Nach dem ersten Schock ergreift Detlef Tollkühn nun die Initiative und setzt alles daran auf diese Krebserkrankung aufmerksam zu machen. Er will das Umfeld seines Sohnes informieren, auch damit die Menschen mit dem Jungen normal umgehen. Dazu gehörte das Referat vor den Klassenkameraden seines Sohnes. Der Begriff Morbus (Krankheit) Hodgkin (Name des Arztes, der es entdeckte) wurde erklärt und die Krankheit Lymphdrüsenkrebs kurz erläutert.
Im Vordergrund stand für Tollkühn aber die Aufklärung, um einen richtigen Umgang zu ermöglichen. Die Schüler, sagt er, sollten erfahren, dass diese Krankheit weder ansteckend, übertragbar noch vererblich ist. Dies sei ganz wichtig, damit es keine Berührungsängste gibt, wenn ihr Mitschüler nach oder gelegentlich während der langwierigen Behandlung wieder die Schule besucht.
Natürlich erfuhr die Klasse auch, wie es ihrem Kameraden geht: Soweit ganz gut, die Heilungschancen liegen, dem Stadium der Krankheit entsprechend, bei 80 Prozent. Nachdrücklich weist Detlef Tollkühn in seinem Referat vor der Klasse darauf hin, wie wichtig es ist, auf seine Gesundheit zu achten und Beschwerden ernst zu nehmen. Je später eine Erkrankung erkannt werde, desto geringer seien die Heilungschancen.
Detlef Tollkühn bereitet die Klasse vor: Durch die Chemo- und Strahlentherapie werde der Junge seine Haare verlieren. "Behandelt ihn wie immer", war das Anliegen des Vaters an jeden Einzelnen. Sein Sohn freue sich über jeden Kontakt und könne besucht werden, wenn er zu Hause sei und dies auch möchte. Besucher müssten allerdings gesund sein, denn der kranke Junge ist geschwächt - jede Infektion werfe ihn zurück, informiert Tollkühn.
Für einen erfolgreichen Heilungsprozess, der ohnehin viel Kraft kosten wird, ist der möglichst gewohnte Umgang für den Patienten sehr wichtig, wissen Experten. Dies bedeutet nicht, dass er bemitleidet wird. Mit seinem Referat hat der engagierte Vater sicher das Ziel erreicht, nicht nur die Krankheit zu erläutern, sondern allen klarzumachen, dass sein Sohn ganz normal behandelt werden kann und soll. Damit ist ihm am meisten geholfen.
Zum Schluss forderte Klassenlehrerin Petra Szmolik ihre Schüler auf, Briefe oder E-mails zu schreiben, um dem Klassenkameraden eine Freude zu bereiten und in seinem Kampf gegen den Krebs zu bestärken.
Behandelt wird der Junge übrigens in der Station Regenbogen der Kinderklinik Würzburg. Unterstützt werden die Kinder und Eltern dort von einer Initiative, über deren Arbeit man mehr unter www.stationregenbogen.de erfahren kann.