Um die Vorurteile auszuräumen, wird gefeiert in der Sudetenstraße – gleich viermal im Jahr, jeweils mehrere Tage, zuletzt am ersten Maiwochenende. Die 150 Mitglieder freuen sich über zahlreiche Besucher, nicht nur auf dem Festplatz, auch in der Moschee. Salih: „Seit über 30 Jahren gibt es uns in Schweinfurt. Wir sind noch nie irgendwie negativ aufgefallen. Das spricht doch für uns.“ Zumindest bei den Informationen über den „Freundschaftsverein“, wie der Imam das Islamische Kulturzentrum auch nennt, will der Verein nicht länger gar so artig zurückhaltend sein.
Unabhängiger Verein
Bis vor zwei Jahren gehörte der Verein dem „Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. Köln“ an. Heute ist er unabhängig, auch finanziell, bekommt deshalb auch keine Zuschüsse aus der Türkei. Die Mitglieder sind nahezu ausschließlich Muslime, allesamt kulturell, sozial und religiös engagiert, so Präsident Tahsin Salih, übrigens ein Grieche. Schwerpunkte in der Vereinsarbeit seien die Jugendbetreuung und die Integration.
Wir sind keine Islamisten, also keine Fundamentalisten, meint Vorbeter Turan Kahveci im Gespräch mit dieser Zeitung. Der 11. September 2001 habe den Freundschaftsverein schwer getroffen. Viele Leute trauten sich nicht mehr in die Sudetenstraße 50. Früher sei mindestens einmal im Monat eine deutsche Gruppe zur Führung durch die Moschee gekommen, darunter oft Schüler. Jetzt sollen beim Verzehr von türkischen und internationalen Speisen neue Kontakte geschaffen, alte (wieder) gefestigt werden.
Zum Vereinsleben gehören die religiösen Dienste, darunter die Koran-Stunden am Wochenende und in den Ferien von 10 bis 14 Uhr. Auf dem Programm stehen aber auch Informationsveranstaltungen, Ausflüge, Sport und Auslandsreisen.
Viel zu wenig Platz
Für alle diese Aktivitäten, für Männer und für Frauen, sei das 200 Quadratmeter große Vereinsheim, mitten in einem Wohngebiet gelegen, zu klein. So kämen derzeit auch nur die Mädchen (25) in den Genuss von Nachhilfestunden, und die Deutschkurse für Erwachsene richten sich ausschließlich an Frauen. Platz fehle vor allem auch für die Aktivitäten der Älteren. Schon zweimal hatte man einen Umzug ins Auge gefasst. In beiden Fällen scheiterte der Verein. Das Avia-Hochhaus an der Hauptbahnhofstraße und den ehemaligen Sparmarkt an der Breslaustraße im Bergl bekam der Verein nicht.
Eine Koranschule wolle man nicht einrichten, betonen im Gespräch Präsident Salih und Imam Kahveci immer wieder. Sie laden die Schweinfurter zum Besuch in die Sudetenstraße ein, nicht nur während der Feste. Gäste seien immer willkommen, die Türen immer offen.