Die Corona-Pandemie zwingt auch die Kulturszene und die Kirchen zu neuen Formen der Verkündung. Ab diesem Wochenende sind in Gerolzhofen für die kommenden Wochen 75 sehenswerte Karikaturen ausgestellt - allerdings nicht in einem Saal, sondern gleichsam als Open-Air-Veranstaltung mitten in der Altstadt. Die Bilder sind in zahlreichen Schaufenster zu bewundern. Mit dem eigens für die Ausstellung konzipierten Flyer, der alle Standorte aufzeigt, kann man nun, ganz Corona-konform, bei einem Schaufensterbummel die Ausstellung sich "erlaufen".
Die Karikaturen-Ausstellung steht unter dem Motto "Ach du lieber Gott" und wurde vor einigen Jahren in einem gemeinsamen Projekt der Erzdiözese Bamberg und des Kirchenkreises Bayreuth zusammengestellt. Die 75 Zeichnungen nehmen vergnüglich und hintergründig das Thema "Ökumene" in den Blick: die gegenseitigen Vorurteile der beiden christlichen Kirchen, die Schwächen des Bodenpersonals, das Ringen um Macht und Einfluss, die verschlungenen Wege bis zur Entdeckung dessen, was die Kirchen verbindet. "Hinter der offensichtlichen Kritik steht aber immer auch der Wunsch nach mehr Glaubwürdigkeit und besserer Verständigung der Kirchen", sagte Pfarrer Reiner Apel am Mittwochnachmittag bei der Vorstellung der Ausstellung.
Ökumenische Gottesdienste vor 50 Jahren
Hintergrund der Ausstellung ist der Umstand, dass vor 50 Jahren in Gerolzhofen die ersten ökumenischen Gottesdienste gefeiert werden konnten. Der katholische Pfarrer Alfred Rost und sein evangelischer Amtsbruder Hans Binöder bereiteten damals in der Steigerwaldstadt das Feld für eine ökumenische Zusammenarbeit beider Kirchengemeinden, die sich im Laufe der Jahrzehnte vertieft hat und als wegweisend gilt.

Begünstigt wurde diese Entwicklung, weil sich die jeweiligen Pfarrer auch persönlich gut verstanden und verstehen. Erinnert sei hier neben Rost/Binöder auch an die Pfarrer und Pfeifenraucher Hans-Joachim Grunenberg und Hartwig Rudolph, Josef Kraft und Holger Bischof, Stefan Mai und das Pfarrer-Ehepaar Jean-Pierre und Anja Barraud sowie derzeit Stefan Mai und Reiner Apel.
Ein Flyer als Wegweiser
Unterstützt wurde die Organisation der Ausstellung von Stadtteilmanager Daniel Hausmann und von Tourismusleiterin Beate Glotzmann, die im Vorfeld die Ausstellungsflächen in den Geschäften und in den Leerständen vermittelte. Das Projekt erhält eine finanzielle Förderung aus dem Programm "Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten" (früher: "Soziale Stadt").
Zu der Ausstellung gibt es einen reich bebilderten Katalog, der zum Preis von fünf Euro in der Tourist-Information und im evangelischen Pfarramt erhältlich ist. Der kostenlose Flyer mit den einzelnen Standorten der Bilder liegt unter anderem in den Kirchen, im Altstadtbüro und in der Touristinformation auf.