Wenn Queen Elisabeth das alljährliche Pferderennen in Ascot eröffnet, dann sind die Pferde eigentlich Nebensache. Im Fokus der Öffentlichkeit stehen Hüte. Ob groß oder klein, schrill oder elegant, Hauptsache außergewöhnlich. Es geht ums Sehen und gesehen werden. Ein Hauch von Ascot weht in diesem Jahre auch durch die Ortsgeschichtlichen Sammlungen. Die alljährliche Sonderausstellung des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises anlässlich des Erntedankfestes widmet sich in diesem Jahr nämlich auch den Hüten.
Alleine 70 Polizeihüte
Das ganze Jahr über haben die Mitglieder eifrig gesammelt und es ist eine ansehnliche Zahl der unterschiedlichsten Kopfbedeckungen zusammengekommen. 30 Hüte hat allein Martha Fischer ausgeliehen, 70 Polizeihüte steuerte der Sennfelder Altbürgermeister Emil Heinemann bei und Gerald Knaup aus Röthlein kam gleich mit einem ganzen Auto voller Hüte an. Er leitete lange Jahre den Fotokreis im Walter Rathenau-Gymnasium und benutze die Kopfbedeckungen für Hutbilder, die seine Schüler mit der Sofortbildkamera geschossen haben. Neben den einheimischen Kopfbedeckungen gibt es noch allerlei Fremdländisches, vom Thaihut bis zum Chapeau Claque, von Tirolerhut bis zur Pickelhaube, es ist vieles zusammengetragen worden, was die Besucher der Ortscheunen am Erntedankfest bewundern können.
Was Hüte über ihren Träger sagen
Dazu hat Katrin Ritzmann vom Scheunenteam jedwede Literatur gesammelt, die auch nur annähernd mit Hüten zu tun hat. Denn diese haben ja nicht nur wie in Ascot die Aufgabe zu schmücken und der Trägerin zu Aufmerksamkeit zu verhelfen. In erster Linie waren Hüte ja eine Kopfbedeckung zum Schutz gegen Kälte, Nässe oder Sonnenstrahlung. Schnell entwickelten sie sich auch zu einem Symbol der Zugehörigkeit. Den Cowboy erkennt man ebenso am Hut wie den Mexikaner an seinem Sombrero. In der katholischen Kirche ist die Kopfbedeckung bis heute auch noch ein Rangabzeichen und in der mittelalterlichen Ständegesellschaft konnte man daran Handwerker, Kleriker und Patrizier schon von weitem auseinanderhalten.
Mit der Heirat kam man unter die Haube
Mit dem Hut kann vieles ausgedrückt werden, die soziale Stellung, das Amt, das Alter, das Geschlecht, die Religionszugehörigkeit ja sogar Trauer und Freude.
Die Kopfbedeckung hat auch unseren Sprichwortschatz bereichert. Weil die verheirateten Frauen des Mittelalters eine Haube trugen, kommt man noch heute „unter die Haube“. Und wenn ein Witz ein „alter Hut“ ist, sollte man ihn lieber nicht mehr erzählen.
Musikalisch kam der Hut ebenfalls zu Ehren, wer kennt es nicht das Kinderlied „Mein Hut, der hat drei Ecken“ oder den Schlager „Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut“, den Billy Mo einst trällerte. Man darf gespannt sein, ob das Scheunenteam auch diesmal wieder „alles unter einen Hut bringt“, jedenfalls muss trotz der vielen Kopfbedeckungen niemand „auf der Hut sein“, wenn er die Schlossscheunen besucht. Ein jeder ist eingeladen sich dort wohl „behütet“ zu informieren.
Hinweis: Sonderausstellung „Gut behütet“ am Sonntag, 30. September, von 14 bis 18 Uhr in den Schlossscheunen Schwebheim.