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Werneck: Als im Strassers-Hof noch Most gepresst wurde

Werneck

Als im Strassers-Hof noch Most gepresst wurde

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    Wo einst das Anwesen der Büttnerei Strasser lag, entstand neben dem sanierten Wernecker Rathaus ein Parkplatz mit Grünbereich.
    Wo einst das Anwesen der Büttnerei Strasser lag, entstand neben dem sanierten Wernecker Rathaus ein Parkplatz mit Grünbereich. Foto: Silvia Eidel

    Wo derzeit noch die letzten Pflastersteine für den Parkplatz neben dem sanierten Rathaus verlegt werden, wurden einst Most- und Weinfässer gefertigt. Außerdem brachten die Wernecker immer im Herbst ihre Äpfel hierher, um sie in der Kelter "beim Strasser" pressen zu lassen. Das frühere Anwesen, das vielen Einwohnern noch in Erinnerung ist, soll nach seinem Abriss nicht vergessen werden. Es ist Namensgeber für den neu entstandenen Platz mit Hofcharakter, den "Strassers-Hof".

    Auch wenn Lenchen Merk nicht mehr so gut sieht, das Gedächtnis der Hundertjährigen, die heute im Kreisaltenheim lebt, funktioniert noch bestens. "Hinterm Haus war die Werkstatt und je nach Größe der Fässer sind sie da drinnen oder auf dem Hof gebaut worden", weiß die Tochter des Büttners Johann Strasser noch ganz genau. Auf dem Hof wurden auch die Dauben, die Längsbretter für die Fässer, in die Eisenreifen gespannt und über dem offenen Feuer erwärmt, damit sie sich rund biegen lassen. "Wegen der Brandgefahr ging das in der Werkstatt ja nicht".

    Dauben gesägt und abgehackt

    Als junge Frau habe sie oft ihrem Vater geholfen. "Ich hab' auch die Dauben gesägt und abgehackt", schmunzelt die Hundertjährige, denn diese Eichenbretter wurden entlang der Fasern des Holzes gespalten.

    Holzfässer aller Art wurden einst in der Büttnerei Strasser mitten in Werneck gefertigt. Hauptsaison auf dem Hof von Johann Strasser (links) war aber im Herbst, wenn dort Äpfel zu Most gepresst wurden. Das Bild stammt aus dem Buch "Werneck in Bildern, Band 1".
    Holzfässer aller Art wurden einst in der Büttnerei Strasser mitten in Werneck gefertigt. Hauptsaison auf dem Hof von Johann Strasser (links) war aber im Herbst, wenn dort Äpfel zu Most gepresst wurden. Das Bild stammt aus dem Buch "Werneck in Bildern, Band 1". Foto: Silvia Eidel

    Ihr Vater Johann Strasser hatte beim Onkel das Büttnerhandwerk gelernt, von ihm auch dessen Büttnerei versprochen bekommen, aber "weil nichts geschrieben war", so Lenchen Merk, ging der Vater leer aus. Also kaufte er 1912 den Bauernhof in der Ortsmitte, "beim Bötsch", um dort eine Büttnerei zu eröffnen.

    Wein- und Mostfässer hat er gebaut, auch Jauchefässer, sogenannte Sutte-Fässer, oder auch Bottiche und hölzerne Stücht, die zum Einlegen von Kraut und Gemüse verwendet wurden. Bierfässer zählten nicht zum Sortiment, obwohl die Wernecker Bierbrauerei nur 50 Meter entfernt ist.

    Die 100-jährige Tochter von Johann Strasser, Lenchen Merk, erinnert sich noch gut an die Fertigung der Fässer und an das Most machen auf ihrem früheren Hof.
    Die 100-jährige Tochter von Johann Strasser, Lenchen Merk, erinnert sich noch gut an die Fertigung der Fässer und an das Most machen auf ihrem früheren Hof. Foto: Silvia Eidel

    "Die Ovalfässer für den Wein waren schon recht groß, zum Putzen musste man ja hinein können", erinnert sich Lenchen Merk, die eigentlich Margareta Magdalena heißt. Ihre Brüder Adolf, geboren 1913, und der jüngere Karl, geboren 1931, die ebenfalls die Büttnerei lernten, hätten das oft erledigt. Adolf fiel allerdings Ende des Zweiten Weltkriegs.

    Die Kelter wurde im Hof aufgestellt

    Gerade im Herbst war auf dem Hof der Strassers viel los, zumal deren Kelter dann aus der Halle gezogen und aufgestellt wurde. Die Leute brachten ihre Fässer zum Reparieren und Vorbereiten für den frischen Apfelmost. "Ich weiß noch, wie der Schwiegervater sagte, er muss zum Strasser und die Fässer neu schwefeln und mit Eisen beringen lassen", erinnert sich auch die 91-jährige Gertrud Geisel, die ebenfalls im Kreisaltenheim wohnt.

    Bauern, Handwerker oder Arbeiter brachten mit Pferdefuhrwerken und Handwagen ihre Äpfel zum Pressen auf den Hof. Anfangs, so erzählt Lenchen Merks Sohn Hubert, wurde das Obst noch in Handbetrieb gepresst, dann wurde eine Hydraulikpresse angeschafft.

    "Es war immer ein großer Andrang", weiß die Seniorin. "Und, dass Äpfel gepresst wurden, hat man bis auf die Straße hinaus gerochen".

    Vom Balthasar-Neumann-Platz her erhielt der neue Park- und Aufenthaltsplatz neben dem Wernecker Rathaus, der "Strassers-Hof", links und rechts eine Mauer, die den früheren Hofcharakter betonen.
    Vom Balthasar-Neumann-Platz her erhielt der neue Park- und Aufenthaltsplatz neben dem Wernecker Rathaus, der "Strassers-Hof", links und rechts eine Mauer, die den früheren Hofcharakter betonen. Foto: Silvia Eidel

    Nach dem Tod des Vaters Johann 1951 betrieb Lenchens Bruder Karl noch bis in die 1960er-Jahre die Kelterei im Herbst. Dann übernahm Fritz Bonengel, genannt Bim, die Mostpresse auf sein Anwesen, weiß Heinz Kruppa, ehemaliger Vorsitzender des Historischen Vereins.

    Gemeinde erwarb das Anwesen

    Vor einigen Jahren zog die verwitwete Lenchen Merk mit ihrer Zwillingsschwester Gunda ins Kreisaltenheim. Das Strassers-Anwesen, das ihr Sohn Hubert mit Familie noch bewohnte, erwarb die Gemeinde Werneck 2017 während der schon begonnenen energetischen Sanierung des Rathauses. Sie ließ die alten Hofgebäude abreißen, um Licht und Luft an das Rathaus zu lassen, um es begradigen und neu gestalten zu können.

    Das Fraktionszimmer und der Sitzungssaal im Obergeschoss konnten daher erweitert und mit Fenstern versehen werden. Ein neuer repräsentativer Eingang in einem zweistöckigen Anbau mit Glasfassade führt nun von Süden, vom "Strassers-Hof" her, in das Rathaus.

    Auf der 735 Quadratmeter großen Freifläche sind zehn gepflasterte Parkplätze entstanden, dazu Grünbereiche und Aufenthaltsmöglichkeiten vor der großen Treppe und dem barrierefreien Zugang zum Süd-Eingang. Aus städtebaulichen Gründen erhielt das Gelände zum Balthasar-Neumann-Platz hin links und rechts eine Mauer, die die Einfahrt einfasst. Der frühere Hofcharakter ist damit erhalten.

    Die Bezeichnung "Strassers-Hof" hat der Wernecker Gemeinderat jetzt gebilligt. Gedacht ist sie für den allgemeinen Sprachgebrauch, ohne postalische Bedeutung. Ein Name, der an ein kleines Stück Wernecker Ortsgeschichte erinnert.

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