Wenn es gut läuft, dann ist Schweinfurt schon 2014 um eine Attraktion reicher. Die Mitglieder der Sektion Schweinfurt des Deutschen Alpenvereins (DAV) befürworteten am Montag jedenfalls in einer außerordentlichen Versammlung mit überwältigender Mehrheit den Bau eines DAV-Zentrums mit einer Kletterhalle als Kernstück und Magnet. Das DAV-Zentrum soll auf dem noch freien Gelände auf den Hundertäckern zwischen der Ex-Tennishalle, jetzt Jonglierschule, TV Jahn und Wildpark entstehen. Klettern in Hallen boomt. Über Kletterhallen verfügen mehr als 200 der 355 Sektionen im DAV. Die nächsten gibt es in Bad Kissingen und Würzburg. Seit es dort diese überdachte Sportmöglichkeit gibt, klettern die Mitgliederzahlen. Würzburg wollte 2003 mit Schweinfurt gemeinsame Sache machen, Schweinfurt verzichtete aber wegen der Sanierung seiner Hütte im Ötztal. Ein gemeinsames Dach für alle Angebote der Sektion mit einer Kletterhalle als Highlight, dieser Traum blieb freilich bestehen. Zuletzt wurde eine Halle mehr und mehr gefordert und natürlich auch im Vorstand diskutiert, konkret in einer Projektgruppe. Die Ergebnisse präsentierte am Montag in St. Kilian Vorsitzender Heinz Fischer. Am Stammsitz in Schweinfurt fehle es an einer zentralen Begegnungs- und Kommunikationsstätte für die über 2500 Mitglieder, warb Fischer um Zustimmung. Er listete auf: Geschäftsstelle in der Linsengasse zu klein, nicht repräsentativ für Mitglieder wie Besucher; Schulungen finden in Feuerwehrräumen oder einer Pizzeria statt; die Materiallager befinden sich verstreut in der Stadt und im Landkreis; die Mitgliederversammlungen sind im Pfarrheim; und auch das Klettern vor Ort – Stadtmauer und Haus Marienthal – stoße wegen des erfreulichen Zulaufs junger DAVler an seine Grenzen. Mit dem Zentrum könne man alles unter ein Dach packen. Möglich sei eine „kundenfreundliche und übersichtliche Geschäftsstelle“ mit mehr Platz für Bücher, Infomaterial und Archiv. Verstärken ließe sich die Zusammenarbeit mit Schulen, die bisher mangels Möglichkeiten auf die Sattlerschule beschränkt sei. Standortfrage: Fischer berichtete von „vielen Gesprächen“, auch mit der Stadt. Einige der vorgeschlagenen Standorte seien gut, aber unbezahlbar gewesen. Zu entscheiden hatte man letztlich zwischen dem freien Areal im Schulzentrum am Bergl (neben Montessorischule) und den Hundertäckern. Die sieht der Vorstand nicht nur deshalb als die bessere Lösung an, weil die Stadt den Standort „wärmsten empfohlen hat“. Fischer zählte als weitere Vorteile die vorhandenen Parkplätze, das kostengünstigere Bauen und die nahe Bushaltestelle auf. Zur Verfügung stehen rund 3200 Quadratmeter. Die Halle als Kernstück hätte eine Kletterhöhe von 15 Metern. Die Investitionshöhe liegt inklusive Grundstückserschließung, dem Bau weiterer benötigter Parkplätze, Planungskosten und Einrichtung bei rund 1,2 Millionen Euro. Warum außerordentliche Versammlung? Die Schweinfurter Kletterzentrums-Pläne sind für den DAV als einem der Zuschussgeber nicht neu, weshalb die Sektion in ein Sonderförderprogramm rutschen könnte. Voraussetzung ist allerdings, dass die Grob-Planung noch im Dezember vorliegt. Statt frühestem Baubeginn 2014 oder später wäre ein Baustart schon im Herbst 2013 denkbar. Die Diskussion war leidenschaftlich, mitunter auch unnötig emotional. Für die Gegner nannte federführend Rolf Reder das Projekt „eine Nummer zu groß“. Es sei zu viel von Hoffnung die Rede. Diese „Plastikkletterei“ entferne außerdem von den Bergen und der Natur. Stefan Müller als Vertreter der stetig wachsenden Sektionsjugend wies das zurück. Die DAV-Jugend halte sich fast ausschließlich in der Natur auf, sagte er. Ein DAV-Zentrum sah er gerade als Möglichkeit an, Jung und Alt zu vereinen. Auch Beirätin Sandra Montag konnte das angeblich fehlende Engagement der Jugend nicht erkennen. Im Gegenteil bringe sich man sich auch gesellschaftlich ein. Dass die Mitglieder letztlich mit 79:6-Stimmen überaus deutlich dem Anliegen des Vorstandes folgten, hatte auch mit Alt-OB Kurt Petzold zu tun. Das DAV-Mitglied empfahl, das Jawort jetzt nur für die „Planung und Vorbereitung“ zu geben. Im März 2013, wenn konkrete Aussagen über die Fördermittel und die zu erwartenden Betriebskosten gemacht worden sind, können die Mitglieder dann das sicher ehrgeizige, aber nötige Projekt endgültig absegnen. Schatzmeister Heinz Hafner hatte zuvor mitgeteilt, zu diesem Zeitpunkt im Detail über Zuschüsse und Finanzierung berichten zu können. Betreiben will die Sektion ihr Zentrum in Eigenregie. Das steht fest, offen ist nach welchem Modell. Projektgruppenmitglied René Wolf informierte aber, dass man die unterschiedlichen Modelle anderer Hallen kenne, in Schweinfurt ein Mix daraus denkbar sei. Nach DAV-Zahlen rechnet sich die Halle in Schweinfurt mit dem Einzugsgebiet Main-Rhön bei 50 Kletterern pro Tag. Bei der Sektion nennt man das realistisch.
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