Die Grafenrheinfelder Kulturhalle ist fast ausverkauft: Ey Alter, der Bembers hat's geschafft: seit seinen Videoposts 2011 auf YouTube, hat er die „ganze VIP-Scheiße am Hacken“, ist „fucking famous“ und muss es auch ertragen, dass ihn grenzdebile HipHop-Verschnitte auf der Straße anlabern.
Bevor er 2019 mit einem neuen Programm auf Tour geht (von der Disharmonie ist er schon gebucht), ist der Nürnberger aus der Südstadt mit einem „Best of-Programm aus seinen fünf Bühnenjahren und drei Soloprogrammen Hardcore Comedy unterwegs. Das Bühnenbild mit lammfrommer Schäfchenidylle täuscht nur solange, bis Roman Sörgel, alias Bembers, in Grafenrheinfeld die Kulturhallenbühne entert.
Schnell wird klar, wenn hier schon nicht der Wolf im Schafspelz auf seinem Totenkopfhocker thront, dann doch das schwarze Schaf der Comedy-Szene. Optisch ist alles wie gehabt: die schwarze Mähne ist lang und zottelig, der Bart wüst, vielleicht etwas grauer als beim ersten Auftritt in der Kulturhalle 2013 und selbst das typische schwarzen „Horch Amol-T-Shirt“ über dem wohlgenährten Bauch könnte noch dasselbe sein. Und auch der Humor ist geblieben: brachial derb, politisch inkorrekt und zumeist weit jenseits der Gürtellinie. Die vielen bunt gemischten Besucher finden ihn lustig, sonst wären sie nicht da, und die Chemie stimmt gleich von Anfang an.
Das Gelächter reißt nicht ab, manch weibliches Glucksen meint der Franke zu kennen und vermutet: haben wir schon mal gef….? Kopfkino aus, das will man gar nicht wissen – weiter geht's mit Intimpiercings am Halloween-Zipfel, Gehsteigpizzen, Kotz-Arien in der Sauna, Charlottenburgern mit Gewebeanteilen und Furunkeln im Dammbereich. Manches ist wirklich lustig, manches aber auch echt eklig. Der Bembers legt es darauf an: im schönsten Mittelfränkisch schreit und tobt er durchs Programm, kneift die Äuglein zusammen und genehmigt sich einen Schluck Helles, „ist er zu hart, bist du zu weich“ lautet sein Motto, so einfach ist das.
Manches ist auch auf harmlose Art saulustig, wie die Polizeikontrolle, die Antiaggressionstherapie auf Jamaika, der Wellnessausflug mit Freundin Prissilla und das gigantische Wilde-Hummel-Feuerwerk an Silvester. Mancher Gag verrennt sich aber auch, wie die vorhersehbare Tattoo-Geschichte, komisch, dass die überhaupt den Weg ins Best-of-Programm gefunden hat. In einigen Momenten wird der Bembers auch durchaus politisch und zieht gegen die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, Ausländerhass und Dummheit ins Feld. Früher hat man mehr gecheckt, sagt Bembers und hofft, es irgendwann doch noch zu erleben, dass alle sich wie Menschen benehmen.
Nachdenkliche Töne im sonst so brachialen Kontext, ein Wunder, das dem Bembers sonst nur in der Programmpause gelingt, wenn er den Tabak in Asche verwandelt. Zum Abschied des fast dreistündigen Programms steht das Publikum und schmettert gemeinsam mit Commander Bembers eine Heavy Metall-lastige Dankes-Arie, bevor er in der Zugabe der Kürze wegen zwar gänzlich ohne political correctness, dafür aber von Herzen einen seiner Klassiker lieferte und forderte: „Ihr Flachwichser, lasst mal den Neger in Frieden“. Ey Alter krasse Scheiße.