Die Hängeregistraturmappe mit dem vergilbten Schildchen „To Do bald“ ist reichlich angestaubt. Ich habe wohl ziemlich lange nicht mehr hineingeschaut. Nicht, weil ich kein Englisch kann (die Bedeutung von To Do habe ich schlicht ignoriert), aber das System der Hängeregistraturmappen, Ordner, Schreibtischschubladen ist furchtbar trügerisch. Man sortiert etwas ein, heftet es ab. Und vergisst es für alle Zeiten.
Jetzt, beim Ausmisten, fällt mir die Mappe wieder in die Hände. Nun ja, der Inhalt scheint sich erledigt zu haben. Jedenfalls hat sich niemand beschwert. Falls Sie also seit, sagen wir, sieben Jahren auf einen Rückruf von mir warten: Ich bitte hiermit um Entschuldigung!
Haben Sie eine Ahnung, was sich in neun Jahren alles ansammelt? Und das auf vielleicht vier Quadratmetern Büro. Theater-, Opern-, Konzertprogramme – oft Veranstaltungen, die ich längst vergessen habe. Aber offensichtlich war ich da und habe sogar darüber geschrieben.
Fotos von Künstlern, Bands, Orchestern. Pressemitteilungen. Zum Beispiel, welche Zuschüsse die Stadtbücherei Schweinfurt im Jahr 2000 bekommen hat (in D-Mark noch). Lebensläufe hoffnungsvoller Nachwuchskünstler. Recherche-Materialien zu Artikeln, die längst erschienen – und überholt – sind. Man sagt ja, es gibt nichts älteres als die Zeitung vom Vortag. Die Vorbereitung auf den Umzug führt mir die tiefe Wahrheit dieses Satzes wieder einmal vor Augen.
All das Zeug aus der Zeit, als man noch auf Papier kommunizierte. Als man die Dinge noch „schwarz auf weiß“ vor sich haben wollte. Heute kommt alles per E-Mail. Papierlos. Angesichts der Burg aus Umzugskartons, die ich dieser Tage langsam um meinen Schreibtisch herum errichte, bin ich dafür wirklich dankbar. Denn es gibt immer noch genug Aufhebenswertes. All die Ausstellungskataloge der Schweinfurter Museen etwa. Bücher Schweinfurter Autoren, CDs Schweinfurter Musiker. Und neun Jahrgänge StadtKultur-Beilage – mittlerweile ein stattliches Archiv.
Übrigens: Man macht sich kein Bild, wie schnell auch CD-ROMs zur Plage werden können, so willkommen ihr Inhalt auch sein mag. Die Dinger erreichen die Redaktion gerne unbeschriftet, mit einem Begleitschreiben, das um Rückgabe nach Verwendung bittet. Die CD wandert in den Rechner und anschließend in irgendeine Schublade, das Schreiben – nun ja – woanders hin. Und irgendwo bildet sich ganz langsam eine Halde unbeschrifteter CD-ROMs, auf deren Rückgabe Hunderte Einsender da draußen traurig warten. Irgendwie herzzerreißend.
Online-Tipp
Abschied vom Zeughaus: Unter dieser Rubrik berichten Mitarbeiter über ihre Jahre hier. Alle Artikel finden Sie im Internet unter http://schweinfurt.mainpost.de