„Ich hab‘ drei kleine Hunde, die ich früh ausführen muss“, erzählt Lisa, da bleibt keine Zeit mehr zum Frühstücken. Michael hatte kein Frühstück, weil die „Mama verschlafen“ hat und Marie und Sidney hatten „keine Zeit“, denn ihr Bus geht schon kurz vor sieben.
Immer mehr Kinder gehen ohne Frühstück und Pausenbrot aus dem Haus, weiß Manuela Kaiser, Jugendsozialarbeiterin an der Heideschule. Zwar sagt ein Sprichwort „Voller Bauch studiert nicht gern“, aber ein leerer sei eben auch nichts. „Die Schüler können sich schlechter konzentrieren“, erklärt Stefan Labus, Vorsitzender der Kindertafel Schweinfurt. Schultäglich versorgt die Kindertafel 13 Schulen und zwei Kindergärten in der Stadt mit 280 Frühstückspäckchen. Erstmals ist sie nun auch im Landkreis aktiv.
Seit Mitte Februar haben die Schüler der Heideschule die Möglichkeit, vor Schulbeginn zu frühstücken. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Müslizutaten und Milch, die die Kindertafel einmal in der Woche liefert. „Wir haben kein Kühlmöglichkeiten, deshalb haben wir uns fürs Müslifrühstück entschieden“, erklärt Kaiser. Rund 40 Kinder nehmen das Angebot an. Vom Schulfrühstück in der Heideschule waren anfangs nicht alle Lehrkräfte begeistert. Schulleiter Wolfgang Feser gehörte zu den Befürwortern, und inzwischen sind alle von der Aktion überzeugt. Labus kennt das Problem. „Viele Schulen denken, wenn wir mit dem Auto der Kindertafel vorfahren, dann ist das, als würde eine schwarze Fahne mit der Aufschrift Armenschule gehisst.“ Aber es gebe in jeder Schule Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Diesen zu helfen, hat sich die Kindertafel auf die Fahnen geschrieben.
In der Heideschule betreut Carmen Gratz das Müslifrühstück ehrenamtlich, sie ist ab sieben Uhr da, richtet Tische und Stühle her. Ein treuer Helfer ist Rene. Er gehört zu den Siebtklässlern, die das Frühstück mitbetreuen. Jeden Tag ist er um 7.15 Uhr vor Ort und packt mit an „Er ist total hilfsbereit“, lobt Gratz. Auch sie selbst ist mit Leib und Seele dabei: „Wenn das Herz ein wenig an den Kindern hängt, dann macht man's gerne“, bestätigt sie.
25 Liter Milch, je zwei Kilogramm Cornflakes und Dinkelpops, Rosinen, Bananenchips und Kokosflocken werden jede Woche vertilgt. „Und wir hätten noch mehr Kapazitäten“, bietet Labus an. So könnte die Tafel auch einmal an einem Tag für alle Schüler die Zutaten für ein gesundes Frühstück liefern, da müssten dann halt Eltern, Kinder und Lehrer bei der Zubereitung zusammenhelfen. Obwohl die Kindertafel allein von Spendengeldern lebt, läuft es gut. Nur ehrenamtliche Mitarbeiter werden ständig gesucht. „Wir haben 15 Ehrenamtliche, die im Wechsel an jedem Schultag ab 7 Uhr Pausenbrote schmieren, das ist schon viel“, meint Labus.
Kaiser hat eigentlich darauf gewartet, dass sich irgendwann ein Schüler beschwert, weil es weder Schokolade noch Kaba zum Müsli gibt, aber nichts dergleichen, den Schülern schmeckt's, sie sind zufrieden. Dass alles so reibungslos klappt, verdankt die Schule unter anderem auch einer Anschubfinanzierung in Höhe von 2000 Euro durch den Kelloggs Frühstücks-Club und die Deutsche Sportstiftung. Davon wurden unter anderem die Müslischalen gekauft.