Otmar Dorschs Jubiläum ist so selten, dass nicht einmal die Handwerkskammer oder die Innung eine Urkunde oder ähnliche Auszeichnung dafür kennen. Seit 60 Jahren ist er Friseurmeister, eine schier unglaubliche Zeit.
Und immer noch ist Otmar Dorch aktiv. Mit einem Trick überraschten ihn sein Sohn Holger und dessen Frau Lissy Dorsch am Samstag vor Betriebsschluss. Angeblich sollte noch ein Kunde zum Rasieren zum Meister kommen. Wasserschüssel und Rasiermesser standen schon bereit, doch anstatt des Kunden kam die Obermeisterin der Friseurinnung Main-Rhön, Margit Rosentritt aus Schweinfurt, die gleichzeitig auch Kreishandwerksobermeisterin ist, in den Salon an der Schallfelder Straße .
Rosentritt sagte in der Feierstunde, Otmar Dorsch sei es nicht nur gelungen, sich selbstständig zu machen, sondern auch seinen Sohn Holger zum Weiterführen des Geschäfts zu gewinnen. Auch mit 81 Jahren hilft er in dessen Salon noch aus. Unter den Kunden sind immer noch viele, die sich nur von Otmar Dorsch die Haare schneiden lassen möchten.
Nachdem er 1954 seine Meisterprüfung in Würzburg abgelegt hatte, machte sich Dorsch 1956 in der Spitalstraße (wo heute die Main-Post-Redaktion ist) selbstständig, zunächst ausschließlich als Damenfriseur. Als dann die Familie Beisel das haus kaufte und dort ihr Geschäft einrichtete, kaufte Otmar Dorsch seinerseits das Anwesen in der Schallfelder Straße und eröffnete 1966 einen Salon, nun auch für Herren. 1998 übernahm Holger das Geschäft.
Als Otmar Dorsch anfing, beherrschte die Maggie-Frisur mit ganz kurzen und krausen Haaren bei den Damen die Mode. Der Hippie-Zeit mit den Langhaar-Frisuren konnte der Jubilar nicht so viel abgewinnen. Es war allerdings nicht so, dass der Friseur in wirtschaftliche Nöte geriet, weil Langhaarige vermeintlich keinen Friseur brauchen.
Eine Anekdote ist Dorsch besonders im Gedächtnis geblieben: Eine Kundin warf ihm eines Tages vor, sein Handwerk nicht zu verstehen. Höflich, wie Otmar Dorsch war und ist, gab er der Frau zu verstehen, dass sie es doch anderswo versuchen sollte. „Am nächsten Tag kam die Frau mit einer Flasche Sekt zurück und entschuldigte sich“, erzählt der heute noch amüsierte Meister-Jubilar.