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Ausstellung zu Philipp Moritz Fischer: Einer, der Schweinfurt bewegt

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Ausstellung zu Philipp Moritz Fischer: Einer, der Schweinfurt bewegt

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    Ausstellung zu Philipp Moritz Fischer: Einer, der Schweinfurt bewegt
    Ausstellung zu Philipp Moritz Fischer: Einer, der Schweinfurt bewegt

    Leider lässt es sich nicht zweifelsfrei nachweisen, dass das Fahrrad mit Tretkurbel in Schweinfurt erfunden wurde. Oder besser: Dass es nur in Schweinfurt erfunden wurde. Denn etwa zu der Zeit, als der in Oberndorf geborene Orgel- und Instrumentenbauer Philipp Moriz Fischer sein Laufrad mit einer Tretkurbel ausstattete, also um 1860, hatte jemand in Frankreich eine ähnliche Idee. Im Mai 1868 gründete dann ein gewisser Pierre Michaux in Paris die Firma Michaux & Co., die bald zwölf Velozipede am Tag produzierte – die Fachpresse nannte sie „Michauline“.

    Jedenfalls: Philipp Moriz Fischers Erfindung sollte sich für Schweinfurt als schicksalhaft erweisen. Das originale Tretkurbelfahrrad hat sich erhalten, es ist im stadtgeschichtlichen Museum im Alten Gymnasium ausgestellt. Vom 7. September bis 14. Oktober allerdings wird es in der elften Ausgabe der Ausstellungsreihe Made in Schweinfurt in der Glashalle des Konferenzzentrums zu sehen sein: Zum 200. Geburtstag Philipp Moriz Fischers (1812–1890) hat die Kunsthistorikerin und Volkskundlerin Daniela Schedel die Ausstellung „Der Fahrradpionier Philipp Moriz Fischer – einer, der Schweinfurt bewegt“ konzipiert.

    Der Katalog zur Ausstellung liest sich wie eine Kulturgeschichte des Fahrrads, vor allem aber der Industrie- und Erfinderstadt Schweinfurt. Philipp Moritz Fischer hatte den Beruf des Orgelbauers und Instrumentenmachers gelernt und bildete sich auf zahlreichen Reisen durch halb Europa weiter. Längere Zeit lebte er in London, bevor er sich in Schweinfurt niederließ und eine eigene Werkstatt gründete. In diese Zeit fällt seine wichtigste Erfindung – die Weiterentwicklung des von Karl Drais 1817 erfundenen Laufrads. So wurde die „Laufmaschine“ zur „Fahrmaschine“ – zum Fahrrad. Dass diese Erfindung die Welt verändern würde, dürfte er wohl kaum vorausgesehen haben – „er wollte einfach ein Gefährt, mit dem er schneller zu seinen Kunden aufs Land fahren konnte“, sagt Daniela Schedel. Friedrich Fischer (1849–1899), sein Sohn, konstruierte im Jahr 1883 die Kugelmühle und setzte so einen Meilenstein in der Schweinfurter Industriegeschichte. Das Prinzip Kugellager war bekannt, allerdings gab es bis dato noch kein Mittel, absolut identische Kugeln herzustellen. Der Lauf des Rads wurde mit den Schweinfurter Kugeln wesentlich erleichtert.

    Der Industriepionier Ernst Sachs, dessen Karriere als Rennfahrer auf dem Hochrad, der ersten Weiterentwicklung des Fischer'schen Tretkurbelfahrrads begonnen hatte, sorgte mit seinen Entwicklungen wie der Torpedo-Freilaufnabe für die Professionalisierung des Fahrrads. Dank dieser Erfindungen gilt Schweinfurt als „Geburtsort des modernen Fahrrads“, heißt es im Katalog. Das wiederum hatte Auswirkungen auf Industrie und Gesellschaft: Schweinfurt wurde zu einer Industriestadt von Weltrang und zum Zentrum der europäischen Wälzlagerindustrie. Internationale Unternehmen wie ZF (früher Fichtel & Sachs), FAG (heute Schaeffler), SKF, SRAM und Winora produzieren bis heute in Schweinfurt.

    Zudem schrieb die Stadt Sportgeschichte und galt als Hochburg des Radsports. Vereine wie RV 89, RV 92, RV Concordia, RKV Solidarität und RMC 1950 brachten etliche deutsche Meister, Olympia-, Welt- und Europameisterschaftsteilnehmer hervor. Daniela Schedel zeichnet die Schweinfurter Geschichte des Fahrrads bis heute nach, etwa mit der Tatsache, dass die Stadt am Main-Radweg liegt, dem zweitbeliebtesten deutschen Radfernweg.

    Made in Schweinfurt XI: „Der Fahrradpionier Philipp Moriz Fischer – einer, der Schweinfurt bewegt“, 7. September bis 14. Oktober, Glashalle des Konferenzzentrums auf der Maininsel. Es erscheint eine reich bebilderte Broschüre. Führungen: 15. September, 16 Uhr, und 7. Oktober, 10 Uhr.

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