„Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten“, sagte der britische Schriftsteller Aldous Huxley, bekannt durch sein Buch „Schöne neue Welt.“ Seit 57 Jahren schon veranstaltet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Vorlesewettbewerb in allen Schulen des Landes, um diesen Schlüssel weiterzureichen.
Viele Teilnehmer haben sich vorher noch nie intensiv mit einem Buch beschäftigt. Der Börsenverein hofft, dass durch diese Initiative zur Leseförderung der Funke fürs Lesen überspringt. In der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen nahmen die Schüler der sechsten Klassen am Wettbewerb teil. Sie erhalten Gelegenheit im Unterricht ihre eigene Lieblingsgeschichte vorzustellen und gleichzeitig neue Bücher anderer Vorleser kennenzulernen.
Die Jugendlichen haben drei Minuten Vorlesezeit. Die Regel bestimmt unter anderem, dass keine Schullesebücher, keine selbstgeschriebenen Texte und keine Mundartstücke vorgelesen werden dürfen. Die Vorausscheidung – dabei werden die zwei Besten jeder Klasse ermittelt – nehmen die jeweiligen Deutschlehrer im Unterricht vor.
Die sechs Ausgewählten dürfen in die Endentscheidung. Hier wird kein bekannter Text gelesen, sondern ein von den Lehrern ausgewählter. In diesem Fall war es das Buch „Laqua – Der Fluch der schwarzen Gondel“, eine Fantasy-Geschichte der deutschen Autorin Nina Blazon. Alle Teilnehmer lesen fortlaufend daraus vor, die Lesedauer beträgt zwei Minuten. Bei der Auswahl der Abschnitte sollte auf einen gleichbleibenden Schwierigkeitsgrad geachtet werden, möglichst ohne Zungenbrecher oder fremdsprachliche Ausdrücke.
Es ist ganz bestimmt nicht einfach, vor den Klassen zu sitzen und vorzulesen. Die drei Mädchen und drei Buben werden von ihren Mitschülern kräftig unterstützt, um gute Noten zu erhalten. Die Jury besteht aus drei Lehrkräften, je einer Schülerin der achten, neunten und zehnten Klassen sowie Elfriede Teutsch von der Gerolzhöfer Buchhandlung Teutsch am Turm, die den Wettbewerb seit Jahren unterstützt und die Buchpreise stiftet.
Die Juroren richten sich nach folgenden Bewertungskriterien: Lesetechnik (sicheres und flüssiges Vortragen, deutliche Aussprache, angemessenes Tempo, sinngemäße Betonung). Bei der Interpretation wird Wert darauf gelegt, ob der Vortrag lebendig gestaltet wird. Bekommt die Handlung durch passende Betonung eine eigene Ausdruckskraft und Dynamik? Gelingt es, die Stimmung des Textes an die Zuhörer zu vermitteln? Das müssen die Juroren beurteilen.
Diese haben es sich nicht leicht gemacht, das Ergebnis war denkbar knapp. Als Sieger gingen hervor: 1. Antonia Ullrich, 2. Selina Joß, 3. Marie Zimmerer. Die Plätze vier, fünf und sechs belegten Jonas Duczak, Tobias Herzog und Niklas Mend. Elfriede Teutsch überreichte allen sechs je ein spannendes Buch.