Von einer besonders schön anzuschauenden Visitenkarte für Schweinfurt wird im Zusammenhang mit dem örtlichen Hauptbahnhof kaum jemand sprechen – vor allem nicht hinsichtlich des Vorplatzes. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte bereits im September 2018 einen Antrag gestellt, einen Ideenwettbewerb für den Platz auszuarbeiten sowie über den Bau eines Parkhauses nachzudenken.
Die Verwaltung brauchte für die Bearbeitung des Antrages sieben Monate, da unter anderem auch Gespräche mit der Deutschen Bahn und verschiedener ihrer Gesellschaften geführt wurden. Im städtischen Besitz sind laut Stadtbaumeister Markus Sauer der Vorplatz sowie die Straße direkt am Bahnhof. Die jetzigen Parkplätze neben dem Bahnhof und der Autovermietung sind auf Bahngrund.
Gesamtkonzept für das gesamte Areal nötig
Ein Parkhaus oder eine Tiefgarage zu planen, ohne eine Planung für das gesamte Areal zu haben, hält Sauer für nicht zielführend. "Es muss im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für das Bahnhofsumfeld betrachtet werden." Dabei gebe es zahlreiche Kriterien zu beachten – ein neuer, zukunftsfähiger Busbahnhof, eine attraktive Fernbushaltestelle, Park & Ride- sowie Bike & Ride-Plätze, öffentliche Toiletten, Plätze für Taxen und Car-Sharing, eine möglicherweise veränderte Verkehrsführung und natürlich auch die Frage, wie man den Platz so attraktiv gestalten kann, dass er "eine Visitenkarte für die Stadt ist."
In den Gesprächen mit der DB BahnPark GmbH erfuhr Sauer, dass der Bahnparkplatz gut ausgelastet ist. Verkaufen will die Bahn das Grundstück derzeit nicht, ist aber grundsätzlich zu Gesprächen über die Pläne der Stadt bereit. Das von der SPD geforderte Parkhaus sei grundsätzlich vorstellbar, wenn es sich wirtschaftlich darstellt auch in Betrieb der DB BahnPark. Voraussetzung aber sei eine Machbarkeitsstudie, erklärte Sauer. Das lang gestreckte Bahngrundstück ist darüber hinaus nicht optimal für ein Parkhaus.
Priorisierung im Entwicklungskonzept nicht ändern
Skeptisch ist die Verwaltung bezüglich einer Tiefgarage am Bahnhofsvorplatz, da diese in der Regel drei Mal so teuer ist wie der Bau einer Hochgarage. Außerdem soll der Bahnhofsvorplatz als Busbahnhof erhalten werden, insbesondere für die Fernbusse. Sauer verwies darauf, dass die Umgestaltung am Bahnhof auch im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept steht, dort aber mit einem mittelfristigen Zeithorizont. Die Notwendigkeit ein Gesamtkonzept zu entwickeln sehe die Verwaltung, will aber zunächst die Großprojekte wie die Konversion der ehemaligen us-amerikanischen Liegenschaften zu Ende bringen. Das heißt, der Bahnhofsvorplatz wird frühestens Mitte der 2020er Jahre neu geplant.
Der Bauausschuss folgte dieser Linie einstimmig. Oliver Schulte (CSU) erklärte außerdem, er bezweifle angesichts der momentanen Auslastung der Parkplätze rund um den Bahnhof die Notwendigkeit eines Parkhauses - noch dazu, wenn weiterhin kostenfreie Parkzonen entlang der Straßen sind. Schultes Frage, ob mittelfristig der Parkplatz hinter dem Postgebäude öffentlich nutzbar sei, konnte Markus Sauer nicht beantworten.