Ab Montag ist es den Bürgern in Stadt und Landkreis freigestellt, wo sie ihre Fahrzeuge an-, um- oder abmelden. Denn gut ein halbes Jahr nach einem ersten Vorstoß von Landrat Harald Leitherer kooperieren die Kfz-Zulassungsstellen beider Gebietskörperschaften und erledigen Standardvorgänge unabhängig vom Wohnort. „Diese Zusammenarbeit ist in Unterfranken einmalig“, freut sich der Landrat; in Südbayern (Kreis Rosenheim) und in Oberfranken (Wunsiedel, Bayreuth und Hof) gibt es indes schon Vorbilder.
„Die Pionierarbeit wurde dort schon geleistet“, sagt Albert Hahn, Leiter Verkehrswesen bei der Stadt. Und sein Pendant im Landratsamt, Torsten Kröckel, betont, dass der Trend wohl bayernweit hinführe zur Gebietsgrenzen übergreifenden Zulassung.
Der Vorteil vor allem für die Autohäuser – die das Gros der Anmeldungen abwickeln – liegt auf der Hand: Sie können dann auch Fahrzeuge ihrer auswärtigen Kunden mit einem Behördengang zulassen, müssen keine weiten Wege in Kauf nehmen. Leitherers Vorstoß im August 2011 zielte deshalb auch nicht nur auf die Stadt, sondern insbesondere auch auf die Nachbarlandkreise Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen, in die heimische Händler auch Fahrzeuge verkaufen.
Doch dort stieß er zunächst auf wenig Interesse. Nicht so bei der Stadt: „Es brauchte nur ein Gespräch zwischen dem Landrat und Oberbürgermeister Sebastian Remelé“, erinnert sich Torsten Kröckel. „Dann war klar: Wir machen das.“
Der geschlossene Vertrag wurde so ausgefertigt, dass der Beitritt weiterer Gebietskörperschaften problemlos möglich wäre. Und natürlich ist er auch erwünscht. Ganz ohne technische Anpassungen geht die Sache freilich nicht über die Bühne. Zwischen 7000 und 10 000 Euro seien beiderseits in die Hand genommen worden, um Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Computersystemen (der Landkreis verwendet AKDB, die Stadt Telecomputer) zu programmieren. Die Tests in den vergangenen Wochen verliefen erfolgreich, Hahn und Kröckel sind guter Dinge, „dass wir einen störungsfreien Start hinlegen werden“.
Rund 37 000 Meldevorgänge (Bestand: 102 000 Fahrzeuge) hat der Landkreis 2011 in der Kfz-Zulassungsstelle abgewickelt – mit 14 Sachbearbeitern. Die Wartezeit lag in der letzten Woche am besonders intensiven Dienstag (mit Öffnung am Nachmittag) bei durchschnittlich zehn Minuten. 16 350 Vorgänge (Bestand: 41 700 Fahrzeuge) gab es anno 2011 in der Stadt, wo man mit lediglich sechs Planstellen arbeitet und die Wartezeiten derzeit noch etwas länger sind.
Keine Gebührenverrechnung
Bei allen Standardvorgängen (ausgenommen sind lediglich Spezialfälle wie etwa die Änderung von Technikdaten) können sich die Bürger künftig aussuchen, ob sie das Landratsamt oder die städtische Zulassungsstelle im Gewerbegebiet Hafen aufsuchen, wobei neben den Wartezeiten auch Kriterien wie verkehrliche Gegebenheiten und Parkplatzsituation eine Rolle spielen dürften. „Eine Prognose, wo künftig mehr Vorgänge abgewickelt werden, fällt sehr schwer“, sagt Albert Hahn.
Fest steht jedenfalls, dass die Gebührensätze und auch die Verfahren selbst in beiden Ämtern die gleichen sind. Und: Wer den jeweiligen Geschäftsvorgang abwickelt, kassiert auch die Gebühr – eine Verrechnung zwischen Stadt und Land im Nachhinein erfolgt nicht. Unterschiede gibt es derzeit noch bei den Öffnungszeiten beider Einrichtungen. Während die Zulassungsstelle des Landratsamtes werktags bis 12 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag auch nachmittags geöffnet ist, hat die städtische Stelle werktags bis 13 Uhr und zusätzlich lediglich am Donnerstag Nachmittag geöffnet. Erhalten bleibt der vorab fest aufgeteilte Nummernkreis für Kennzeichen in Stadt und Land.
Früher waren „Städter“ oft eindeutig an nur einem Buchstaben bei drei Ziffern im Kennzeichen zu erkennen (Kreisbewohner hatten dementsprechend zwei Buchstaben), dies wird heute nicht mehr derart plakativ gehandhabt.
Außerdem ist es seit ein paar Jahren möglich, beim Umzug aus der Stadt ins Land (oder umgekehrt) das alte Kfz-Kennzeichen zu behalten. Die klare Zuordnung im Straßenverkehr fällt dem Laien also schwerer – die oft voreilig getroffenen Rückschlüsse auf das Fahrverhalten sind inzwischen passé.