Mit einem von Bischof Friedhelm Hofmann geleiteten Pontifikalgottesdienst in Heilig Geist ist an Christi Himmelfahrt die neue Stadtpfarrei Schweinfurt gegründet worden.
Über 700 Gläubige wohnten dem Zeremoniell mit der Verlesung der Gründungsurkunde durch Domkapitular Christoph Warmuth bei. Die neue große Stadtpfarrei Schweinfurt umfasst gut 20 000 Katholiken und ist deckungsgleich mit dem bisherigen Dekanat Schweinfurt-Stadt.
Feierlicher Einzug in die Kirche Heilig Geist
Bischof Hofmann sprach von einem „wahrlich mutigen Schritt mit langer Vorlaufzeit“. Schweinfurt sei damit zum „Vorweiser des Bistums geworden“. Feierlich zogen die Seelsorger, Pfarrgemeinderäte und Ministranten der bisherigen Pfarreien Sankt Anton, Christkönig, Sankt Josef, Sankt Kilian, Maria Hilf, Sankt Maximilian Kolbe, Sankt Michael, Sankt Peter und Paul und natürlich Heilig Geist, begleitet von Fahnenabordnungen der katholischen Verbände und Vereine in die Urkirche ein. Die Pfarreien sind nun Heilig Geist als Filialgemeinden eingegliedert. Aufgelöst sind damit auch die vier bisherigen Pfarreiengemeinschaften.
Die Stadtpfarrei leitet Pfarrer Joachim Morgenroth, der die neue Verantwortung viel belacht so kommentierte: „Für mich bedeutet das mehr Arbeit“. Der bisherige Dekan, Stefan Redelberger, hatte zum Auftakt an den Auftrag an ihn erinnert, die Kräfte zu bündeln. Kürzlich erfolgte der einstimmige Beschluss von Seelsorgerkonferenz, Dekanatsrat, Pfarrgemeinderatsvorsitzenden und Kirchenpflegern, den nun am Donnerstag vollzogenen Schritt zu gehen.
Redelberger dankte allen an den Diskussionen in diesen drei Jahren Beteiligten für die nicht immer einfache, aber stets faire und effektive Zusammenarbeit. „Der Dialog hat sich bewährt“, sagte Redelberger, der von einem „ganz besonderen Tag“ sprach, für die katholische Kirche und ihn selbst, der er als Dekan gekommen sei und Heilig Geist nun als Pfarrer bzw. Pfarrvikar verlasse.
Abordnungen der bisherigen Pfarreien bringen symbolhaft ihre bisherigen Schwerpunkte ein
Abordnungen der Pfarreien legten dann vor dem Altar die Schwerpunkte ihrer Gemeindearbeit ab. Christkönig (Bergl) etwa einen Stuhl als Symbol für Begegnung, Sankt Kilian ein T-Shirt der Jugendkirche Kross, Peter und Paul einen mit einem Herz umrandeten Globus als Symbol für den Einsatz in Indien, Pakistan, Tansania und Lateinamerika. Der Dekanatsrat lieferte eine Flasche Mineralwasser ab, die neue Stadtkirche solle „genauso spritzig werden“.
Dekanatsratsvorsitzender Werner May erinnerte, dass die Schweinfurter schon lange auf Ebene der Stadt gedacht haben. Er dankte ausdrücklich dem nun Ex-Dekan Redelberger, der den „Prozess vorangetrieben hat“. Gut kamen sein nachträglicher Glückwunsch zum 75. Geburtstags des Bischofs und die kleinen Geschenke für Hofmann, Redelberger und Morgenroth an. Letzterer stand bislang der Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist/Kilian/Michael vor. Er setzt darauf, dass in der Stadtpfarrei katholische Verbände, Seelsorge und Einrichtungen wie der Gesprächsladen oder die Erlöserschwestern in neuer Weise eingebunden werden.
Kirchenstiftungen und Pfarrbüro bleiben erhalten
Der Bischof erinnerte in seiner Predigt an die vor 20 Jahren noch unvorstellbaren gesellschaftlichen Umbrüche, die wegen der Entfernung vieler Menschen vom Glauben auch Veränderungen in der Kirche nötig machten. Die Gründung sei insofern „ein historischer Tag für Schweinfurt“. Die Kirchenstiftungen der bisherigen Pfarreien und Pfarrbüros blieben erhalten, St. Anton werde nach dem Umbau zur Mitte und Begegnungsort für alle.
OB Sebastian Remelé nannte das Zusammenlegen von neun Kirchengemeinden zur Stadtpfarrei Ergebnis eines „jahrzehntelangen Auszehrungsprozesses“. Wie es aber jeder Bürger durch sein Einkaufsverhalten in der Hand habe, etwa den Einzelhandel in der City zu erhalten, habe es jeder in der Hand, ob man die Stadtpfarrei als Auslaufmodell mit weiteren Auszehrungen oder als Chance sehe.
Evangelische Seite erinnerte an die jahrzehntelang gelebte Ökumene
Der stellvertretende evangelische Dekan Heiko Kuschel erinnerte an die in Schweinfurt seit Jahrzehnten gelebte Ökumene. Einen Rückgang bei den Kirchgängern und Pfarrern gebe es auch in der evangelischen Kirche, die auch reagieren müsse. „Wir stehen aber noch am Anfang“, sagte Kuschel. Den fast zweistündigen Festgottesdienst gestaltete der Heilig-Geist-Chor mit. Vor der Kirche fand danach noch Begegnung statt, die viele nutzten.