Werner Ganzinger hatte einen ganz besonderen Blick auf seine Heimat. Deutlich wird das in den vielen Zeichnungen historischer Ortsansichten, die der 2014 verstorbene Heidenfelder mit geschichtlich interessiertem Auge und viel Liebe zum Detail aufs Zeichenpapier gebannt hat. Längst nicht mehr existente alte Gebäude und historische Situationen werden so lebendig; die Zeichnungen wurden damit wichtige Dokumente der Dorfgeschichte.
2013 hat Werner Ganzinger dazu als Gründungsmitglied den Historischen Verein mit aus der Taufe gehoben, nun wurde er für sein ehrenamtliches Vereinswirken posthum im Kloster Heidenfeld zum Ehrenmitglied ernannt. Noch kurz vor seinem Tod war Werner Ganzinger für den Historischen Verein unterwegs, unterstützte mit Rat und Tat die Sanierung des Johannesbrückchens und bereitete gemeinsam mit Matthias Ennulat eine Bilderpräsentation historischer Ortsansichten Heidenfelds für die nahende Mitgliederversammlung vor.
Doch dazu kam es nicht mehr, die Präsentation wurde damals nach reiflicher Überlegung als Hommage dennoch gezeigt, 2015 dann ein Kalender mit den Zeichnungen veröffentlicht. Die gezeichneten Ansichten Ganzingers vom Heidenfeld der 50er Jahre bildeten auch den Mittelpunkt der Feierstunde. Nach einer kurzen, sehr persönlichen Einführung des Vorsitzenden, Stefan Menz, ging es auf eine visuelle Zeitreise, die dazugehörigen, von Ganzinger verfassten Texte wurden von Menz, Martin Weth und Marianne Mann verlesen.
Eine schöne Idee: Statt vieler trockener Worte ließ man den posthum Geehrten durch seine Zeichnungen und Texte „selber sprechen“. Auf der Leinwand im Festsaal empfing die Gäste gleich eingangs eine Zeichnung Ganzingers, die Heidenfeld von Westen her in den 1950er Jahren zeigte. Weitere Ansichten von Brücken und Straßen folgten, die Zeichnung vom Kreuzes Seela weckte bei einigen dann Erinnerungen an wilde Schlittenfahrten.
Immer wieder wird die Familie des verstorbenen Bauunternehmers, wie Sohn Andreas erzählte, auf Bilder angesprochen, die der Heidenfelder gezeichnet hat und die an öffentlich zugänglichen Orten hängen. So ist zum Beispiel auch im Röthleiner Rathaus die gezeichnete Ortsansicht des „Altenfeldhofs“ zu sehen, die Ganzinger 2009 an den neu gewählten Bürgermeister Albrecht Hofmann überreicht hatte.
Wie ein Schreiben Ganzingers verrät, das der Bürgermeister mit Blick auf das mitgebrachte Bild verlas, stammt die Vorlage der 2008 entstandenen Ortsansicht von Ganzinger selbst, handgezeichnet als Schüler 1953. Andere Zeichnungen wiederum entstanden nach alten Fotos, aber auch im Urlaub, wie Sohn Andreas berichtete.
Die Verleihungsfeier rief gut drei Jahre nach dem Tod Werner Ganzingers bei Familie und Gästen viele Erinnerungen wach, die Ehrenmitgliedschaft erfüllte die Familie jetzt mit Stolz. Nach Johannes Zimmermann (posthum), Pfarrer i.R. Paul Schneider und der Kongregation der Erlöserschwestern ist Werner Ganzinger somit das vierte Ehrenmitglied des noch jungen Heidenfelder Vereins.