Nanu – anstelle der angekündigten vierköpfigen „Vienna Clarinet Connection“ nur ein einsamer Klarinettist im Schweinfurter Theater? Doch da öffnet sich die Seitentür, und schon grooven neben Wolfgang Kornberger auch Helmut Hödl, Hubert Salmhofer und Rupert Fankhauser in den Saal, bestückt mit Klarinetten, Bassetthorn und Bassklarinette.
Ein bisschen Jazz zu Beginn des „besonderen Konzerts im Theaterfoyer“, dann die Anmoderation von Rupert Fankhauser: Die meisten hätten sicher kein Programmheft, und das sei auch gut so. Denn: „Mir schau'n bei der Probe, was geht, und dann spui ma was ma zammabringen.“ Das war zwar launig in den gut besetzten Saal geplaudert, enthielt aber neben der unterhaltsamen auch eine durchaus despektierliche Komponente, wird in die sorgfältig und sachkundig aufbereiteten Programme der Schweinfurter Theaterkonzerte doch einiges an Vorbereitung investiert.
Der Abend sei von Benny Goodman inspiriert, so Fankhauser, doch dieser rote Faden erwies sich als nicht unbedingt stringent. „Klezmer Wedding“ zum Auftakt, auf Goodmans jüdischen Spuren, unverkennbar im Gestus, im Erzählton, gepaart mit kleinen schauspielerischen Einlagen: Nach einer kleinen Extraeinladung schnippten auch einige im Publikum mit, bis die musikalische Hochzeitsgesellschaft schließlich ausgelassen feiern durfte.
Enormes Können
Eine Hommage an Aaron Copland, in der Helmut Hödl Elemente aus dessen „Concerto for Clarinet“ verarbeitet hat, trug Melancholie, Kantabilität, Lyrisches in den Raum. Dann eine Adaption der „Rhapsodie in Blue“ von George Gershwin: Den Geist des Werkes ließen die vier Österreicher, allesamt renommierte Künstler und Lehrer, gut erkennbar werden. Ein wenig beschnitten, was die orchestrale Farbigkeit, die differenzierte Gestik und Intensität des Originals betrifft, wirkte diese Fassung dennoch. Das Ensemble hatte dafür reichlich zu tun und Gelegenheit, sein enormes Können auszuspielen.
In Bigband-Manier ging es weiter („Clarinet A La King“ von Eddie Sauter); mit „Cuvée 1995“ durchstreiften die vier Musiker 23 Jahre gemeinsamer Quartettgeschichte. Tief gehende Ruhe, Wärme, fein getupfte Töne, Solo, Dialoge, Rhythmisches und Raumklang kamen in dieser dicht angelegten Komposition von Helmut Hödl zum Tragen.
In der Klassik zuhause
Dass sie in der Klassik zuhause ist, zeigte die Vienna Clarinet Connection mit Mozart, der sie als Klarinettisten zusammengebracht hat: Noch ein kleiner Ausflug in die Instrumentenkunde (Bassetthorn), dann durchströmte das von Wolfgang Kornberger vervollständigte Fragment des Allegro in B-Dur KV 516c (Anh. 91) kultiviert und stilecht den Raum.
Nach diesen Abzweigungen zurück zu Benny Goodman: Mit dessen jazzigem „Stompin' at the Savoy“ beschloss das Quartett den offiziellen Teil des Konzerts, musizierte dabei springlebendige Offbeats, kostete pikante metrische Kombinationen aus, ließ nach dem Aufbau von enormem Drive auch Entspannung und Ruhe zu.
Viel Applaus gab es für die Crossover-Musiker aus dem Burgenland, aus Tirol und der Steiermark, die auch immer wieder ihr beträchtliches Showtalent und ihren lockeren Humor einfließen ließen. Mit Glenn Millers „Moonlight Serenade“ als zweiter Zugabe endete ein vielfältiger Abend mit vier exzellenten Künstlern.