Schweinfurt Der neue Dekanatsjugendseelsorger der Stadt (gleichzeitig neuer Gemeindereferent in der Pfarrei St. Kilian), Günter Kirchner, wird am Sonntag, 16. September, im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes um 10 Uhr in St. Kilian in seine Ämter eingeführt.
Frage: Worin sehen Sie die Unterschiede in den Funktionen eines Regionaljugendseelsorgers in der weit verzweigten Rhön, die Sie bisher besetzt haben, zu der eines Stadtjugendseelsorgers in der Industrie-, Hochschul- und Kulturstadt Schweinfurt?
Günter Kirchner: Jugendliche in ihren Hochs und Tiefs, in ihrem Hoffen und Bangen zu begleiten und sich mit ihnen auf die Suche zu machen, das ist wohl da und dort gleich. Der Landkreis Rhön Grabfeld besteht jedoch aus sehr vielen kleinen Gemeinden, in denen es oft nur wenige Strukturen kirchlicher Jugendarbeit gibt. Dazu kommen die großen Entfernungen, was die Arbeit nicht leichter macht. Die neun katholischen Kirchengemeinden in Schweinfurt sind überschaubarer. Augenmerk will ich aber auch auf Jugendliche richten, die in der bestehenden Kirchenkultur keine Heimat finden. Ich bin gespannt, ob die Fragen über Gott und die Welt in der Hochschulstadt kritischer und tiefer gestellt werden. Ich denke, dass sich die Jugendarbeit in einer Industriestadt auch in politische und wirtschaftliche Fragen, beispielsweise rund um die Ausbildungssituation einmischen muss.
Wie stellen Sie sich die Vereinbarkeit der Gemeindetätigkeit in St. Kilian mit der der Stadtjugendseelsorge vor?
Kirchner: Bisher habe ich erlebt, dass sich diese Aufgaben ergänzen können und dass es für einen Dekanatsjugendseelsorger ganz gut ist, wenn er Bodenkontakt in einer Gemeinde hat. Doch kommt jetzt erschwerend dazu, dass ich in der Gemeinde eine 100-Prozent-Stelle mit nur einer halben Stelle beerbe. Da kann es auf dem Terminkalender schon eng werden. Auch ist die Stelle des Regionaljugendseelsorgers derzeit nicht besetzt.
Welche Ideen haben Sie zu Ihrer Positionierung in der Stadtkirche Schweinfurt?
Kirchner: Zuerst will ich einmal zuhören, die Situation kennenlernen. Eine lebendige Stadtjugendkirche ist bestimmt eine gute Sache. Allerdings dürfen sich die einzelnen Gemeinden nicht aus der Jugendarbeit heraus ziehen.
Welche Chancen sehen Sie im Engagement der Jugendseelsorge im ECE?
Kirchner: Die große Chance sehe ich in der Möglichkeit, sehr niederschwellig einfach da zu sein, wo sich Jugendliche bewegen, ohne dass es gleich nach Weihrauch riecht.
Werden Sie bei den bisherigen Angeboten wie Friedenslicht, Jugendkreuznacht, Nacht der Lichter, Kanuwallfahrt oder Ministrantenausflug bleiben?
Kirchner: Das werde ich erst noch im Team besprechen. Platz für Neues wird es wohl auch geben.
Sehen Sie in Ihrer Doppelrolle und Kollegensituation mit den anderen Seelsorgern der Stadt eher ein Konflikt- oder Kooperationspotential?
Kirchner: In meiner Doppelrolle bin ich schon mit mir selbst genug in Konflikt und in Kooperation. Ich bin immer gezwungen, die Dinge von beiden Seiten her anzusehen und zu beurteilen. Das kommt meiner Natur aber sehr gelegen, weil ich normalerweise Dinge immer gerne von verschiedenen Blickrichtungen aus betrachte.
Haben Sie spirituelle Vorbilder?
Kirchner: Neben dem Mann aus Nazareth ist für mich Franz von Assisi ein wichtiger Lebenslehrer geworden. Von ihm kann man lernen, einfach zu leben – im doppelten Sinn des Wortes.
Liegt Ihnen die Arbeit mit der Jugend schon immer am Herzen?
Kirchner: Mit 16 Jahren habe ich mich als Oberministrant engagiert, mit 18 Jahren war ich Betreuer bei der Schweinfurter Stadtranderholung und dann habe ich eigentlich immer in irgendeiner Weise Jugendarbeit betrieben. Ich finde Jugendarbeit sehr wichtig und hoffe, viele Menschen dafür begeistern zu können.
Zur Person
Günter Kirchner, 1970 in Werneck geboren, ist aufgewachsen in Rundelshausen. Er studierte Theologie in Würzburg und Münster. Der Diplomtheologe absolvierte eine Ausbildung zum Gemeindereferenten. Zum Einsatz kam er in Niedersteinbach/Kahlgrund und in Arnstein. Die vergangenen vier Jahre war er in der Pfarrgemeinschaft „Die Walddörfer“ tätig und als Regionaljugendseelsorger in der Region Rhön-Grabfeld.