Spitzenköche mit einigen Sternen genießen bei Feinschmeckern hohe Aufmerksamkeit. Bei Pferdesportlern ist das bei Geländestrecken mit mehreren Sternen nicht anders. Hambach ist ein Stück in diese Sterne-Liga aufgestiegen: Dort errichtet der Verein „Pferdefreunde Lindenhof Hambach“ eine 2-Sterne-Strecke für internationale Vielseitigkeitsturniere, einzigartig in ganz Nordbayern.
Die Bewährungsprobe für das große Ziel steigt am 17. und 18. August, wenn der elf Jahre alte Verein die Bayerische Vielseitigkeitsmeisterschaft der Junioren und jungen Reiter rund um den Lindenhof ausrichtet. Denn dann werden Prüfungen in dieser „Königsdisziplin“ aus Dressur, Springen und Geländeritt nicht nur wie bisher in den Klassen E, A und 1-Sterne-CIC abgehalten. Eine neue 2-Sterne-CIC-Geländestrecke verdeutlicht, dass auch anspruchsvolle internationale Vielseitigkeitsreiter hier fündig werden können. Nur noch wenige solcher Strecken gibt es in Bayern, der Lindenhof ist zum Stützpunkt in Nordbayern geworden. Nur am Staatsgestüt Schwaiganger im Süden und in Kreuth in der Oberpfalz, also in Ostbayern, gibt es solche 2-Sterne-Strecken. Drei Sterne tragen in Deutschland maximal fünf Orte, vier Sterne gibt es weltweit nur sechsmal.
Ideale Voraussetzungen zum Aufstieg in die „Bundesliga“, wie es Gerold Ort als Vereinsvorsitzender der Pferdefreunde nennt, bietet bei Hambach das hügelige Gelände zwischen dem Dorf und dem ausgesiedelten Lindenhof, seinem landwirtschaftlichen Betrieb mit großer Pensionspferdehaltung. Das Reglement für eine 2-Sterne-Strecke verlangt einen Bergauf- und Bergabverlauf. Abwechslungsreich soll es sein, variantenreich der Parcours.
Dafür sorgen auch die etwa 35 festen Hindernisse auf dem rund 3600-Meter-Rundkurs. 20 davon haben viele der 120 Vereinsmitglieder extra neu gebaut, gezimmert und bemalt, vor allem junge Leute. Einige Männer absolvierten im Winter eigens einen Motorsägekurs, um das von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Käferholz selbst aus dem Wald zu holen, erzählt Mitglied Ralf Markert. Er ist „Motor“ der Bautruppe, engagiert sich im vereinseigenen Turnierausschuss für die neue 2-Sterne-Strecke. Ideenreich entstanden neue Hindernisse: Da wurde die Scheune des Lindenhofs im kleinen Maßstab nachgebaut, ein riesiges Bett oder eine überdimensionale Hundehütte fabriziert. Auch ein zweiter, anspruchsvoller Wassergraben wurde am Hofgelände gebaut: 25 mal 15 Meter groß. Für die Turnier-Zuschauer ist dies eine weitere Attraktion. Andere Sprünge tragen Namen wie „Afrikanischer Schweinestall“, „Entenhütte“ oder „Im Obstgarten“. „Das macht einfach mehr Spaß“, sagt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Gabriele von Zwehl-Bonfig.
Vor allem erleichtern die Namen den Reitern die Orientierung im Gelände, erklärt Siggi Adler. Der Pferdewirtschaftsmeister ist auch Parcours-Bauer, kommt eigens aus Marktredwitz nach Hambach, um die 2-Sterne-Strecke nach den Vorgaben des Internationalen Reitverbands FEI festzulegen. Entsprechend des geforderten Schwierigkeitsgrades kreiert er die Linienführung und lässt die Hindernisse je nach Art des Geländes platzieren. Das wird dann wiederum von einem FEI-Vertreter kontrolliert.
„Die Sprünge sollen fair und Achtung gebietend sein“, erklärt Siggi Adler, Pferde und Reiter sollen Respekt haben. Die Hindernisse dürfen nicht „windig“ sein, sondern wuchtig, müssen eine bestimmte Größe haben. Aber sie müssen auch so gestaltet sein, dass Unfälle vermieden werden. Tatsächlich passieren bei großen 4-Sterne-Vielseitigkeitsturnieren auch immer wieder Stürze. „Es werden vermehrt technische Anforderungen an Pferd und Reiter gestellt“, weiß der Parcours-Bauer. Gutes, exaktes Reiten sei daher nötig.
Eine lange Vorarbeit war für das Hambacher Vielseitigkeitsturnier nötig, bereits Anfang 2012 gab es erste Entwürfe für die 2-Sterne-Strecke. Umso entsetzter waren Gerold Ort und sein Verein, als im Zusammenhang mit dem Bau eines Schweinestalles eine Erweiterung des Gewerbegebietes am Hambacher Ortsrand Richtung Westen in diesem Frühjahr im Raum stand. Man habe als Verein bereits viel investiert, so Ort. Er selbst habe seinen Betrieb vor 20 Jahren ausgesiedelt, habe auf Planungssicherheit gebaut, brauche das Gelände zur Entwicklung. Genauso wie die am dortigen Ortsrand liegende Seufert-Ranch. Das Thema westliche Erweiterung Gewerbegebiet ist mittlerweile vom Tisch, der Gemeinderat entschied sich dagegen.
Etwa 150 junge Reiter werden im August bei der Bayerischen Vielseitigkeitsmeisterschaft auf vier Strecken bei Hambach starten, jeweils drei Prüfungen ablegen. Ein großes Dressur- und Springturnier mit mehreren hundert Reitern wird es am 14. und 15. September geben. 2014 wollen die Pferdefreunde dann die „Große“ Bayerische Meisterschaft der Vielseitigkeit ausrichten und endgültig in den Pferde-Sternenhimmel aufsteigen.