Wie dem Buch "de gereldeshova - Steinmetze und Bildhauer in Gerolzhofen", verfasst von Hans Koppelt und herausgegeben 1997 vom Historischen Verein und der Stadt, zu entnehmen ist, wird Erich Leuner am 24. Oktober 1931 als drittes Kind des Steinmetz- und Bildhauermeisters Peter Leuner und seiner Frau Elsa (geb. Zuber) in Gerolzhofen geboren. Vom 28. April 1938 bis 22. August 1942 besucht er die Volksschule und bis zu deren Schließung im März 1945 wegen des Kriegs die Hauptschule Gerolzhofen. In die ging er auch nach dem Krieg bis zur Schulentlassung am 20. April 1946. Die vierjährige Lehrzeit leistet er vom 1. März 1947 bis zum 1. März 1950 im Betrieb des Vaters ab.
Der Stolz des jungen Künstlers
Schon während der Lehrzeit überzeugt Erich Leuner mit einer Reihe perfekter Bildstockrestaurierungen, wobei er Teile völlig neu fertigt. Hierzu gehört auch der Bildstock in Donnersdorf in der Friedhofsgasse. Stolz zeichnet er dort sein Werk schon mit Namen und Steinmetzzeichen, so Hans Koppelt weiter.
Am 4. September 1951 legt Erich Leuner in Schweinfurt die Gesellenprüfung ab. Dazu fertigt er das Mittelstück und Krönungsrelief des Altarbildstockes vor der Gastwirtschaft "Tor zum Steigerwald" an der Dingolshäuser Straße.
Zielstrebig verläuft sein Werdegang weiter, indem er zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung in der Meisterschule für Steinbildhauer und Steinmetzen in München zwei Wintersemester (1952/1953 und 1953/1954) bei Professor Gustav Albert belegte.
Hans Koppelt: "Hier findet Erich Leuner seinen Stil. Modern, eindeutig, kerbschnittartig schafft er, meist auf gerauhter Oberfläche, die Aussagen zum Thema. Mit gleichen Eigenschaften gestaltet er seine Inschriften. So wird ihm am 9. Juni 1956 in München der Meistertitel erteilt."
Hans Koppelt erinnert sich: "Wir kannten uns gut, da wir uns beide zur damaligen Zeit selbständig gemacht und ich gerade meinen Heizungsbaubetrieb gegründet hatte. Modern angehaucht kam Erich Leuner aus München zurück.
Ein Jahr nach der Meisterprüfung, 1957, wird in der 1954 in Betrieb genommenen Schule am Lülsfelder Weg eine Kunstausstellung zum Jubiläum "600 Jahre Stadt Gerolzhofen" veranstaltet. Neben so bekannten Künstlern wie Josef Versl, Willi Götz und Rudolf Hoch stellt auch der junge Meister aus Gerolzhofen seine Arbeiten aus.
Darunter befindet sich Leuner bekanntestes Werk, der von ihm 1956 auf Anregung von Oberlehrer Theo Schwab aus eigenem Antrieb geschaffene Gedenkstein zur Mahnung und Erinnerung an den Gerolzhöfer Frauenaufstand und die dadurch erreichte Verschonung der Stadt vor der Zerstörung durch die amerikanischen Truppen. In der Fachzeitschrift "Der Steinmetz und der Bildhauer" vom September 1956 war der zuvor als vorbildliche Arbeit gewürdigt worden. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Meinungen in der Stadt über die Vorgänge am 6. April 1945 aber immer noch so weit auseinander, so dass der Stadtrat im November 1956 von einer offiziellen Aufstellung absah.
Gedenkstein "illegal" aufgestellt
Die Gunst der Stunde, sprich die erwähnte Kunstausstellung, wurde dann im Jahr 1957 genutzt, um den Gedenkstein mehr oder weniger "illegal", also ohne offiziellen Auftrag, neben der Blutbuche aufzustellen, die 1955 bei der Feierstunde zum 10. Jahrestag des Frauenaufstands im heutigen Pausenhof der Grundschule gepflanzt wurde.
Kurze Zeit später, Erich Leuner hatte gerade zu Jahresbeginn 1958 das väterliche Geschäft übernommen, findet sein Leben ein jähes und tragisches Ende. Am 26. Mai 1958, es war der Pfingstmontag, ertrinkt der hoffnungsvolle Künstler bei einem Badeunfall im Main zwischen Stammheim und Obereisenheim.
Der junge Mann, der nicht schwimmen konnte, hatte sich aus Autoreifen ein Floß gebaut, mit dem er erst im Altwasser herumpaddelte. Das unsichere Gefährt muss dann in die Strömung des Flusses geraten sein, die ihm zum Verhängnis wurde. Erst eine Woche später gab der Main die Leiche des Ertrunkenen einen Kilometer flussabwärts von der Unfallstelle im Uferbereich unterhalb der Vogelsburg auf Fahrer Gemarkung frei.
Die große Anerkennung bleibt dem Riesentalent Erich Leuner versagt, wenn auch sein Vater darum kämpft. So wendet sich Peter Leuner im Januar 1959 in einem Schreiben an die Stadtverwaltung und bittet darum, "das Wenige, das von ihm (gemeint ist sein Sohn) geschaffen, zu übernehmen und in Ehren zu halten".
Konkret erwähnt Leuners Vater den Gedenkstein an den Frauenauftand, "der nur für diese Zeit und für Gerolzhofen einen Sinn macht", wie er schreibt. Daraufhin muss die Stadt, wie Kenner bestätigen, schließlich 800 Mark überwiesen haben, um rechtmäßiger Besitzer des Gedenksteins zu werden.
Erich Leuners Schwester Maria (1927-1997) bemühte sich in der Folgezeit von München aus, wo sie mit dem Buchbinder Alois Schedl verheiratet war, den Nachlass ihres Bruders zu verwalten. Hierzu versuchte sie, die verbliebenen Zeugnisse seines kurzen Lebenswerks zusammenzutragen. Dazu gehören Bilder, Skizzen, Zeichnungen, Modelle, Zeitungsausschnitte und andere Hinterlassenschaften. Maria Schedl - das Ehepaar blieb kinderlos - starb im Jahr 1997. Danach ging das Vermächtnis ihres Bruders in die Obhut von Hans Koppelt als langjährigem Freund der Schedls über.