Frisches Grün dominiert seit zehn Jahren im Fränkischen Bildstockzentrum Egenhausen. Die Farbe vermittelt die fränkische Landschaft, steht aber auch sinnbildlich für Aktualität. Denn das Thema, die Kulturgeschichte der Bildstöcke oder fränkisch "Marterli", ist nach wie vor präsent für den aufmerksamen Beobachter.
In Franken hat sich seit dem Mittelalter ein so reichhaltiger und vielfältiger Bestand an diesen steinernen Flurdenkmalen entwickelt wie sonst nirgendwo in Deutschland. Gerade in der traditionell katholischen Gegend im Oberen Werntal gibt es besonders viele Bildstöcke in Dorf und Flur, weshalb 2010 das Fränkische Bildstockzentrum (FBZ) in Egenhausen in der ehemaligen Schule eingerichtet wurde.
Bewusstsein schaffen für den historischen Wert der Kleindenkmäler
Es war damals ein Projekt der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal, der Arbeitsgemeinschaft von zehn Gemeinden westlich von Schweinfurt. Ziel war es, ein stärkeres Bewusstsein für den historischen Wert der religiösen Kleindenkmäler und für ihre Erhaltung an ihren originalen Standorten zu wecken. Zudem sollte die Forschung darüber vorangetrieben werden.
Die Gemeinde Werneck agiert als Betreiberin des FBZ. Mit Hilfe von etwa 20 Ehrenamtlichen werden die Öffnungszeiten in dem Museum – bei freiem Eintritt – jeden Sonn- und Feiertag bestritten. Wann das FBZ nach der aktuellen Corona-Zwangspause wieder öffnet, ist derzeit noch ungewiss, zumal Rücksicht auf die meist älteren Freiwilligen genommen wird. Angepeilt wird der 5. Juli.
5000 Personen haben die Dauerausstellung bereits besucht
Seit seiner Eröffnung vor zehn Jahren haben etwa 5000 Personen die Dauerausstellung, das Herzstück des Bildstockzentrums, besucht, weiß David Wald von der Gemeindeverwaltung Werneck. Zu den 3100 Einzelbesuchern kamen rund 1750 Personen hinzu, die an einer der 180 Führungen teilgenommen haben.
Auf 90 Quadratmetern informiert die Ausstellung anschaulich, interaktiv und multimedial über die Geschichte der Bildstöcke. Historische Objekte werden ergänzt mit Hörstationen, etwa mit Sagen über Marterle oder mit Filmen, beispielsweise über die Arbeit der Steinmetze. Weil es in der Nähe des Dorfes etliche Sandsteinbrüche gab, hatten Steinhauer und Steinmetze Arbeit. Ein Film über die Bearbeitung der Rohlinge lässt die Steine lebendig werden.
Wander- und Fahrrad-Touren ausgewiesen
Das gelingt aber am besten in ihrer natürlichen Umgebung in der Landschaft, meint auch Wernecks Bürgermeister Sebastian Hauck. Deshalb wurden drei Wander-und Fahrrad-Routen ausgewiesen, die zu den vielen Bildstöcken im Oberen Werntal führen und sie anhand der Beschreibung in den Karten auch erläutern. Gerade jetzt, wo viele Menschen die heimische Region neu entdecken, sei das ein guter Freizeit-Tipp, so Hauck.
Ausgangspunkt ist das Museum in Egenhausen, von dort führen eine Nord-, eine Süd- und eine Kernroute durch die Landschaft und in die Orte, die reich mit diesen Zeugnissen der Frömmigkeit bestückt sind.
600 Bildstöcke in Datenbank erfasst und beschrieben
Apropos: Etwa 600 Bildstöcke im Oberen Werntal sind über das Bildstockzentrum systematisch in einer Datenbank erfasst und beschrieben. Diese ist Grundlage für Forschungen, aber auch Basis für den Schutz dieser Kleindenkmale. Geplant ist derzeit, die Datenbank zu überarbeiten. Wie überhaupt die Allianz Oberes Werntal unter "Bildstockzentrum 2.0" am Konzept der Einrichtung feilen will.
Weitere Informationen: www.bildstockzentrum.de
