kommerzienrat Rechberg aus Hersfeld auf einem Schuttkegel unterhalb des 3082 Meter hohen Zwieselbacher Roßkogels – heute der Hausberg der Schweinfurter – ein Jagdhaus, die „Hersfelder Hütte“. Elf Jahre später übernimmt die Sektion Guben aus Brandenburg die Hütte, kauft sie 1918, ändert den Namen auf „Gubener Hütte“. 1930 Ausbau zu einer einfachen Berghütte. Weil sich die in der DDR „eingesperrten“ Gubener nicht kümmern können, schließt die DAV-Sektion Schweinfurt 1957 einen Patenschaftsvertrag, übernimmt quasi die Verantwortung. Das Engagement drückt sich im Namen aus: die Hütte heißt jetzt „Guben-Schweinfurter Hütte“.

    1973 kauft Schweinfurt die mittlerweile auf die heutige Größe erweiterte Immobilie. Im März 1974 zerstört ein Feuer die Hütte, ausgelöst durch einen überhitzten Ofen. Der Wiederaufbau erfolgt rasch: Der Brand ist im September 1974 schon wieder vergessen. Behutsam geht es weiter. 1981 Bau eines Winterhauses mit 16 Schlafplätzen, 1983 neue Wasserversorgung, 1986 Elektrifizierung. Die Kosten für den Anschluss der Hütte zur 1000 Meter entfernten Trafostation zahlt die Sektion gerne, weil Strom das Leben auf der Hütte immens erleichtert.

    1998 geht ein nervenaufreibendes Großprojekt zu Ende: Eine Vier-Kammer-Kläranlage ist fertig. Einmal im Jahr wird sie entleert. Man darf zwar nicht zur Hütte hochfahren, einen Fahrweg für solche Zwecke gibt es dennoch. Die letzte Bauetappe ist zwischen 2004 und 2006: neue Heizungsanlage (Holzpellets) mit Warmwasseraufbereitung für Trink- und Nutzwasser, Modernisierung der Sanitärräume, Wärmedämmung, neue Isolierglasfenster. Hinzu kommt die Neugestaltung der Gasträume und der Küche.

    Heinz Fischer, Vorsitzender des mit fast 2500 Mitgliedern zweitgrößten Schweinfurter Vereins, erzählt, dass die Sektion sich mit dem Thema eigene Hütte in den Alpen schon vor mehr als 100 Jahren befasst habe. Schon damals haben die Verantwortlichen erkannt, dass nur so die Hauptaufgabe einer Alpenvereins-Sektion zu erfüllen ist: das Naturerlebnis in den Bergen. Als Standort hatte man den Traualpsee in der Nähe von Hindelang in den Allgäuer Bergen im Auge. Der Erste Weltkrieg beendete das Thema.

    Das gesamte Vermögen für die geplante Hütte fiel der Inflation zum Opfer, versetzte dem Sektionsleben einen gewaltigen Rückschlag. Der Wunsch blieb, aber das Kapital reichte nicht. Ersatz war deshalb 1932 die Hütte an der Haselstaude. Heuer am 1. Mai wurde dort das 80-jährige Bestehen gefeiert. 1956 stellte das Präsidium des Deutschen Alpenvereins die Verbindung zur Sektion Guben her.

    Wenn Fischer von der Sanierung zwischen 2004 bis 2006 spricht, fallen ihm sofort die fast 9000 Stunden ein, die 60 Bergfreunde aus Schweinfurt ehrenamtlich geleistet haben. Dem Verein haben sie fast eine halbe Million Euro gespart. Mit dabei war Viktor Denner, mit dem Fischer und Karl-Heinz Heber sich dieser Tage ins Özttal aufgemacht haben, um letzte Hand anzulegen. Nötig ist beispielsweise ein neuer Zaun oberhalb des Eingangsbereichs.

    Auf der Schweinfurter Hütte gibt es heute fünf Zimmer, vier Lager. Mit Winterhaus stehen 70 Schlafplätze zur Verfügung. Seit 2008 trägt das am höchsten gelegene Schweinfurter Gebäude den Namen der Sektion. Der Zusatz „vormals Gubener Hütte“ war ein Vorschlag der Sektion.

    Die Komplett-Sanierung trägt reife Früchte: 2007 erhält die Sektion das DAV-Umweltsiegel, 2010 verleihen die renommierten Berg-Zeitschriften Alpin und Outdoor der Hütte das begehrte Prädikat „Hütte des Monats“. Seit diesem Winter führen als neue Wirte Andreas und Carmen Jeitner aus dem Pitztal die Schweinfurter Hütte. Susi und Helmut Falkner waren sechs Jahre lang die erfolgreichen Pächter, wegen anderer beruflicher Verpflichtungen konnten sie nicht mehr weitermachen, die Familie gestaltet aber den zünftigen Hüttenabend am Samstag, 7. Juli musikalisch, gemeinsam mit Wanderblech.

    Bis zu 600 Übernachtungsgäste werden von Februar bis April gezählt, rund 1500 sind es von Mitte Juni bis Anfang Oktober. Hinzu kommen die Tagesgäste, je nach Wetter zwischen 30 und 50 pro Tag.

    Die Schweinfurter Hütte

    Die Schweinfurter Hütte ist eine Schutzhütte der Kategorie I, in der sich Familien genauso wohl fühlen wie Bergsteiger, Weitwanderer und Gruppen. Den Gästen stehen fünf Zimmerlager für zwei bis fünf Personen und drei Schlaflager für acht, neun und 19 Personen im Haupthaus zur Verfügung. Im Winterhaus befinden sich weitere 16 Lagerplätze. Die zwei Gaststuben eignen sich auch für Gruppen und als Seminarräume. Es gibt ab der Schweinfurter Hütte zahlreiche Gipfeltouren. Einige Beispiele: Peistakogel, 2643 Meter, ist eine Bergwanderung auf einen herrlichen Aussichtsgipfel, Gehzeit zirka 2,5 Stunden. Hohe Wasserfalle, 3002 Meter ist eine anspruchsvolle Bergwanderung in hochalpinem Gelände, Gehzeit 3,5 Stunden. Hochreichkopf, 3008 Meter ist ebenso anspruchsvoll, aber ein lohnender Aussichtsgipfel, Gehzeit etwa 3,5 Stunden. Zwieselbacher Roßkogel, 3082 Meter, eine hochalpine Bergwanderung oder schöne Skitour, Gehzeit: rund 3,5 Stunden. Toureninformationen auch in den einschlägigen Tourenführern, wie dem Alpenvereinsführer „Ötztaler Alpen alpin“ oder den Rother Wander- und Skiführern der Region. Auch die Sektion hat informative Flyer veröffentlicht.

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